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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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zurückgebliebenen Marotin, während frühere Harkonnen-Generationen es als Akt der Gnade betrachtet hätten, das Kind zu töten.
    Leider wurde sein ältester Sohn Wladimir immer bösartiger, je liebevoller sich Dmitri verhielt – als bestünde ein direkter Zusammenhang. Wladimirs Mutter Victoria hatte sich alle Mühe gegeben, in ihrem Sohn die Gier nach Macht zu entfachen.
    Wir sind so unterschiedlich.
    Während sich Abulurd in der steinernen Zelle auf das subtile Farbenspiel der Kerzenflammen konzentrierte und meditierte, bedauerte er es nicht, den Fußstapfen seines Halbbruders nicht gefolgt zu sein. Er hatte weder den Sinn noch den Mut für Taten, an denen der Baron so großen Gefallen fand.
    Er lauschte auf die fernen Schwingungen der Mönchsgesänge und dachte über seinen Familienstammbaum nach. Er hatte niemals verstanden, warum sein Vater ihn Abulurd genannt hatte – ein Name, mit dem seit den Tagen von Butlers Djihad nur Verachtung und Niedertracht assoziiert wurde. Der ursprüngliche Abulurd Harkonnen war nach der Schlacht von Corrin wegen Feigheit verbannt worden und auf ewig in Ungnade gefallen.
    Es war der endgültige Sieg der Menschen gegen die Denkmaschinen gewesen. Während des letzten Aufgebots auf der legendenumwobenen Brücke von Hrethgir hatte Abulurds Namensvetter etwas getan, an dem sämtliche siegreichen Parteien Anstoß genommen hatten. Gleichzeitig war es der Anlass für die Feindschaft zwischen den Harkonnens und Atreides gewesen. Diese Blutfehde währte nun schon seit Jahrtausenden. Doch genauere Einzelheiten waren unbekannt, und es gab keine weiteren Hinweise.
    Was hat mein Vater gewusst? Was hat jener andere Abulurd wirklich in der Schlacht von Corrin getan? Welche Entscheidung hat er an der Brücke getroffen?
    Vielleicht hatte Dmitri die Angelegenheit gar nicht als Schande betrachtet. Vielleicht hatten die siegreichen Atreides lediglich die Geschichte umgeschrieben, nach der langen Zeit nur die Tatsachen verfälscht, um die Harkonnens in ein ungünstiges Licht zu rücken. Seit der Großen Revolte hatten Mythen das Mauerwerk der Geschichte wie Efeu umrankt und die Wahrheit verschleiert.
    Erschaudernd nahm Abulurd einen tiefen Atemzug, der vom Duft der Räucherkerzen erfüllt war.
    Emmi spürte das Unbehagen ihres Mannes und streichelte seinen Nacken. Sie blickte ihn mit einem bittersüßen Lächeln an. »Es wird einige Zeit dauern«, sagte sie, »aber ich denke, dass wir an diesem heiligen Ort vielleicht doch etwas Frieden finden.«
    Abulurd nickte und schluckte schwer.
    Er ergriff Emmis Hand und führte sie an seine Lippen, um die runzlige Haut über ihren Knöcheln zu küssen. »Auch wenn ich all meinen Reichtum und meine Macht verloren habe ... auch wenn ich meine beiden Söhne verloren habe ... so habe ich immer noch dich. Und du bist mir mehr wert als alle Schätze des Imperiums.« Er schloss die blassblauen Augen. »Ich wünschte nur, wir könnten zur Entschädigung etwas Gutes für Lankiveil tun, für all die Menschen, die meinetwegen so viel Schlimmes erleiden mussten.«
    Gequält presste er die Lippen zusammen, und vor seinen Augen schimmerte ein dünner Tränenschleier, hinter dem die Bilder nicht verblassen wollten: Glossu Rabban, wie er mit Walblut besudelt im Licht der Scheinwerfer am Ende des Piers stand ... Bifrost Eyrie, wie es von Rabbans Truppen verwüstet wurde ... der fassungslose Ausdruck auf Onir Rautha-Rabbans Gesicht, bevor die Männer ihn in den Abgrund stießen ... und die arme Fischköchin ... Abulurd erinnerte sich genau an den Geruch ihres verbrannten Fleisches, an den Lärm des umgestürzten Kochtopfes, an das Wasser, das sich über den Holzboden ergoss und von der Schürze der Toten aufgesogen wurde. Das schreiende Baby ...
    Lag die Zeit schon so lange zurück, in der das Leben noch gut und friedlich gewesen war? Wie viele Jahre war es her, seit er die einheimischen Fischer das letzte Mal auf einer friedlichen Waljagd begleitet hatte? Als sie den Albino-Wal erlegt hatten ...
    Er schrak zusammen, als er sich plötzlich an den künstlichen Eisberg erinnerte, an das gewaltige, illegale Gewürzlager, das in den arktischen Gewässern versteckt war. Ein Schatz, der größer war als alles, was dieses Volk sich vorstellen konnte. Dieses Versteck war genau unter Abulurds Nase angelegt worden, zweifellos auf Anweisung seines Halbbruders.
    Unvermittelt erhob er sich und lächelte. Abulurd konnte sein Entzücken nicht verbergen. Er sah seine Frau an, die nicht

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