Dune 08 - Die Erlöser des Wüstenplaneten
tödlich verwundete Geschöpf war nicht mehr in der Lage, sich tief genug einzugraben, um der giftigen Feuchtigkeit zu entkommen. Es wand sich noch eine Weile in Todeszuckungen, bis es schließlich ein letztes Mal erzitterte und dann erstarrte.
Stilgar nickte mit grimmiger Miene. »Das Leben in der Wüste stellt harte Anforderungen, die zu harten Entscheidungen zwingen.« Er musste die Tatsache akzeptieren, dass dieser Wurm eigentlich nichts auf Qelso zu suchen hatte. Das galt für alle Würmer. Auf dem Rückflug zum Lager begegneten sie einem zweiten Wurm, der von den Vibrationen des Triebwerks angelockt wurde. Die Kämpfer leerten die Wasserreservoirs, und der zweite Wurm fand ein noch schnelleres Ende.
Liet und Stilgar saßen in unbehaglichem Schweigen in der Kabine, unter dem Eindruck dessen, was sie gesehen hatten, und des Kampfes, an dem sie freiwillig teilgenommen hatten. »Obwohl sie ihre Erinnerungen noch nicht wiedergefunden hat«, sagte Liet, »bin ich froh, dass meine Tochter Chani das nicht gesehen hat.«
Obwohl ausgelassene Stimmung unter den Kämpfern an Bord des Fluggeräts herrschte, murmelten die beiden jungen Männer Gebete der Fremen und erinnerten sich an Arrakis. Stilgar beklagte immer noch, was sie gesehen und getan hatten, als Var einen erstickt klingenden Warnruf ausstieß.
Plötzlich wurden sie von seltsamen Schiffen umschwärmt.
40
Ihr seht nur Schroffheit, Verheerung und Hässlichkeit. Ihr seht es, weil ihr kein Vertrauen habt. Ich sehe überall ein potenzielles Paradies, denn Rakis ist der Geburtsort meines geliebten Propheten.
Tleilaxu-Meister Waff
Als er den ersten Blick auf Rakis warf, lösten die trostlosen Ruinen tiefe Bestürzung in Waffs Herzen aus. Doch als Edriks Heighliner ihn und die kleine Gruppe aus Gildenassistenten dort absetzte, erlebte er die Freude, wieder den Fuß auf den Wüstenplaneten setzen zu dürfen. Er spürte die heilige Berufung tief in seinen Knochen.
In seinem vorigen Leben hatte er auf diesem Sand gestanden, von Angesicht zu Angesicht mit dem Propheten. Gemeinsam mit Sheeana und der Ehrwürdigen Mutter Odrade war er auf einem großen Wurm zu den Ruinen von Sietch Tabr hinausgeritten. Seine Ghola-Erinnerungen waren unvollständig und unsicher, zerrissen von ärgerlichen Lücken. Waff konnte sich nicht an seine letzten Momente erinnern, als die Huren sich dem Planeten genähert und ihre schrecklichen Auslöscher eingesetzt hatten. War er losgerannt, um irgendwo Schutz zu suchen, obwohl es sinnlos war? Hatte er sich wie Lots Frau noch einmal umgedreht, um einen letzten Blick auf die dem Untergang geweihte Stadt zu werfen? Hatte er gesehen, wie Explosionen und Feuerbälle in den Himmel aufstiegen und auf ihn zurasten?
Doch die Zellen eines neuen Waff-Gholas waren bereits im Zuge des üblichen Vorgehens in einem Axolotl-Tank in Bandalong herangezüchtet worden. Der geheime Rat des Kehl hatte die serielle Unsterblichkeit aller Tleilaxu-Meister beschlossen, lange bevor irgendwer von den Geehrten Matres gehört hatte. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war die Erweckung der Erinnerungen seines vergangenen Lebens während einer Grand-Guignol-Inszenierung, als die brutalen Frauen einen seiner Zwillinge nach dem anderen ermordet hatten, bis einer von ihnen – er – in eine so tiefe Verzweiflung gestürzt worden war, dass er die Ghola-Barriere durchbrochen und Zugang zu seiner Vergangenheit erhalten hatte. Zumindest zu einem Teil.
Doch erst jetzt sah Waff mit eigenen Augen das Armageddon, das die Huren auf dieser heiligen Welt angerichtet hatten.
Das Ökosystem von Rakis war gründlich zerstört worden. Die Hälfte der Atmosphäre war verbrannt, der Boden sterilisiert, die meisten Lebensformen abgestorben – vom mikroskopisch kleinen Sandplankton bis zu den gigantischen Sandwürmern. Der alte Wüstenplanet war dagegen ein angenehmer Ort voller Leben gewesen.
Der Himmel war dunkelviolett mit einer Spur von Orange. Während ihr Schiff kreiste und nach einer Stelle suchte, die weniger höllenhafte Bedingungen aufwies, studierte Waff ein Instrument, das atmosphärische Messwerte zeigte. Die Luftfeuchtigkeit war abnormal hoch. In früheren geologischen Zeiträumen hatte es offenes Wasser auf Arrakis gegeben, aber die Sandforellen hatten sämtliche Vorkommen versiegelt. Während der Bombardierung mussten die unterirdischen Flüsse und Seen verdampft sein.
Die grausamen Waffen der Geehrten Matres hatten die weichen Dünen nicht nur in eine
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