Dune - Frühe Chroniken 03 - Das Haus Corrino
ihm eine Fregatte zu schicken – und sich mit zahlreichen Ausflüchten herausgeredet.
Durch die skandalösen Prüfungen und Strafmaßnahmen des Landsraads erschüttert war der Aristokrat nach Giedi Primus geflüchtet, um seine Wunden zu lecken. Obwohl es ihm nicht möglich gewesen war, am langwierigen Verfahren gegen den Imperator teilzunehmen, hatte er Kuriere und Botschaften geschickt, in denen er seine Empörung über Shaddams Drohung, sämtliches Leben auf Arrakis zu vernichten, zum Ausdruck brachte – »und das nur wegen ein paar geringfügiger Irrtümer in der Buchhaltung.« Er war sehr geschickt darin, in feinen Abstufungen mit der Wahrheit umzugehen und Tatsachen anzupassen, um die Verantwortung von sich zu schieben. Eigentlich hätte sich Piter de Vries als Harkonnen-Botschafter auf Kaitain um solche Angelegenheiten kümmern müssen.
Ihm selbst blieb nichts anderes übrig, als still und heimlich Geschenke nach Kaitain zu schicken und voller Demut und Reue aufzutreten, wenn er vermeiden wollte, dass der in die Enge getriebene Imperator Rache am Haus Harkonnen übte. Der Baron würde Besserung geloben und noch höhere Summen an Schutzgeldern als bisher zahlen. Die Kosten entsprachen vermutlich dem Gegenwert der gesamten Gewürzmenge, die er illegal gehortet hatte.
Aber der verderbte Mentat war einfach verschwunden, ohne eine einzige Nachricht zu hinterlassen. Der Baron hasste jegliche Unzuverlässigkeit, vor allem bei einem kostspieligen Mentaten. Während der Unruhen nach der Belagerung von Arrakis und der Revolte auf Ix mussten sich de Vries zahlreiche Möglichkeiten geboten haben, Herzog Letos Frau und ihr Baby zu töten. Die Meldungen verrieten nur wenige Details, aber wie es schien, hatte es unmittelbar nach der Geburt eine kurze Auseinandersetzung gegeben. Doch nun war das Atreides-Baby wieder in Sicherheit und bei bester Gesundheit.
Der Baron hatte das Bedürfnis, de Vries den Hals umzudrehen, aber der Mentat war nirgendwo aufzutreiben. Der verdammte Kerl!
Als es dunkel wurde, glitt der fette Harkonnen-Herrscher auf Suspensoren in die Burg zurück. Er hatte noch viel Arbeit zu erledigen, um sich auf seine Verteidigung vorzubereiten, falls die MAFEA beabsichtigte, seine »Indiskretionen« weiter zu verfolgen. Er wollte auf alles gefasst sein, obwohl er bereits die Worte gesprochen hatte, die das ganze Imperium von ihm hören wollte. »Ich versichere Ihnen, dass die Melange-Produktion wie gewohnt weitergeführt wird. Das Gewürz wird fließen .«
Sein Neffe Rabban war ihm überhaupt keine Hilfe, wenn es um bürokratische und geschäftliche Angelegenheiten ging. Der Holzkopf konnte ausgezeichnet Schädel einschlagen, aber alles, was Raffinesse erforderte, überstieg seine Fähigkeiten. Und sein selbst gewählter Spitzname »Bestie« trug wenig dazu bei, ihm das Image eines umsichtigen Staatsmannes oder eines gewieften Diplomaten zu verleihen.
Obendrein waren teure Instandsetzungsarbeiten nötig, um die Infrastruktur von Arrakis wieder aufzubauen, vor allem die Raumhäfen und Kommunikationssysteme, die durch das Gilde-Embargo Schaden genommen hatten. Erneut fluchte er, weil er sich ganz allein um alle Probleme kümmern musste. Besonders wütend war er auf seinen angeblich so loyalen Mentaten, der sich immer noch nicht zurückgemeldet hatte.
Unter zornigem Geschimpfe kehrte er in sein Privatgemach zurück, wo Sklaven ein Büffet aus saftigen Fleischgerichten, fettem Gebäck, exotischen Früchten und teurem Kirana-Brandy serviert hatten. Er kostete hiervon und davon und grübelte.
Seit er viele Tage lang im öden Carthag festgesessen hatte und nicht einmal einen Kurier mit einer Nachricht losschicken konnte, hatte er ein verzweifeltes Bedürfnis nach den schöneren Dingen des Lebens entwickelt. Jetzt genoss er es, den ganzen Tag lang Kleinigkeiten zu essen, um sich zu beruhigen. Er leckte sich den Zuckerguss von den Fingern.
Seine Haut war weich und parfürmiert, nachdem er sich von hübschen jungen Dienern hatte baden, ölen und massieren lassen, bis seine Verspannungen allmählich nachließen. Er fühlte sich erschöpft und hatte genug von den sexuellen Vergnügungen, die er sich gegönnt hatte.
Rabban stapfte unangemeldet ins Zimmer. Feyd-Rautha tappste hinter seinem großen Bruder her. Der Junge hatte einen intelligenten und gleichzeitig boshaften Ausdruck auf dem Puttengesicht.
Die Bestie bildete sich ein, den gemeinsam mit Graf Moritani geplanten und verpatzten Angriff auf Caladan
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