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Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen

Titel: Dune - Frühe Chroniken 02 - Das Haus Harkonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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aus Knochen, und die Sehnen in seiner Kehle bewegten sich wie Seilzüge, als er mit geisterhaft verzerrter Stimme sprach.
    »Ich habe überlebt, und ich habe gesehen. Aber vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich einfach gestorben wäre.«

75
     
    Wer seine Sünden akzeptiert, kann damit leben. Wer sie nicht akzeptiert, wird unerträgliche Konsequenzen erleiden.
    Meditationen aus Bifrost Eyrie,
    Texte des Buddhislam
     
     
    In den Monaten nach der Entführung seines neugeborenen Sohnes trieb sich Abulurd Harkonnen beinahe in den Wahnsinn. Er war ein gebrochener Mann und hatte sich erneut von der Welt zurückgezogen. Alle Diener waren entlassen worden. Zusammen mit seiner Frau belud er einen einzigen Ornithopter nur mit ihrem allerwichtigsten Besitz.
    Dann brannten sie das Blockhaus nieder, bis alle Erinnerungen nur noch Asche und Rauch waren. Die Wände, das Dach und die Stützbalken brannten lichterloh wie ein Scheiterhaufen vor dem trüben Himmel Lankiveils. Das große Holzgebäude war jahrzehntelang Abulurds und Emmis Heim gewesen, der Ort, an dem sie glücklich gewesen waren. Doch nun gingen sie, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Emmi und er flogen über die Berge, bis sie in einer stillen Bergstadt landeten. Sie trug den Namen Veritas, was ›Wahrheit‹ bedeutete. Die buddhislamische Gemeinde hatte sie wie eine Festung unter einem schützenden Granitvorsprung angelegt, der aus der Hauptmasse des Berges hervorragte. Im Lauf der Jahrhunderte hatten die Mönche die Höhle erweitert und ein Labyrinth aus Tunneln und Zellen geschaffen, in die sie sich zur Meditation zurückziehen konnten.
    Abulurd Harkonnen hatte sehr viel zu kontemplieren, und die Mönche nahmen ihn ohne Umstände auf.
    Sie waren zwar nie besonders religiös gewesen und hatten auch nie den Buddhislam praktiziert, aber trotzdem verbrachten Abulurd und Emmi viele Stunden im gemeinsamen Schweigen. Nach all dem Schmerz und der Trauer spendeten sie sich gegenseitig Trost. Sie versuchten zu verstehen, warum das Universum ihnen immer wieder solche Schicksalsschläge versetzt hatte. Doch keiner von beiden fand eine Antwort darauf.
    Abulurd glaubte, dass er ein gutes Herz hatte, dass er im Grunde ein guter Mensch war. Er hatte sich stets bemüht, alles richtig zu machen. Dennoch war er schließlich ins Fegefeuer geraten.
    Eines Tages saß er wieder in seiner Klause, wo die brennenden Kerzentöpfe schwaches und flackerndes Licht verbreiteten und parfümierten Rauch in die Luft aufsteigen ließen. Zusätzliche Heizelemente in den Felsnischen wärmten den Raum. Abulurd hockte in weiten, schlichten Gewändern da, nicht um zu beten, sondern um zu grübeln.
    Emmi, die neben ihm kniete, berührte den Ärmel seines Gewandes. Sie hatte Gedichte geschrieben, ganz im strengen Stil der buddhislamischen Sutras, doch ihre Worte und Metaphern waren so scharf und schmerzhaft, dass Abulurd sie niemals lesen konnte, ohne dass ihm Tränen in die Augen traten. Sie legte das Pergamentblatt und den kalligraphischen Stift beiseite und ließ die Strophe unvollendet.
    Nun starrten beide in die flackernden Kerzen. Irgendwo in den Hallen von Veritas sangen Mönche. Die Schwingungen ihres Gesangs pflanzten sich durch den Stein fort, bis sie zu einem hypnotischen Summen ohne erkennbare Struktur wurden.
    Abulurd dachte an seinen Vater, einen Mann, der ihm mit dem langen Haar, dem kräftigen Hals und dem schlanken Körper sehr ähnlich gesehen hatte. Baron Dmitri Harkonnen hatte stets weite Kleidung getragen, damit er imposanter wirkte, als er tatsächlich war. Er war hart und energisch gewesen und hatte sich bereitwillig schwierigen Entscheidungen gestellt, um das Vermögen seiner Familie zu vergrößern. Jeder Tag war eine neue Anstrengung, den Reichtum des Hauses Harkonnen zu mehren und die Stellung seiner Familie im Landsraad zu verbessern. Durch das Siridar-Lehen von Arrakis war der Name Harkonnen in die Reihe der nobelsten Familien aufgerückt.
    In den Jahrtausenden seit der Schlacht von Corrin hatte die Harkonnen-Linie sich den wohlverdienten Ruf der Grausamkeit erworben, doch Dmitri war niemals so brutal wie die meisten seiner Vorfahren gewesen. Seine zweite Frau Daphne hatte viel dazu beigetragen, ihn sanfter zu machen. In seinen späten Jahren hatte sich Dmitri sehr verändert. Er hatte gern und viel gelacht, seiner neuen Frau gezeigt, wie sehr er sie liebte, und viel Zeit mit seinem jüngsten Sohn Abulurd verbracht. Er kümmerte sich sogar um den geistig

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