Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
versuchte, sah er sich durch sein Schweigen enttäuscht.
Nach einer Weile meldete sich Fenring wieder zu Wort. »N'kee ist als langsam wirkendes Gift konzipiert. Wir haben viel Arbeit in unseren Plan gesteckt, und deine Ungeduld wird höchstens zu Schaden und erhöhtem Risiko führen. Ein plötzlicherer Tod hätte zweifellos den Verdacht des Landsraads erregt, nicht wahr, hmmm? Man würde jeden Stolperstein, jeden Skandal ausnutzen, um deine Position zu schwächen.«
»Aber ich bin der rechtmäßige Erbe des Hauses Corrino!«, sagte Shaddam mit heiserem Flüstern. »Wie können sie diese Tatsache infrage stellen?«
»Wenn du den Thron des Imperators besteigst, schleppst du das gesamte damit verbundene Gepäck mit – all die Verpflichtungen, langjährigen Feindschaften und Vorurteile. Mach dir nichts vor, mein Freund, der Imperator ist lediglich eine nicht unerhebliche Macht zwischen all den anderen, die das feine Gewebe unseres Imperiums bilden. Wenn sich alle anderen Häuser gegen uns verbünden würden, könnten selbst die schlagkräftigen Sardaukar-Legionen deines Vaters nichts mehr ausrichten. Es ist nur so, dass niemand es wagt, ein solches Risiko einzugehen.«
»Wenn ich auf dem Thron sitze, werde ich versuchen, die Stellung des Imperators zu stärken, damit dieser Titel wieder etwas bedeutet.« Shaddam trat vom Sternenskop zurück.
Fenring schüttelte mit übertriebenem Bedauern den Kopf. »Ich würde jederzeit einen kompletten Frachtraum voller erstklassiger Walpelze darauf verwetten, dass die meisten deiner Vorgänger seit der Großen Revolte vor ihren Beratern genau dasselbe geschworen haben.« Er atmete tief durch und verengte die großen, dunklen Augen. »Selbst wenn das N'kee wie geplant wirkt, musst du immer noch ein weiteres Jahr abwarten ... also bleib ruhig. Tröste dich mit den zunehmenden Anzeichen des Alterns, die wir bei deinem Vater beobachtet haben. Ermutige ihn, mehr Gewürzbier zu trinken.«
Eingeschnappt wandte sich Shaddam wieder der Optik zu und studierte die Zeichen auf der Hülle des Heighliners, die Seriennummer der ixianischen Werft, die Kartusche der Raumgilde. Im Innenraum tummelten sich Fregatten von verschiedenen Häusern, die im Auftrag der MAFEA Fracht und wichtige Aufzeichnungen transportierten, die für die Bibliotheken von Wallach IX bestimmt waren.
»Übrigens ... an Bord dieses Heighliners hält sich eine interessante Person auf«, sagte Fenring.
»Ach ja?«
Fenring verschränkte die Arme über der schmalen Brust. »Eine Person, die zu einer Tleilaxu-Station unterwegs ist und bei der es sich um einen einfachen Vertreter für Pundi-Reis und Chikarba-Wurzeln zu handeln scheint. Dieser Jemand wird deine Botschaft an die Tleilaxu-Meister überbringen, deinen Vorschlag, sich mit ihnen zu treffen und darüber zu reden, dass das Imperium heimlich ein Großprojekt finanzieren könnte, das die Herstellung eines Ersatzes für die Gewürzmelange zum Ziel hat.«
»Meinen Vorschlag? Ich habe nie einen solchen Vorschlag gemacht!« Shaddams Gesicht verzog sich angewidert.
»Ähm-hmm ... doch das habt Ihr, mein Prinz. Ach, es ist einfach eine geniale Idee, unorthodoxe Tleilaxu-Methoden einzusetzen, um synthetisches Gewürz zu entwickeln! Jetzt kannst du deinem Vater beweisen, wie intelligent du bist.«
»Schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe, Hasimir. Es war deine Idee.«
»Du lehnst die Ehre ab?«
»Ich bin nicht im Geringsten daran interessiert.«
Fenring hob die Augenbrauen. »Aber du bist doch daran interessiert, das Arrakis-Monopol zu brechen und dem kaiserlichen Haus eine eigene, unbegrenzte Melange-Quelle zu eröffnen. Oder etwa nicht?«
Shaddam verzog das Gesicht. »Natürlich will ich das.«
»Dann werden wir unbemerkt einen Tleilaxu-Meister herbringen lassen, damit er dem Imperator genau diesen Vorschlag unterbreiten kann. Schon bald werden wir sehen, wie weit Elrood zu gehen bereit ist.«
24
Blindheit kann neben der Unfähigkeit des Sehens viele andere Formen annehmen. Fanatiker sind häufig in ihren Gedanken blind, Führer in ihren Herzen.
Die Orange-Katholische Bibel
Leto lebte nun schon seit Monaten als Ehrengast von Ix in der unterirdischen Stadt Vernii. Inzwischen hatte er sich einigermaßen an die Seltsamkeit seiner neuen Umgebung, die Routine und die von sich selbst überzeugte ixianische Sicherheit gewöhnt – so sehr, dass er sorglos wurde.
Prinz Rhombur war ein chronischer Langschläfer, während Leto das genaue Gegenteil
Weitere Kostenlose Bücher