Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
Murbella und eine Gruppe aus Gildenmännern und Schwestern von Kurierdrohnen in den Saal geführt wurden, stellte Duncan alle Fragen zurück und blickte sie nur an.
Sie blieb abrupt stehen. »Duncan ... nach über zwei Jahrzehnten hast du dich kaum verändert.«
Darüber musste er lachen. »Ich habe mich mehr verändert, als ein Instrument messen könnte.« Alle Maschinen in der Halle und der ganzen Stadt wandten sich bei dieser Bemerkung Duncan zu.
Murbella und er umarmten sich, ohne darüber nachzudenken, ob dieser Kontakt ihre alten Gefühle neu entfachen würde. Doch jeder der beiden spürte die Veränderungen, die der andere durchgemacht hatte. Der Fluss der Zeit hatte einen tiefen Canyon zwischen ihnen gegraben.
Als er Murbella berührte, empfand Duncan eine bittersüße Traurigkeit, während ihm bewusst wurde, wie viel Schaden ihre süchtig machende Liebe bei ihm angerichtet hatte. Zwischen ihnen würde es nie mehr so sein wie früher, vor allem jetzt, nachdem er der Kwisatz Haderach war. Er führte die Denkmaschinen, aber er war nicht ihr neuer Allgeist, nicht ihr neuer Meister. Er wusste nicht einmal, ob sie ohne eine Kontrollinstanz existieren konnten. Sie mussten sich anpassen oder sterben – etwas, das Menschen seit Jahrtausenden getan hatten.
Auf der anderen Seite der Halle sah Duncan das Funkeln in Sheeanas Augen – eher aus aufrichtiger Sorge als aus Eifersucht. Eine Bene Gesserit würde sich niemals der Schwäche der Eifersucht hingeben. Sheeana war sogar eine so loyale Bene Gesserit, dass sie das Nicht-Schiff von Ordensburg gestohlen hatte und mit ihren Anhängern geflohen war, statt sich mit den Veränderungen abzufinden, die Murbella der Schwesternschaft aufgezwungen hatte.
Er sprach zu beiden Frauen. »Wir haben uns aus den Fallstricken befreit, die wir uns gegenseitig gestellt haben. Ich brauche dich, Murbella – und dich, Sheeana. Und die Zukunft braucht uns alle mehr, als ich ausdrücken kann.« Unzählige Maschinengedanken rasten durch seinen Geist und machten ihm plötzlich bewusst, dass viele menschliche Planeten Hilfe benötigten, die nur er ihnen gewähren konnte.
Mit einem Gedankenbefehl schickte er die Wachroboter aus der Halle, die in militärischer Formation nach draußen marschierten. Dann erweiterte er seinen Geist auf die leeren Bahnen des Tachyonennetzes und das Universum. Als er unvermittelt Kontakt zu allen Schiffen der menschlichen Verteidigungsflotte hatte, die mit den Maschinen der ixianischen Verräter ausgestattet waren, genauso wie zu den Schlachtschiffen, die unter Omnius' Kommando gestanden hatten – die nun Duncan unterstanden –, rief er die Einheiten zum ehemaligen Maschinenplaneten zurück, indem er sie alle gleichzeitig durch den Faltraum zog. Alle würden hier über Synchronia erscheinen.
»Du, Murbella, wurdest frei geboren, als Geehrte Mater ausgebildet und schließlich zu einer Bene Gesserit gemacht, damit du die losen Enden miteinander verknüpfst. Und du warst eine Synthese zwischen den Geehrten Matres und den Bene Gesserit, wie ich nun eine Verschmelzung der freien Menschheit und der Denkmaschinen bin. Ich gehöre beiden Bereichen an, ich verstehe beide und erschaffe eine Zukunft, in der beide gedeihen werden.«
»Und ... wer bist du geworden, Duncan?«, fragte Sheeana.
»Ich bin sowohl der letzte Kwisatz Haderach als auch eine neue Form des Allgeistes – und ich bin keins von beidem. Ich bin etwas anderes.«
Erschrocken blickte sich Murbella zu Sheeana um, bevor sie sich wieder ihm zuwandte. »Duncan! Die Denkmaschinen sind seit der Zeit vor Butlers Djihad unsere Todfeinde – seit mehr als fünfzehntausend Jahren!«
»Ich beabsichtige, diesen gordischen Knoten der Missverständnisse aufzulösen.«
»Missverständnisse? Die Denkmaschinen sind schuld am Tod von Billionen Menschen! Allein die Seuche auf Ordensburg hat ...«
»Das ist der Preis für Inflexibilität und engstirnigen Fanatismus. Todesopfer sind oft einfach nur überflüssig. Geehrte Matres und Bene Gesserit, Menschen und Denkmaschinen, Herz und Geist. Ist es nicht so, dass unsere Unterschiede uns eher gegenseitig stärken als vernichten?« Die unglaubliche Informationsmenge, die er von Erasmus bekommen hatte, wurde durch die Weisheit gemäßigt, die er in zahllosen Leben erworben hatte. »Unser Kampf ist zu Ende. Wir sind an einem Scheideweg angelangt.« Er spannte eine Hand und spürte, wie da draußen ungezählte Denkmaschinen horchten und warteten. »Wir haben jetzt die
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