Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Gebet eigentlich gerichtet war.
* * *
Auf einem anderen Planeten des Imperiums beobachtete Jessica auf einem Balkon einen anderen Sonnenuntergang und dachte an ihren Herzog. Sie blickte auf die grandiose Architektur der imperialen Hauptstadt hinab, dann bewunderte sie den Tanz der Polarlichter, deren Farben sich allmählich gegen die Dämmerung durchsetzten.
Sie sehnte sich so sehr danach, bei Leto zu sein. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm.
Vor einigen Stunden hatten die Ehrwürdige Mutter Mohiam und die erst vor kurzem eingetroffene Medizinschwester Yohsa sie auf Herz und Nieren geprüft, um ihr dann zu versichern, dass ihre Schwangerschaft normal verlief, die nun ins letzte Drittel eingetreten war. Um sich zu vergewissern, dass sich das Kind gut entwickelte, hatte Yohsa auf einem Sonogramm bestanden. Die Maschine hätte Jessicas Gebärmutter mit harmlosen Impulsen durchleuchtet und ein Holobild des heranwachsenden Babys erstellt. Eine derartige Technik verstieß zwar nicht gegen die Regeln der Bene Gesserit, die jede Manipulation an Kindern im Mutterleib verbot, aber Jessica hatte den Test kategorisch verweigert, weil sie befürchtete, dass er zu viel offenbaren würde.
Mohiam hatte sich ungewöhnlich verständnisvoll gezeigt und Jessica unterstützt, als die Medizinschwester mit Überraschung und Verärgerung reagiert hatte. »Wir machen kein Sonogramm, Yohsa. Wie jede andere Schwester ist Jessica durchaus imstande, selbst festzustellen, ob es während der Schwangerschaft zu irgendwelchen Komplikationen kommt. Wir vertrauen ihr.«
Jessica hatte zu ihrer Mentorin aufgesehen und gegen ein brennendes Gefühl in ihren Augen gekämpft. »Vielen Dank, Ehrwürdige Mutter.« Mohiams Blick hatte sie zu einer Antwort aufgefordert, die Jessica jedoch nicht geben wollte, weder freiwillig noch unter Zwang ...
Nun saß die Konkubine des Herzogs allein auf dem Balkon und beobachtete in eine Decke gehüllt den Sonnenuntergang. Sie dachte an den Himmel von Caladan und an die Stürme, die überraschend über das Meer kamen. In den vergangenen Standardmonaten hatten Leto und sie zahllose Briefe und Geschenke ausgetauscht, doch solche Zeichen waren weder ihm noch ihr genug.
Obwohl ein Besucher auf Kaitain über viele Sehenswürdigkeiten staunen konnte, sehnte sich Jessica nach ihrem Ozeanplaneten und dem Mann, den sie liebte. Sie wollte Frieden und ihr bisheriges Leben fortsetzen. Was ist, wenn die Schwestern mich ins Exil schicken, nachdem unser Sohn auf die Welt gekommen ist? Oder wenn sie das Baby töten?
Jessica schrieb weiter im gebundenen Tagebuch, das Lady Anirul ihr gegeben hatte. In einer Geheimsprache, die sie selbst entwickelt hatte, hielt sie ihre Eindrücke und Gedanken fest. Sie notierte ihre intimsten Gefühle und füllte Seite um Seite mit Plänen für ihren ungeborenen Sohn und ihre Beziehung zu Leto.
Doch sie vermied es, über eine Empfindung zu schreiben, die ihr zunehmendes Unbehagen verursachte, die sie nicht verstand und von der sie hoffte, dass sie bald verschwand. Was war, wenn sie eine schrecklich falsche Entscheidung getroffen hatte?
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Wir sind auf Gedeih und Verderb der wohlmeinenden Kooperation des unbewussten Geistes ausgeliefert. In gewisser Weise erfindet das Unbewusste für uns den nächsten Augenblick.
Grundsatz der Bene Gesserit
Als Anirul erwachte, stellte sie fest, dass die Medizinschwester ihr regelmäßig Medikamente verabreicht hatte, um sie vor dem Lärm der inneren Stimmen zu schützen.
»Gute Gesichtsfarbe, wache Augen. Ausgezeichnet, Lady Anirul.« Yohsa lächelte sanft und beruhigend.
Anirul schaffte es, sich auf dem Bett aufzusetzen, und kämpfte gegen einen Schwächeanfall. Sie fühlte sich beinahe wieder gesund. Vorläufig.
Margot Fenring und Mohiam kamen ins Schlafzimmer geeilt. Ihre besorgten Mienen hätte ihnen einen ernsten Tadel eingebracht, wenn es Anirul besser gegangen wäre.
Margot änderte die Polarität des Filterfelds vor einer Terrassentür und ließ helles Sonnenlicht in den Raum. Anirul hielt sich eine Hand vor die Augen und setzte sich gerader, damit die warmen, goldenen Strahlen ihre Haut erreichten. »Ich kann mein Leben nicht in Dunkelheit verbringen.«
Dann erzählte sie ihren aufmerksamen Zuhörerinnen vom Albtraum, in dem sie ein Wüstensandwurm gewesen war, der vor einem unsichtbaren und unbekannten Verfolger floh. »Ich muss herausfinden, was dieser Traum bedeutet, solange ich noch eine frische Erinnerung an den Schrecken
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