Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
erfolgreich vertuscht zu haben. Der Baron jedoch hatte schon nach kurzer Zeit davon erfahren und zu diesem Thema geschwiegen. Der Plan zeichnete sich durch eine bemerkenswerte Initiative aus und hätte vielleicht sogar funktioniert, aber das wollte er gegenüber seinem Neffen niemals zugeben. Die Bestie schien ihre Spuren gut verwischt zu haben, sodass dem Haus Harkonnen keine Folgen drohten. Also wollte der Baron weiterhin schweigen, und seinem Neffen sollte die Aktion aufs schlechte Gewissen drücken, da er sich nie sicher sein konnte, ob die Sache vielleicht doch noch herauskam.
Rabban schrie zwei Sklaven an, die ihm folgten. Sie trugen ein langes, unförmiges Paket, das in buntes Papier gewickelt und mit Schleifen verziert war. »Hierher! Der Baron möchte es persönlich öffnen. Beeilt euch, ihr lahmen Säcke!« Rabban löste seine Inkvinepeitsche vom Gürtel und ließ sie drohend knallen. Die beiden großen, bronzehäutigen Sklaven zuckten nicht zusammen, obwohl ihre Arme und Rücken helle Narben trugen – die Spuren früherer Auspeitschungen.
Der Baron warf einen verächtlichen Blick auf das etwa zwei Meter lange Objekt. »Was ist das? Ich erwarte kein Paket.«
»Ein Geschenk für dich, Onkel. Es ist soeben per Kurier eingetroffen. Kein Absender, kein sonstiges Etikett.« Er tippte mit einem dicken Finger gegen die Verpackung. »Du musst es aufmachen, wenn du sehen willst, von wem es ist.«
»Ich habe nicht vor, es zu öffnen.« Der Baron wich misstrauisch zurück. »Wurde es gründlich durchleuchtet?«
Rabban schnaufte. »Natürlich. Nach Sprengstoff, nach Gift, nach allen möglichen gefährlichen Überraschungen. Aber wir haben nichts gefunden. Es ist völlig sicher.«
»Und was ist es?«
»Das ... konnten wir nicht genau feststellen.«
Der Baron wich einen weiteren Schritt zurück, indem er geschickt den Auftrieb der Suspensoren ausnutzte. Ohne sein angeborenes Misstrauen hätte er niemals so lange überlebt. »Öffne es für mich, Rabban, aber sorge dafür, dass Feyd dir nicht zu nahe kommt.« Er wollte vermeiden, dass er bei einem Attentat beide Erben verlor.
Rabban versetzte seinem kleinen Bruder einen Schubs. Feyd wankte zum Baron hinüber, der das Kind am Kragen packte und mit ihm auf sichere Distanz ging. Rabban entfernte sich ebenfalls vom Paket und schnauzte die zwei Sklaven an. »Ihr habt gehört, was der Baron gesagt hat. Macht es auf!«
Feyd-Rautha wollte sehen, was sich im Paket verbarg, und quengelte, als der Baron ihn nicht losließ. Die Sklaven rissen die Verpackung auf. Da ihnen nicht erlaubt war, Messer oder andere scharfe Gegenstände in die Hand zu nehmen, mussten sie ihre Finger benutzen.
»Nun? Was ist es?«, blaffte Rabban aus sicherer Entfernung.
Feyd wand sich im Griff des Barons. Endlich ließ der korpulente Aristokrat den Jungen los, der sofort zum Paket rannte, das aufgerissen auf dem Boden lag.
Als das Kind hineinsah und laut lachte, schwebte der Baron auf seinen Suspensoren heran. In der Kiste lag die mumifizierte Leiche von Piter de Vries, umgeben von Metallstreben, die offenbar verhindert hatten, dass sich der genaue Inhalt mit Scannern ermitteln ließ. Sein schmales Gesicht war unverkennbar, obwohl seine Wangen und Augen im Tod eingefallen waren. Die Pergamentlippen des verderbten Mentaten trugen immer noch Saphoflecke.
»Wer hat uns das geschickt?«, brüllte der Baron.
Nachdem die Gefahr nun gebannt schien, stapfte Rabban heran. Er bog eine Strebe zur Seite und zog einen Zettel aus de Vries' steifen Fingern. »Dieser Brief stammt von der Hexe Mohiam.« Er hielt sie dicht vor die eng zusammenstehenden Augen und las die Nachricht langsam vor, als würden ihm selbst diese wenigen Worte Schwierigkeiten bereiten. »Sie sollten uns niemals unterschätzen, Baron.« Rabban knüllte den Zettel zusammen und warf ihn zu Boden. »Sie haben deinen Mentaten getötet, Onkel.«
»Verbindlichsten Dank für die Erklärung.« Der Baron bog die Metallstreben auseinander und kippte die Kiste um, sodass die Mumie herausfiel. Dann versetzte er ihr einen heftigen Fußtritt gegen den Brustkorb. In diesen äußerst schwierigen Zeiten, die geschickte politische Manöver erforderten, nur um das Überleben des Hauses Harkonnen zu gewährleisten, war er mehr als je zuvor auf die Dienste eines listenreichen Mentaten angewiesen.
»Piter! Wie konntest du nur so dumm und tölpelhaft sein, dich umbringen zu lassen?«
Die Leiche gab keine Antwort.
Andererseits war de Vries' Nützlichkeit
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