Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
anstellen. Letztlich musste Pilru ihr nicht einmal drohen, da sie unverzüglich begann, alles für ein Treffen vorzubereiten ...
Als sich die Dunkelheit über die Metropole von Corrinth senkte, war Pilru auf einem Waldweg am westlichen Rand des Palastgeländes unterwegs. Er überquerte eine Brücke aus Elfenbeinmarmor, die über einen Bach führte, und verschwand auf der anderen Seite im Schatten. In einer Nullentropie-Tasche, die er sich um den Bauch geschnallt hatte, befanden sich verschiedene medizinische Instrumente, Röhrchen für Proben und ein kleiner Holorecorder.
»Hier entlang«, sagte eine tiefe Stimme aus der Richtung des Bachs. Im schwachen Licht erkannte Pilru den Mann, den er hier treffen sollte, eine gebeugte Gestalt mit blassen Augen. Er saß im Boot, dessen Motor ein leisen Summen von sich gab, und achtete darauf, dass es in der Strömung nicht abtrieb.
Als Pilru eingestiegen war, fuhr das flache Boot los. Der Mann dirigierte es mit einem kleinen Ruder durch das Labyrinth aus Kanälen. Am Ufer wuchsen hohe Dornenhecken, die sich als bedrohliche Silhouetten vor dem dunkler werdenden Himmel abzeichneten. Viele der Wasserwege endeten in Sackgassen und konnten für Unwissende zur Falle werden. Aber der gebeugte Steuermann kannte den Weg.
Das Boot umrundete eine Biegung, und dahinter schienen die Hecken noch höher und die Dornen noch länger und schärfer zu sein. Voraus sah Pilru schwache Lichter an der Basis eines großen Gebäudes aus grauem Stein. Ein Tor aus zwei Metallflügeln knapp über dem Wasserspiegel führte in die Strafanstalt. Hinter den vergitterten Fenstern brannte Licht.
Auf hohen Pfählen zu beiden Seiten des Tores steckten die Köpfe von vier hingerichteten Gefangenen – drei Männern und einer Frau. Ihre Schädel, die mit einem Kunststoff konserviert und noch genauso blutig wie am Tag ihres Todes waren, hatte man ausgehöhlt und mit Leuchtgloben ausstaffiert, sodass die Augenhöhlen, der Mund und die Nasenlöcher auf unheimliche Weise glühten.
»Das Verrätertor«, gab der Steuermann bekannt, als sich die Metalltüren knarrend öffneten und das kleine Boot hineinfuhr. »Auf diesem Weg kommen viele berühmte Häftlinge hinein, aber kaum einer wieder heraus.«
Ein Wachmann winkte sie zu einer Anlegestelle, wo Pilru aus dem schwankenden Gefährt stieg. Ohne ihn nach einem Ausweis zu fragen, führte der Mann ihn durch einen düsteren Korridor, der nach Schimmel und Verwesung roch. Von irgendwo hörte Pilru Schreie. Vielleicht waren es die Echos aus den gefürchteten Folterkammern des Imperators – oder Tonaufzeichnungen, die den Inhaftierten das Fürchten lehren sollten.
Pilru wurde zu einer kleinen Zelle geführt, die mit einem orange leuchtenden Kraftfeld gesichert war. »Unsere Fürstensuite«, gab der Wachmann bekannt. Er schaltete das Kraftfeld ab und ließ den Botschafter eintreten. In der Zelle stank es.
Die Feuchtigkeit lief an der gegenüberliegenden Wand hinunter auf die Pritsche und den rauen Steinboden, den Pilze besiedelt hatten. Auf der Pritsche lag ein Mann in zerlumptem schwarzem Mantel und schmutzigen Hosen. Der Gefangene richtete sich misstrauisch auf. »Wer sind Sie? Mein Anwalt? Hat man endlich meinen rechtmäßigen Anspruch ...?«
Der Wachmann wandte sich an Pilru. »Aufseherin McGarr sagt, ich soll Ihnen eine Stunde Zeit geben. Danach werden Sie entweder gehen ... oder bleiben.«
Tyros Reffa hockte auf der Bettkante. »Ich habe die Grundlagen des Justizsystems studiert. Ich kenne die imperialen Gesetze, an die sich auch Shaddam halten muss. Er missachtet die Richtlinien ...«
»Die Corrinos halten sich nur an die Gesetze, die sie für richtig halten.« Pilru schüttelte den Kopf. Er hatte es am eigenen Leib erfahren, als er gegen die Ungerechtigkeiten auf Ix protestiert hatte.
»Ich bin ein Corrino.«
»Das sagen Sie. Sie haben noch keinen gesetzlichen Vertreter?«
»Ich bin schon fast drei Wochen hier, und bisher hat noch niemand mit mir gesprochen.« Er war sehr aufgeregt. »Was ist mit den anderen aus der Schauspielertruppe geschehen? Sie wissen nichts von meiner ...«
»Sie wurden ebenfalls verhaftet.«
Reffa ließ den Kopf hängen. »Das ist das Einzige, das mir wirklich Leid tut. Und der Tod des Wachmanns. Ich hatte gar nicht vor, irgendjemanden anzugreifen. Ich wollte nur mein Anliegen vorbringen.« Er blickte zu seinem Besucher auf. »Und wer sind Sie?«
Pilru kam ihm so nahe, dass er mit leiser Stimme sprechen konnte. Er identifizierte
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