Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Verzögerungen geben«, sagte Rhombur. »Wir müssen alle über den Zeitplan informieren, damit sie bereit sind. Ich werde sie anführen. Ich bin ihr Prinz.«
Gurneys Inkvine-Narbe färbte sich rot. »Das gefällt mir nicht.«
C'tair wusch sich die Hände und reinigte auch seine Fingernägel. Er schien gewillt, sich der Gefahr zu stellen. »Wir Ixianer haben schon viele Massaker erlebt, aber das wird unsere Entschlossenheit nicht verringern. Man wird unsere Gebete erhören.«
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Die Suche nach der ultimativen, einheitlichen Erklärung für alles ist ein fruchtloses Unterfangen, ein Schritt in die falsche Richtung. Deshalb müssen wir uns in diesem Universum des Chaos stets aufs Neue anpassen.
Das Buch Azhar der Bene Gesserit
Die Ishaq-Bibliothek der Bedeutenden Dokumente verlor sich zwischen all den außergewöhnlichen Baudenkmälern auf Kaitain. In seiner Jugend hatte Shaddam viel Zeit mit raffinierten Zerstreuungen in der Stadt verbracht, aber er brachte immer noch kein besonderes Interesse für alte Schriften und Manifeste auf. Dennoch erschien ihm ein offizieller Besuch des Imperators im altehrwürdigen Museum nun als angemessene Ablenkung.
Warum ist die Gilde so beunruhigt?
Vor Shaddams Besuch war die Ishaq-Bibliothek von sämtlichen Abhöreinrichtungen gesäubert worden. An diesem Tag war es allen Dozenten, Historikern und Studenten untersagt, das Gebäude zu betreten, damit der Imperator sich ungestört darin bewegen konnte. Trotzdem wurde er von einem großen Gefolge aus Wachen und Würdenträgern begleitet, sodass es in den Korridoren wie auf einem Jahrmarkt zuging.
Die Gilde hatte ein geheimes Treffen verlangt, und Shaddam hatte Zeit und Ort bestimmt.
Als das Museum vor langer Zeit von Imperator Ishaq XV. entworfen und erbaut worden war, hatte es zu den beeindruckendsten Monumenten in der aufblühenden Hauptstadt gehört. Doch im Laufe der Jahrtausende war die Bibliothek der Bedeutenden Dokumente von noch spektakulärerer Architektur überschattet worden. Heutzutage wurde sie im Gedränge der Verwaltungsgebäude leicht übersehen.
Der Chefkurator begrüßte den Imperator und sein Gefolge mit übertriebener Unterwürfigkeit. Shaddam murmelte ein paar angemessene Erwiderungen, als der Mann ihm stolz ein paar uralte handgeschriebene Tagebücher mit den privaten Aufzeichnungen früherer Corrino-Imperatoren zeigte.
Angesichts seiner zahlreichen zeitaufwendigen Pflichten konnte sich Shaddam nicht vorstellen, wie ein fähiger Herrscher die Muße finden konnte, der Nachwelt so umfangreiche Schriften zu hinterlassen.
Genauso wie Ishaq XV., der durch den Bau dieses einstmals beeindruckenden Museums in die Annalen des Imperiums eingehen wollte, bemühte sich jeder Padischah-Herrscher, einen besonderen Platz in der Geschichte zu finden. Shaddam schwor sich, durch das Amal größeren Ruhm zu erringen als durch ein handgeschriebenes Tagebuch oder ein verstaubtes altes Gebäude.
Was könnte die Gilde nur von mir wollen? Hat sie mehr über das verdorbene Gewürz von Beakkal herausgefunden?
Er hatte zwar immer noch nicht entschieden, was er wegen Arrakis unternehmen wollte, aber sobald es ihm gelungen war, mit seinem preisgünstigen Ersatz das Monopol im Gewürzhandel zu erringen, wollte Shaddam die Machtgrundlage der zukünftigen Generationen des Hauses Corrino sichern.
Auf dem Rundgang zeigte der Museumskurator ihm Verfassungsdokumente, Unabhängigkeitsurkunden und Loyalitätserklärungen verschiedener Planeten, die in die Zeit zurückreichten, als sich das wachsende Imperium konsolidiert hatte. Ein sorgsam konserviertes Pergament mit der ersten Gilde-Charta, angeblich eine von nur elf existierenden Kopien, lag unter einem Schutzschild und gefiltertem Licht. In einer Vitrine war eine Kopie des Buchs Azhar ausgestellt, der Sammlung von Bene-Gesserit-Geheimnissen, die in einer längst vergessenen Sprache abgefasst war.
Schließlich standen sie vor einer verriegelten Tür, wo der Kurator zur Seite trat. »Und hier, Eure Majestät, bewahren wir unseren größten Schatz auf, den Grundstein der Zivilisation des Imperiums.« Er flüsterte vor Ehrfurcht. »Wir besitzen das Originaldokument der Großen Konvention.«
Shaddam bemühte sich, beeindruckt zu wirken. Natürlich kannte er die Regeln der Großen Konvention und hatte alle wichtigen Präzedenzfälle studiert, aber er hatte sich niemals die Zeit genommen, den eigentlichen Wortlaut zu lesen. »Sie haben alles vorbereitet, dass ich es allein und
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