Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
Gilde hätte liebend gerne eine preiswertere und zuverlässigere Quelle. Sie könnte Arrakis ganz aufgeben, wenn die Angelegenheit zu schwierig wird.«
»Dann stehen wir als einzige im Regen«, knurrte Rabban. »Jeder wird auf dem Haus Harkonnen herumtrampeln.«
Der Mentat schloss die Augen zur Hälfte, während er die Analyse des Problems fortsetzte. »Wir können nicht einmal eine offizielle Beschwerde im Landsraad einreichen. Das Wissen um einen Gewürzersatz würde nur Futterneid zwischen den Familien auslösen. Die politischen Bündnisse haben sich in letzter Zeit verschoben, und mehrere Häuser hätten nichts dagegen, wenn unser Monopol gebrochen würde. Ihnen kann es nur recht sein, wenn der Melangepreis ins Bodenlose stürzt. Die einzigen Verlierer wären jene, die sehr viel in die Anlage geheimer und illegaler Vorräte oder in die kostspielige Gewürzernte auf Arrakis investiert haben.«
»Mit anderen Worten: Wir sind wieder die Dummen – und einige unserer engsten Verbündeten«, sagte der Baron.
»Die Bene Gesserit und insbesondere dein spezieller Liebling hätten sicherlich auch sehr gerne eine billige Quelle zur Verfügung.«
Der Baron warf seinem Neffen einen finsteren Blick zu. Rabban lachte nur. »Was können wir also dagegen unternehmen!«
De Vries antwortete, ohne sich zuvor mit dem Baron abzusprechen. »Das Haus Harkonnen muss das Problem ganz allein lösen. Wir können keinerlei Hilfe von außen erwarten.«
»Wir sollten nicht vergessen, dass wir Arrakis nur als Quasi-Lehen besitzen«, sagte der Baron. »Und zwar mit Duldung durch die MAFEA und den Imperator. Das könnte nun zu einem Haken werden, an dem sie uns aufhängen können, bis wir ausgetrocknet sind. Wir müssen äußerst vorsichtig sein.«
»Unsere militärische Schlagkraft ist nicht groß genug, um gegen all diese Feinde zu kämpfen«, sagte Rabban.
»Wir müssen subtil vorgehen«, schlug de Vries vor.
»Subtil?« Der Baron hob erstaunt die Augenbrauen. »Na gut, ich bin bereit, mal etwas ganz Neues auszuprobieren.«
»Wir könnten die Forschungen der Tleilaxu auf Ix sabotieren«, sagte de Vries, »oder sie am besten ganz zum Erliegen bringen. Ich schlage vor, dass das Haus Harkonnen eine Reihe von Vermögenswerten liquidiert, eine größere Bargeldreserve anlegt und so viel Gewinn wie möglich aus der derzeitigen Gewürzproduktion herausschlägt, weil die Geschäfte jeden Moment obsolet werden könnten.«
Der Baron warf Rabban einen Blick zu. »Wir müssen alles herausquetschen, was geht. Ach ja, ich werde deinem Trottel von Vater sagen, dass er die Walpelzgewinnung auf Lankiveil forcieren soll. Wir müssen unsere Kassen vollstopfen. Die bevorstehenden Auseinandersetzungen könnten unsere Reserven ansonsten sehr schnell erschöpfen.«
Der Mentat wischte sich einen roten Tropfen von den Lippen. »All das muss unter größtmöglicher Geheimhaltung organisiert werden. Die MAFEA verfolgt aufmerksam unsere finanziellen Aktivitäten und würde es sofort bemerken, wenn wir uns plötzlich ungewohnt verhalten. Vorerst dürfte es das Beste sein, wenn wir nichts gegen die Tleilaxu-Forschungen unternehmen. Wir wollen schließlich nicht, dass sich die MAFEA oder die Gilde gemeinsam mit unserem neuen Imperator gegen das Haus Harkonnen stellt.«
»Wir müssen dafür sorgen, dass das Imperium von uns abhängig bleibt«, sagte der Baron.
Rabban runzelte die Stirn und versuchte sich mit roher Gewalt durch die Konsequenzen zu kämpfen. »Aber wenn sich die Tleilaxu auf Ix verschanzt haben, wie sollen wir dann ihr Forschungsprojekt zerstören, ohne dass alles ans Licht kommt? Ohne dass wir uns als Drahtzieher offenbaren und all unsere Feinde gegen uns aufbringen?«
De Vries lehnte sich zurück, um die sexuellen Darstellungen an den Wänden zu betrachten. Die verwesenden Leichen hingen wie erwischte Voyeure in den Schaukästen. Als sein Geist die Berechnungen abgeschlossen hatte, sagte er: »Wir brauchen jemand anderen, der für uns kämpft. Am besten, ohne dass er es weiß.«
»Wen?«, fragte Rabban.
»Deshalb haben wir Piter mitgebracht«, sagte der Baron. »Wir brauchen Vorschläge.«
»Der optimale Kandidat«, sagte de Vries, »wäre das Haus Atreides.«
Rabbans Kinnlade klappte herunter. »Die Atreides würden niemals in unserem Auftrag kämpfen.«
De Vries hatte sofort eine Erwiderung parat. »Nach dem Tod des alten Herzogs ist das Haus gegenwärtig sehr instabil. Paulus' Nachfolger Leto ist ein ungestümer Grünschnabel. Er hat
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