Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
irgendeiner der in Gefangenschaft aufgewachsenen Menschen mit der Musikrichtung vertraut war, die der Roboter erwähnt hatte. Auf Salusa Secundus, wo Musik und Kunst als integrale Bestandteile der Kultur galten, hatte Serena viele berühmte klassische Werke kennen gelernt und sie sogar ausführlich mit Fredo diskutiert.
Mit einem mentalen Impuls stellte Erasmus eine Verbindung zwischen seinen Gelschaltkreisen und dem Synthesizer her und erzeugte eine seltsame, sich wiederholende Melodie. Dann bewegten sich seine mechanischen Hände über die Tastatur und vollführten immer wieder ausladende Gesten, als wollte er bekannte Konzertpianisten imitieren.
Serena empfand die Musik als angenehm, obwohl sie nichts Besonderes hatte. Die Melodien waren ihr in dieser Form unbekannt, aber sie klangen irgendwie vertraut, als hätte der Roboter ein bereits existierendes Werk mathematisch analysiert und wäre dem gleichen Muster gefolgt, nur um hier den Rhythmus und dort eine polyphone Passage leicht zu verändern. Die Musik wirkte glanzlos, es fehlte eine treibende Kraft hinter der Komposition.
Erasmus schien der Überzeugung zu sein, dass Menschen instinktiv ein neues Werk genießen konnten, dass sein Publikum sofort die Nuancen und Komplexitäten seiner strukturell perfekten Arbeit bemerken würde. Die Sklaven um Serena bewegten sich unruhig auf den Sitzen und hörten zu. Für sie war es eine angenehme Abwechslung von ihren täglichen Mühen. Sie schienen Gefallen an den Melodien zu finden, aber sie reagierten nicht so auf die Musik, wie es der Roboter erwartet hatte.
Als das Stück zu Ende war, nahm Erasmus die Hände vom Piano und schaltete die symphonischen Klangerzeuger aus. Die letzten Töne verhallten, und Stille kehrte ein.
Zunächst zögerten die Sklaven, als würden sie auf weitere Anweisungen warten. Schließlich sagte Erasmus: »Sie dürfen eine Ovation darbringen, wenn Ihnen das Stück gefallen hat.« Doch sie schienen diesen Begriff nicht zu kennen, sodass er hinzufügte: »Indem Sie in die Hände klatschen.«
Der erste Applaus kam wie spärliche Regentropfen, dann wurde der Beifall lauter. Die Arbeiter taten, was ihnen befohlen worden war. Serena klatschte aus Höflichkeit mit, wenn auch ohne besondere Begeisterung. Sie war überzeugt, dass Erasmus ihre ehrliche Zurückhaltung bemerken würde.
Die glänzende Maske des Roboters verwandelte sich in ein stolzes Lächeln. In seinem eleganten Anzug trat er über eine kleine Treppe ins Parkett. Die Sklaven applaudierten weiter, und er sonnte sich in ihrer scheinbaren Bewunderung. Als der Beifall nachließ, rief er seine Wachroboter, damit sie das Publikum zu ihren Arbeitsstätten zurückbrachten.
Serena war sich sicher, dass Erasmus glaubte, ein klassisches Werk geschaffen zu haben, das vielleicht sogar alles übertraf, was von Menschen geleistet worden war. Aber sie wollte nicht mit ihm darüber diskutieren und versuchte sich zu ihrer Arbeit im Gewächshaus zu flüchten. Wegen ihrer Schwangerschaft bewegte sie sich jedoch so langsam, dass Erasmus sie mühelos einholen konnte. »Serena Butler, diese Symphonie habe ich Ihnen zu Ehren komponiert. Sind Sie nicht beeindruckt?«
Sie wählte ihre Worte mit Bedacht und vermied eine klare Antwort. »Vielleicht bin ich einfach nur traurig, weil diese Aufführung mich an die Konzerte erinnert hat, die ich auf Salusa Secundus erleben durfte. Mein verstorbener Bruder wollte Musiker werden. In jener Zeit führte ich ein glücklicheres Leben.«
Er betrachtete sie aufmerksam mit glitzernden optischen Fasern. »Die Nuancen Ihres Verhaltens verraten mir, dass Sie von meiner Symphonie enttäuscht sind. Erklären Sie mir den Grund.«
»Sie sind bestimmt nicht an meiner aufrichtigen Meinung interessiert.«
»Sie täuschen sich in mir. Ich bin ein Wahrheitssucher. Ich bin nicht an falschen Informationen interessiert.« Sein freundlicher Gesichtsausdruck veranlasste sie, ihre Zurückhaltung aufzugeben. »Stimmt etwas nicht mit der Akustik dieses Saals?«
»Es hat nichts mit der Akustik zu tun. Sie haben zweifellos dafür gesorgt, dass perfekte technische Bedingungen herrschen.« Das Publikum strömte immer noch zu den Ausgängen, und einige blickten sich voller Mitleid zu Serena um, weil sie zum Hauptobjekt von Erasmus' Neugier geworden war. »Es ist die Symphonie selbst ...«
»Fahren Sie fort.«
»Sie haben dieses Stück zusammengestellt und es nicht geschaffen. Es basiert auf exakten Modellen, die vor Jahrtausenden von
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