Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
inne und hustete, doch die Träume rasten weiter wie ein Sturm durch seinen Geist ...
Der Sandwurm war längst fort. Er hatte sich durch die Dünen davongeschlängelt und Selim zurückgelassen, wo er in den Sand gefallen war. Der alte Mann der Wüste hätte seinen Reiter fressen können, aber er hatte ihn nicht weiter beachtet. Es war kein Zufall. Gott hatte Selim an diesen Ort gebracht, und er hoffte, dass er hier endlich seine Bestimmung fand.
Er war stundenlang auf dem riesigen Wurm geritten. Er hatte ihn durch die Nacht gesteuert, ohne ein deutliches Ziel im Sinn zu haben. Er war unkonzentriert und bequem geworden ... und schließlich leichtsinnig.
Völlig unerwartet war der Sandwurm auf eine frische Gewürzeruption gestoßen. Geheimnisvolle chemische Reaktionen hatten tief unter den Dünen immer mehr Druck aufgebaut, bis ein kritischer Punkt erreicht war. Schließlich konnten die Sandschichten dem Druck der kochenden Melange nicht mehr standhalten, sodass es zu einer Explosion kam, die Sand, Gas und konzentriertes Gewürz in die Luft schleuderte.
In der Dunkelheit hatte Selim die Wolke nicht gesehen, war nicht darauf vorbereitet gewesen ...
Als der Sandwurm den Schauplatz erreicht hatte, war er in unbändige Raserei verfallen. Wie es schien, machte ihn die Gegenwart von so viel Melange wahnsinnig. Er hatte sich aufgebäumt und um sich geschlagen.
Selim hatte sich überrascht an den Stangen und Seilen festgeklammert. Der Wurm schlug auf die Dünen, als wäre der verunreinigte Sand sein schlimmster Feind. Durch den Aufprall löste sich der Metallhaken, mit dem der Reiter einen Spalt zwischen zwei Segmenten geöffnet hatte.
Selim wurde abgeworfen und hatte nicht einmal die Zeit für einen Aufschrei gefunden. Er sah nur, wie sich das Tier mit der rauen Haut unter ihm wand, den mit Melange gesättigten Sand aufwühlte. Dann war er auf dem weichen, feuchten Boden gelandet, wo er sich abrollte, um den Aufprall abzufedern.
Endlich frei grub sich der Wurm sofort tief in den Sand, als wollte er nach dem Ursprung der Melange suchen. Selim schlug im wirbelnden Staub um sich, um an der Oberfläche zu bleiben. Der Sandwurm stieß weiter vor, wie ein in den Boden getriebenes Projektil. Hinter ihm wurde eine Wolke aus Sand und Gewürz in die Luft geschleudert und bedeckte die gesamte Umgebung mit einer dicken Schicht aus rostrotem Staub.
Selim kämpfte sich nach Luft schnappend empor. Der intensive Geruch machte ihn benommen, und er spuckte den zimtsüßen Geschmack aus. Sein Gesicht und seine Kleidung waren mit klebrigem Gewürz bedeckt. Er rieb sich die Lider, doch damit schmierte er sich das brennende Pulver nur tiefer in die Augen.
Schließlich stand er auf wackligen Beinen da und betastete Arme, Schultern und Rippen, um festzustellen, ob er sich etwas gebrochen hatte. Doch er schien unverletzt zu sein – ein weiteres Wunder.
Und eine weitere rätselhafte Lektion, die Gott ihm erteilen wollte.
Im Mondlicht sahen alle weichen, cremefarbenen Dünen aus, als wären sie mit Blut befleckt. Das Gewürz war überall verstreut, als hätte sich ein rasender Dämon ausgetobt. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie so viel Melange gesehen.
Irgendwo in der offenen Wüste und fern von seiner sicheren Zuflucht blieb Selim nichts anderes übrig, als durch den Sand loszustapfen. Er suchte den Boden ab, bis er seine verlorene Ausrüstung wiedergefunden hatte, einen Metallspeer und einen Haken, die halb von Sand verschüttet waren. Wenn ein neuer Wurm kam, musste er bereit sein, ihn zu besteigen.
Mit jedem Schritt und jedem Atemzug schien mehr Gewürz in seinen Körper einzudringen. Seine Augen hatten bereits die Blaufärbung der Abhängigkeit angenommen – er hatte es in den spiegelnden Flächen in der botanischen Teststation gesehen –, doch nun war er geradezu mit Melange gesättigt. Sein Schwindelgefühl wurde immer stärker.
Selim erreichte schließlich den Kamm der Düne, doch er bemerkte es erst, als er über den Grat stolperte und im losen Sand hinunterrollte. Dabei reinigten ihn die feinen Körner von der Melange, die in seiner Kleidung und auf seiner Haut klebte. Die Welt um ihn herum verschob sich, öffnete sich ... und offenbarte ihm wundersame Geheimnisse. »Was geschieht?«, fragte er laut, und die Worte hallten in seinem Kopf nach.
Die Dünen wanderten wie die Gischt auf den Wellen eines vergessenen Meeres. Sie hoben und senkten sich, sie brachen und lösten sich in Pulver auf. Würmer schwammen durch den
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