Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
Landsraads, dem Präsidenten der MAFEA und dem höchsten Legaten der Gilde gelesen und genehmigt worden war. Obwohl die Worte harmlos klangen, kamen sie ihm dennoch kaum über die Lippen. Sie waren eine Beleidigung seiner imperialen Majestät.
Er bemühte sich, mit möglichst gedrückter Stimme zu sprechen. »Meine geliebte Ehefrau Anirul wurde mir entrissen. Ihr viel zu früher Tod wird für immer eine tiefe Narbe in meinem Herzen hinterlassen, und ich kann nur hoffen, dass ich das Imperium auch in Zukunft voller Mitgefühl und Würde regieren kann, auch ohne den weisen Rat und die großzügige Liebe meiner Gemahlin.«
Shaddam hob das Kinn, und in seinen müden grünen Augen flammte der Zorn auf, den er als Imperator so häufig an den Tag gelegt hatte. »Meine Ermittlungsteams werden weiterhin die Beweise untersuchen, die im Zusammenhang mit ihrem gewaltsamen Tod stehen. Wir werden nicht ruhen, bis der Täter gefasst und die Tat gesühnt ist.« Er blickte mit funkelndem Blick auf das Gesichtermeer, als könnte er auf diese Weise den Mörder unter den Zuhörern ausfindig machen.
In Wirklichkeit hatte er nur wenig Interesse daran, das Verbrechen aufzuklären. Der Entführer und Assassine war verschwunden, und wenn er keine weitere Gefahr für die Krone darstellte, war es Shaddam ziemlich gleichgültig, wer es getan hatte. Dazu war seine Erleichterung zu groß, dass er die Hexe endlich los war, die sich jetzt nicht mehr in seine Entscheidungen einmischen konnte. Er wollte ihren leeren Thron noch ein paar Monate lang neben seinem stehen lassen, zum Zeichen seines geheuchelten Respekts, und ihn dann entfernen und vernichten lassen.
Die Gilde und der Landsraad waren zweifellos zufrieden, dass er sich an den Wortlaut der genehmigten Rede hielt. Er beeilte sich, zum Ende zu kommen, um den schlechten Geschmack im Mund loszuwerden. »Doch im Augenblick bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Trauer zu ertragen und weiter daran zu arbeiten, das Imperium zu einem besseren Ort für alle zu machen.«
Die Wahrsagerin Gaius Helen Mohiam stand mit gesenktem Kopf hinter ihm. Sie schien viel mehr über Aniruls Tod zu wissen als der gesamte Hof. Aber sie weigerte sich, ihre Geheimnisse preiszugeben. Andererseits hatte Shaddam gar nicht vor, in dieser Richtung Druck auf sie auszuüben.
Der Imperator ließ den Zettel mit dem Manuskript der Ansprache zu Boden fallen und nickte dem Hohepriester von Dur zu, der in einer besseren Zeit Shaddams Krönungszeremonie geleitet hatte. Zwei Assistenten hoben ihre Laserstäbe, die jener Waffe ähnelten, mit der sein verfluchter Halbbruder Tyros Reffa im Theater auf ihn geschossen hatte.
Energiestrahlen flammten auf und schlugen in die smaragdgrünen prismatischen Kristallsplitter. Sie entfachten das darin gebundene Ionenfeuer und entzündeten eine hell glühende Flammensäule. Parfümierter Rauch drang durch Gitterroste rund um den Scheiterhaufen, bis die ruhigen Gesichtszüge der Toten zerschmolzen. Niemand wagte es, direkt in das grelle Licht des Feuers zu blicken.
Der Kristallbrand steigerte sich, bis die Laser erloschen. Zurück blieben nur zersprungene und zischende Scherben und ein dünner Belag aus weißer Asche mit dem Umriss eines menschlichen Körpers.
* * *
Mohiam achtete kaum auf den Imperator, als sie die Verbrennung von Lady Anirul verfolgte, die das geheime Zuchtprogramm der Schwesternschaft in der letzten Phase geleitet hatte. Nach dem unglücklichen Tod der Kwisatz-Mutter während der letzten Generation des Langzeitplans fiel nun Mohiam die Aufgabe zu, Jessica und ihr neugeborenes Kind zu bewachen.
Die Ehrwürdige Mutter machte sich Sorgen wegen des Ungehorsams ihrer Tochter ... und wegen der Entführung des Babys und des Mordes an Anirul. Im kritischen Stadium des Zuchtprogramms hatten sich zu viele Pannen ereignet.
Sie versuchte sich damit zu trösten, dass das Baby in Sicherheit und die Genetik keine präzise Wissenschaft war. Es bestand noch Hoffnung. Vielleicht war dieser Sohn von Herzog Leto Atreides doch der Kwisatz Haderach.
Oder etwas ganz anderes.
120
Das menschliche Wohlbefinden ist relativ. Manche würden eine bestimmte Umwelt als karg und lebensfeindlich beschreiben, wogegen sich andere dort ohne Schwierigkeiten heimisch fühlen.
Pardot Kynes, Eine Arrakis-Fibel
Graf Hasimir Fenring stand im Freien auf einer Terrasse seiner Residenz von Arrakeen, hielt sich am Geländer fest und blickte auf die heruntergekommenen Gebäude der
Weitere Kostenlose Bücher