Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
durfte er nicht seine Pflichten vergessen und seinen besten Freund Rhombur sowie das gesamte ixianische Volk darunter leiden lassen.
»Der Padischah-Imperator hat viele Feinde und macht sich jeden Tag neue«, sagte Rhombur. »Er schlägt gnadenlos zu, beschlagnahmt Gewürzlager und droht damit, andere Welten genauso wie Zanovar in Schutt und Asche zu legen. Er regiert mit eiserner Faust.«
Tessia wurde nachdenklich. »Shaddams Macht gründet sich auf vererbte Rechte. Er sitzt auf dem Thron ... aber ist er auch zum Herrscher befähigt?«
Leto schüttelte den Kopf, als er an all die unschuldigen Opfer dachte, die den gewundenen, grausamen Weg des Imperators säumten. »Ich glaube, sein Großer Gewürzkrieg wird sich schon bald gegen ihn wenden.«
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Gesetze sind für jeden gefährlich, für Schuldige wie Unschuldige, weil sie für sich genommen kein menschliches Verständnis besitzen. Sie müssen interpretiert werden.
Status: Die Ansichten der Bene Gesserit
Unter dem gewohnten wolkenlosen blauen Himmel fand auf dem Flickenteppich aus Rasen, Blumenbeeten und Gewächshäusern des Palastgeländes eine weitere imperiale Gartenparty statt. Das Kreischen spielender Kinder des Adels und das Geplauder der Höflinge lag in der milden Luft.
Jessica hatte das Gefühl, dass das Leben dieser Menschen überhaupt keine Realität besaß. Die größte Gefahr für sie schien die Langeweile zu sein. Selbst die Dekadenz musste nach einiger Zeit schal werden. Sie fragte sich, wie es ihnen gelang, die Regierungsgeschäfte zu erledigen. Als Hofdame hatte sie jedenfalls nichts zu tun, obwohl die Bene Gesserit am Hof sie ständig beobachteten.
Wäre sie auf Caladan bei Leto gewesen, hätte Jessica sich um die Finanzen des Hauses kümmern können, um die Erträge der Fischereiflotten und die Wetterentwicklung auf den großen Meeren. Sie hätte Leto helfen können, seine tiefe Trauer zu überwinden und die Energie seines Zorns auf sinnvolle Projekte zu lenken. Aber hier bestanden ihre größten Herausforderungen in Gesellschaftsspielen auf dem Rasen.
Während Jessica über einen Schotterweg spazierte, der sich zwischen roten Edelstein-Bougainvilleen und trompetenförmigen Prunkwinden hindurchschlängelte, fühlte sie sich an die zarten Düfte auf Caladan erinnert. Auf der Atreides-Welt waren die Wiesen nördlich der Burg im Frühlingsnebel mit einem Teppich aus Sternblumen überzogen. An einem warmen Tag hatte Leto sich der Überwachung durch Thufir Hawat entzogen und sie zu einer abgelegenen Stelle hoch über der zerklüfteten Küste mitgenommen. Dort hatten sie sich auf einem Bett aus dicht wachsenden Blumen geliebt und anschließend eine halbe Stunde damit verbracht, die Wolken zu beobachten. Sie vermisste ihren Herzog so sehr ...
Aber sie musste noch viereinhalb Monate warten, bis ihr Baby zur Welt kam. Jessica stand es nicht zu, solche Dinge infrage zu stellen. Trotzdem konnte sie sich ihre Gedanken machen.
Ihre Lehrerin Mohiam, die sie besser als irgendein anderer Mensch kannte, wäre schwer enttäuscht, wenn sie vom Geheimnis und der Befehlsverweigerung der jungen Frau erfuhr. Jessica fürchtete sich vor der Ablehnung, die in das Gesicht der Ehrwürdigen Mutter treten würde, wenn sie ihr einen neugeborenen Jungen zeigte. War es möglich, dass die Schwestern den Sohn des Herzogs aus Wut töteten?
Sie reckte die Schultern, als sie weiterging. Ich kann später immer noch eine Tochter zur Welt bringen – so viele Töchter, wie die Schwesternschaft wünscht.
Jessica bemerkte die junge Prinzessin Irulan, die auf einer Steinbank saß. Sie trug einen eleganten schwarzen Freizeitanzug, der ihr langes blondes Haar betonte, und las in einem Filmbuch, das geöffnet auf ihrem Schoß lag. Irulan blickte zu ihr auf. »Guten Tag, Lady Jessica. Wurden sie von den Wettbewerben disqualifiziert?«
»Ich fürchte, ich bin keine gute Spielerin.«
»Genauso wie ich.« Irulan deutete mit einer anmutigen Geste auf die Bank. »Möchten Sie sich setzen?« Anirul wahrte zwar die Unnahbarkeit einer Bene Gesserit, kümmerte sich aber dennoch viel um ihre älteste Tochter. Die Prinzessin war ernster und intelligenter als ihre jüngeren Geschwister.
Irulan hob das Filmbuch an. »Haben Sie Das Leben der Helden des Djihad gelesen?« Sie wirkte bereits viel älter, als sie tatsächlich war, und schien sehr wissbegierig zu sein. Es hieß, dass die Prinzessin danach strebte, Schriftstellerin zu werden.
»Natürlich. Ich wurde von der
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