Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Shaddam, dann senkte er die Stimme. »Nachdem ich jetzt der einzige männliche Corrino bin.«
»Aber es gibt jede Menge infrage kommender Aristokraten, die liebend gerne deine Töchter heiraten würden, um die Dynastie fortzusetzen!« Wieder schlug Fenring auf den Tisch. »Lass mich nach einem Weg suchen, wie wir die Situation retten können, Shaddam. Ich denke, du solltest vor dem Landsraad erscheinen – in, hmmm, zwei Tagen. Der ganze Adel wird in Aufruhr sein. Du musst deine Gründe erklären, und wir werden sämtliche Unterstützung zusammentrommeln, die wir bekommen können. Andernfalls gibt es eine Revolte. Lass dir das gesagt sein!«
»Ja, ja.« Shaddam widmete sich wieder seinem Essen, dann schnippte er mit den Fingern. »Bleibst du zum nächsten Gang, Hasimir? Es gibt gegrillte Keilersteaks von Canidar. Sie sind heute früh ganz frisch per Heighliner eingetroffen.«
Fenring schob seinen Teller fort und stand auf. »Du hast dafür gesorgt, dass ich viel Arbeit erledigen muss. Ich sollte sofort damit beginnen.«
66
Das Gesetz tendiert stets dahin, die Starken zu schützen und die Schwachen zu unterdrücken. Die Abhängigkeit von der Macht zerfrisst die Gerechtigkeit.
Kronprinz Raphael Corrino,
Grundsätze der Zivilisation
Auch wenn er den arroganten Premierminister Calimar verachtete, hätte Baron Harkonnen niemals damit gerechnet, dass Shaddam Atomwaffen gegen das Haus Richese einsetzen würde. Atomwaffen! Als ihn die Neuigkeit auf Arrakis erreichte, reagierte er mit sehr gemischten Gefühlen, und er machte sich Sorgen um seine eigene Sicherheit. Vor dem widerwärtigen Eifer des Imperators war niemand sicher, erst recht nicht das Haus Harkonnen, das viel zu verbergen hatte.
Von seinem Suspensorgürtel unterstützt ging der Baron in seinem Strategieraum in der Residenz von Carthag auf und ab. Durch eine Wand aus konvexen Panzerplazfenstern schien das grelle Sonnenlicht herein, das durch Filterfilme auf den zwei Zentimeter dicken Scheiben gedämpft wurde.
Die Barrieren und das Summen der Sicherheitssysteme schwächten die Geräusche von draußen ab, wo eine Militärparade vorbereitet wurde, die demnächst auf dem Hauptplatz stattfinden sollte. Am Rande seines Gesichtsfeldes sammelten sich Truppen in der nachmittäglichen Hitze. Alle Männer gingen in voller Bewaffnung und blauen Paradeuniformen.
Mit einer großen Fanfare war der Baron in Begleitung seines Neffen auf den Wüstenplaneten zurückgekehrt. In einem seltenen Augenblick der Klugheit hatte Rabban vorgeschlagen, dass sie in der Nähe der Gewürzproduktion blieben, bis die »lästigen imperialen Angelegenheiten« überstanden waren.
Der Baron schlug mit der Faust gegen das Fenster, dass das Plaz erzitterte. Was mochte Shaddam als Nächstes im Schilde führen? Es war Wahnsinn! Ein ganzes Dutzend Landsraad-Familien hatte freiwillig ein Vermögen aufgegeben, das sie in Gewürz angelegt hatten, um in armseliger Zerknirschung weitere Demonstrationen des imperialen Zorns zu vermeiden.
Niemand ist sicher.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die MAFEA-Prüfer auch auf Arrakis herumschnüffelten ... was für den Baron und sein Großes Haus durchaus das Ende bedeuten mochte. Es sei denn, er konnte seine privaten Vorräte gut verstecken.
Zu allem Überfluss raubten die verdammten Fremen immer wieder seine geheimen Lager aus! Sie hatten schon mehrere der größten Depots ausfindig gemacht! Die Wüstenratten waren Opportunisten, die den Feldzug des Imperators schamlos ausnutzten, weil sie genau wussten, dass der Baron ihre Überfälle nicht melden durfte, um nicht selbst eines Verbrechens bezichtigt zu werden.
Draußen hingen riesige Fahnen mit dem blauen Harkonnen-Wappen von den hohen Gebäuden. Rund um die Residenz von Carthag hatte man Statuen von Greifen aufgestellt, riesige Monster, die bereit schienen, es sogar mit den großen Sandwürmern aufzunehmen. Die zwangsverpflichtete Menge hatte sich auf dem Platz versammelt, arme Teufel, die von ihren Bettelposten verscheucht oder aus ihren schmutzigen Hütten geholt worden waren, damit sie auf Befehl jubelten.
Normalerweise zog der Baron es vor, seinen Reichtum für private Vergnügungen zu verschwenden, aber heute hielt er sich an das Vorbild des Imperators. Mit Prunk und buntem Spektakel würde er die verarmte Bevölkerung einschüchtern. Das besserte seine Stimmung ein wenig – nach dem peinlichen Debakel mit dem Bankett. Künftig wollte er auf gar keinen Fall mehr danach streben,
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