Dune - Frühe Chroniken 01 - Das Haus Atreides
vertrieben die Schatten und erfüllten die Luft mit grellem Schein. Die Höhle war so groß, dass der Baulärm nicht als Echo zurückgeworfen wurde, sondern in der Ferne verhallte.
Als er einen Eingang zu den tiefer nach unten führenden Tunnel sah und da bisher niemand Anstoß an seinem Hiersein genommen hatte, entschied Leto, dass er die Gelegenheit nutzen sollte, mehr über die Kultur der Suboiden zu erfahren. Vielleicht stieß er auf Dinge, die nicht einmal Rhombur über seine eigene Welt wusste.
Als ein Arbeitertrupp in Overalls aus dem Eingang kam, schlüpfte Leto an ihnen vorbei. Er drang in die Tunnel ein, stieg auf Treppen nach unten, kam an völlig identischen, in den Fels gehauenen Wohnquartieren vorbei. Sie erinnerten ihn an die Waben eines Insektenbaus. Doch hier und dort gab es Anzeichen privater Gemütlichkeit: farbenfrohe Stoffe oder Wandteppiche, Zeichnungen und Bilder an den Steinwänden. Dazu Essensgerüche, leise Gesprächsfetzen, aber keine Musik und kaum Lachen.
Er dachte an die Tage, die er in den hängenden Hochhäusern mit Lernen und Faulenzen verbracht hatte, an die blitzsauberen Fußböden, die mit Ser-Chrom und Facettenfenstern aus Kristallplaz verzierten Räume, die weichen Betten und bequemen Kleider, das exquisite Essen.
Auf Caladan konnten sich gewöhnliche Bürger jederzeit mit Gesuchen an den Herzog wenden. Leto erinnerte sich daran, wie er und sein Vater über die Marktplätze spaziert waren, um mit den Händlern und Handwerkern zu reden, um sich als Menschen und nicht als gesichtslose Herrscher zu zeigen.
Er glaubte, dass sich Dominic Vernius gar nicht der Unterschiede zwischen sich und seinem alten Kameraden Paulus bewusst war. Der herzliche, kahlköpfige Graf widmete seine gesamte Aufmerksamkeit seiner Familie und den Arbeitern in seiner unmittelbaren Umgebung, während er die industrielle Produktion und Geschäftspolitik im Auge behielt, um die Reichtümer von Ix zu vermehren. Aber die Suboiden betrachtete Dominic ausschließlich als Produktionsmittel. Sicher, er sorgte dafür, dass sie es gut hatten, genauso wie er am tadellosen Zustand seiner wertvollen Maschinen interessiert war. Aber Leto fragte sich, ob Rhombur und seine Familie die Suboiden wie Menschen behandelten.
Er befand sich bereits tief unter dem Höhlenboden und bemerkte, dass die Luft immer stickiger geworden war. Gleichzeitig wurden die Tunnel immer dunkler und leerer. Die stilleren Gänge führten tiefer in offene Räume, Gemeinschaftsbereiche, aus denen er Stimmen und die Geräusche menschlicher Körper hörte. Er wollte schon umkehren, weil ein Tag mit vollem Programm vor ihm lag, mit Studien und Vorträgen über die Planung und Umsetzung von Produktionsprozessen. Rhombur hatte wahrscheinlich noch gar nicht gefrühstückt.
Neugierig blieb Leto vor dem Durchgang stehen, um zu sehen, wie viele Suboiden sich in einem Gemeinschaftsraum versammelt hatten. Er konnte keine Stühle oder Sitzbänke erkennen, und tatsächlich standen alle Anwesenden. Er horchte auf die hallende, seltsam leidenschaftslose Stimme eines Suboiden, eines muskulösen, untersetzten Mannes an der Frontseite des Raums. In seiner Stimme und in seinen leuchtenden Augen entdeckte Leto Empfindungen, die ihn verblüfften, wenn er sie mit dem verglich, was er über die Suboiden gehört hatte.
» Wir bauen die Heighliner«, sagte der Mann, der allmählich die Lautstärke steigerte. » Wir stellen alle technischen Produkte her, und dennoch treffen wir keine Entscheidungen. Wir tun nur, was uns befohlen wird, selbst wenn wir wissen, dass die Pläne falsch sind!«
Ein Raunen ging durch die Menge der Suboiden.
»Einige der neuen Techniken gehen über das hinaus, was nach den Bestimmungen der Großen Revolte erlaubt ist. Wir bauen Denkmaschinen. Wir müssen gar nicht die Konstruktionspläne verstehen, weil wir genau wissen, was sie leisten werden!«
Leto zog sich unbehaglich in den Schatten des Gangs zurück. Er hatte sich häufig genug unter gewöhnlichen Menschen bewegt, um normalerweise keine Angst vor ihnen zu haben. Aber hier ging etwas Seltsames vor sich. Er wäre am liebsten davongelaufen, trotzdem musste er unbedingt zuhören ...
»Als Suboiden haben wir keinen Anteil an den Profiten der ixianischen Technik. Wir führen ein einfaches Leben mit wenigen Ansprüchen – aber wir haben unsere Religion. Wir lesen die Orange-Katholische Bibel und wissen in unseren Herzen, was richtig und was falsch ist.« Der Sprecher hob eine kräftige,
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