Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
einen Projektor. Im Raum erschien das Solidholo eines ausgezehrten, geschlagenen Mannes, der in einer düsteren Umgebung saß.
»Bevor sie meinen Vater heiratete, war Lady Shando Vernius eine Konkubine von Imperator Elrood IX.«, erklärte Rhombur. »Wie uns erst vor kurzem bekannt wurde, hatte sie einen illegitimen Sohn vom alten Imperator. Unter dem Namen Tyros Reffa wuchs der Junge in der freundlichen Obhut des Magisters von Taligari auf. Reffa war also mein Halbbruder und mütterlicherseits ein Angehöriger des Hauses Vernius.«
Ein überraschtes Raunen breitete sich in der Felskammer aus. Alle Ixianer wussten, wie Dominic, Shando und Kailea gestorben waren, aber sie hatten nicht gedacht, dass noch ein weiteres Mitglied der Familie existieren würde.
»Diese Ansprache wurden in einer Zelle des imperialen Gefängnisses von unserem Exilbotschafter Cammar Pilru aufgezeichnet. Es ist die letzte Rede von Tyros Reffa, bevor Imperator Shaddam Corrino ihn hinrichten ließ. Selbst ich bin meinem Halbbruder niemals begegnet.«
Er spielte Reffas leidenschaftliche Worte ab, die unter den Versammelten immer heftigere Reaktionen auslösten. Offensichtlich hatte der Mann zuvor nichts von seiner Verbindung zum Haus Vernius gewusst, doch das spielte für das unzufriedene Volk keine Rolle. Nachdem das Bild verblasst war, traten einige der Rebellen vor, als wollten sie die Luft umarmen, in der das Hologramm projiziert worden war.
Anschließend übertraf Rhombur die Kraft der Worte des todgeweihten Reffa, als er seine eigene Rede hielt. Er sprach mit einer Energie und Leidenschaft, die einen Meister von Jongleur stolz gemacht hätte. Er schürte das Feuer der Rebellion – besser, als es jemand mit einem ausgearbeiteten Plan vermocht hätte. In seinen emotionsgeladenen Sätzen forderte Prinz Rhombur den Sieg der Gerechtigkeit.
»Jetzt geht und sprecht mit anderen«, trug er ihnen auf. Da die Zeit knapp geworden war, musste der Prinz größere Risiken eingehen. »Lasst euch nicht beirren, aber seid vorsichtig. Die Tleilaxu und Sardaukar dürfen nichts von unseren Plänen erfahren. Noch nicht.«
Als sie die Namen der verhassten Feinde hörten, spuckten mehrere Ixianer auf den Steinboden. Ein verbittertes Raunen steigerte sich zu einem wütenden Crescendo, als die Rekruten riefen: »Sieg für Ix!«
Hastig führten C'tair und Gurney den Prinzen durch einen Nebentunnel fort, um ihn zu verstecken, bevor die Unruhe an die falschen Ohren drang und Erkundigungen eingezogen wurden.
* * *
Tage später betrachteten die zwei Agenten ein Chronometer und warteten auf den bevorstehenden Schichtwechsel, damit sie sich nach draußen wagen und mit Arbeitern reden konnten, unter denen sie potenzielle Rebellen zu finden hofften. Ein Leuchtglobus glomm schwach an der Decke ihrer Felskammer. Sie waren immer noch voller Fragen und Ungewissheiten.
»In Anbetracht der verkürzten Zeitspanne läuft die Aktion recht vielversprechend«, sagte Rhombur.
»Trotzdem muss Herzog Leto ohne neue Informationen operieren«, erwiderte Gurney. »Es wäre besser, wenn wir eine Möglichkeit hätten, mit ihm in Verbindung zu treten, wenn wir ihm berichten könnten, welche Fortschritte wir machen.«
Rhombur antwortete mit einen Zitat aus der Orange-Katholischen Bibel, da er wusste, wie sehr sein Begleiter diese Schrift schätzte. »Wenn du deinen Freunden nicht vertraust, hast du keine wahren Freunde. – Sei unbesorgt, Leto wird uns nicht im Stich lassen.«
Dann hörten die Männer Lärm von draußen, gefolgt von verstohlenen Schritten. C'tair tauchte auf. Sein Arbeitskittel und seine Hände waren blutig. »Ich muss mich schnell umziehen und säubern.« Immer wieder blickte er sich besorgt um. »Ich musste einen Tleilaxu töten. Er war Laborarbeiter, aber er hatte einen unserer neuen Rekruten in die Enge getrieben und wollte ihn verhören. Irgendwann hätte er unseren Plan verraten.«
»Hat dich jemand gesehen?«, fragte Gurney.
»Nein. Aber unser Rekrut ist geflüchtet, sodass ich die Unordnung nun allein beseitigen muss.« C'tair ließ den Kopf hängen, dann blickte er wieder auf, mit stolzen, aber traurigen Augen. »Ich werde so viele Tleilaxu töten, wie es nötig ist. Ihr Blut reinigt meine Hände.«
Gurney war besorgt. »Das ist keine gute Nachricht. In nur drei Tagen wäre man uns viermal beinahe auf die Schliche gekommen. Die Tleilaxu sind sehr misstrauisch, was ich ihnen nicht verdenken kann.«
»Deshalb darf es keine weiteren
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