Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
schlackige Mondlandschaft verwandelt, sondern auch große Staubwolken aufgewirbelt, die zum Teil noch immer in der Atmosphäre trieben, obwohl bereits Jahrzehnte vergangen waren. Die Coriolisstürme mussten schlimmer als je zuvor sein.
Er und seine Assistenten würden wahrscheinlich spezielle Schutzanzüge und zusätzliche Atemmasken tragen müssen. Ihre kleinen Unterkünfte mussten versiegelt und künstlich mit Luft versorgt werden. Doch das störte Waff nicht. Schließlich war es kaum anders, als einen Destillanzug zu tragen – vielleicht graduell, aber nicht fundamental anders.
Sein Leichter kreiste über den Trümmern einer Metropole, die in den Tagen von Muad'dib den Namen Arrakeen getragen hatte. Während der Herrschaft des Gottkaisers hatte man sie als Festivalstadt Onn bezeichnet und noch später – nach dem Tod Letos II. – als Keen. Da er sich nun keine Sorgen wegen der Geheimhaltung mehr machen musste, nachdem sich die Seewürmer erfolgreich auf Buzzell eingelebt hatten, war Waff zufrieden, dass er vier Assistenten hatte, die ihm bei der harten Arbeit halfen, die ihn auf der verwüsteten Welt erwartete.
Als er die Oberfläche betrachtete, erkannte er grobe geometrische Figuren, die einst Straßen und Gebäude gewesen waren. Zu seiner Überraschung entdeckte er im trüben Tageslicht außerdem zahlreiche Quellen künstlicher Beleuchtung und ein paar dunklere Strukturen, die offenbar erst vor kurzem errichtet worden waren. »Da unten scheint es ein Lager zu geben. Wer könnte auf Rakis etwas zu suchen haben? Aus welchem Grund sind sie hierher gekommen?«
»Aus dem gleichen wie wir«, sagte ein Gildenmann. »Gewürz.«
Er schüttelte den Kopf. »Hier gibt es praktisch nichts mehr davon, nicht bevor wir die Sandwürmer zurückgebracht haben. Niemand sonst besitzt die Fähigkeiten, die dazu nötig sind.«
»Vielleicht Pilger? Es könnte immer noch Menschen geben, die sich auf eine Hadj begeben«, sagte ein zweiter Assistent. Waff wusste, dass sich ein unüberschaubares Gewirr aus Sekten und religiösen Splittergruppen um Rakis geistiges Erbe gebildet hatte.
»Mit höherer Wahrscheinlichkeit sind es Schatzjäger«, sagte ein dritter Gildenmann.
Waff zitierte leise aus den Shariat-Gesängen: »Wenn sich Gier und Verzweiflung verbinden, schaffen die Menschen Übermenschliches – wenn auch aus falschen Motiven.«
Er überlegte, ob er sich eine andere Stelle für ihr Basislager aussuchen sollte, doch dann freundete er sich mit der Idee an, dass eine Zusammenarbeit mit den Fremden ihnen allen helfen mochte, besser in der lebensfeindlichen Umgebung zurechtzukommen. Niemand wusste, wann – oder ob – Edrik zurückkehrte, um sie wieder abzuholen, oder wie lange das Sandwurmprojekt dauern oder wie lange Waff noch leben würde. Er hatte vor, den Rest seiner Tage hier zu verbringen.
Nachdem der Leichter am Rand des Lagers gelandet war, warteten die Gildenmänner auf Anweisungen von Waff. Der Tleilaxu setzte sich eine Schutzbrille gegen den ätzenden Wind auf und stieg aus. Auf längeren Exkursionen würde er eine Atemunterstützungsmaske tragen müssen, aber die Atmosphäre von Rakis war erstaunlich gut atembar.
Sechs große und verdreckte Männer kamen ihm aus dem Lager entgegen. Sie hatten die Köpfe mit Lumpen umwickelt und hielten Messer und antike Maula-Pistolen in den Händen. Ihre Augen waren von roten Äderchen durchzogen, ihre Haut war rau und rissig. Der vorderste der Männer hatte zottiges schwarzes Haar, einen breiten Brustkorb und einen steinharten Spitzbauch. »Ihr habt Glück, dass ich neugierig bin, warum ihr hier seid. Andernfalls hätten wir euch längst vom Himmel gepustet.«
Waff hob die Hände. »Wir wollen euch nichts zuleide tun, wer auch immer ihr seid.«
Fünf Männer hoben die Maula-Pistolen, und der sechste fuhr mit der Messerklinge durch die Luft. »Wir haben Rakis für uns beansprucht. Alles Gewürz, das es hier gibt, gehört uns.«
»Ihr beansprucht einen ganzen Planeten für euch allein?«
»Ja, den ganzen verdammten Planeten.« Der erste Mann warf sein schwarzes Haar zurück. »Ich bin Guriff, und das sind meine Prospektoren. Im verbrannten Sand ist nur noch verdammt wenig Gewürz übrig, und es gehört uns.«
»Dann sollt ihr es haben«, sagte Waff mit einer leichten Verbeugung. »Wir haben andere Interessen als geologische Forscher und Archäologen. Wir möchten Messungen durchführen und Experimente machen, um das Ausmaß des Schadens am Ökosystem zu bestimmen.«
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