Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
ihn begleitete, um seinem Idol in die Arme zu fallen und das Gesicht an sein frisches Uniformhemd zu drücken.
»Pass gut auf unser Haus auf, während ich fort bin, kleiner Bruder«, sagte Xavier und strich zärtlich mit den Fingerknöcheln über das drahtige Haar des Jungen. »Du bist jetzt für meine Wolfshunde verantwortlich, hast du verstanden?«
Die braunen Augen weiteten sich, dann nickte er ernst. »Ja.«
»Und gehorche deinen Eltern, sonst wirst du nie ein guter Offizier der Armada.«
»Das werde ich tun!«
Eine Durchsage forderte das Inspektionsteam auf, das Shuttle zu besteigen. Xavier versprach, Vergyl, Octa und Serena etwas mitzubringen. Während Octa ihn aus der Ferne beobachtete und voller Hoffnung lächelte, umarmte er seinen kleinen Bruder noch einmal, drückte Serenas Hand und marschierte dann mit den Offizieren und Ingenieuren davon.
Serena betrachtete durch die Fensterfront das wartende Militärshuttle, dann schaute sie auf den Jungen und dachte an ihren Geliebten. Xavier war erst sechs Jahre alt gewesen, als die Denkmaschinen seine leiblichen Eltern und seinen ältesten Bruder getötet hatten.
Gemäß interfamiliären Vereinbarungen und dem letzten Willen von Ulf und Katarina Harkonnen war der junge Xavier als Pflegesohn des einflussreichen, aber kinderlosen Ehepaars Emil und Lucille Tantor aufgezogen worden. Die Adligen hatten zuvor Anordnungen getroffen, nach denen ihr Besitz von Verwandten aus der Familie Tantor verwaltet werden sollte, von entfernten Nichten und Neffen, die unter normalen Umständen nichts geerbt hätten. Doch als Emil Tantor den verwaisten Xavier aufgenommen hatte, war er sehr von ihm angetan gewesen und hatte ihn adoptiert, obwohl Xavier den Namen der Harkonnens und alle damit verbundenen Adelsrechte behalten hatte.
Nach der Adoption war Lucille Tantor überraschend schwanger geworden und hatte Vergyl auf die Welt gebracht, der zwölf Jahre jünger als Xavier war. Der Harkonnen-Erbe, der sich nicht um Familienpolitik kümmerte, konzentrierte sich auf seine militärische Ausbildung, da er der Liga-Armada beitreten wollte. Im Alter von achtzehn Jahren konnte Xavier seinen Anspruch auf den ursprünglichen Harkonnen-Besitz einlösen, und ein Jahr später war er Offizier der Salusanischen Miliz geworden. Seine tadellose Führung und schnelle Beförderung ließen jeden erkennen, dass Xavier ein aufgehender Stern in der militärischen Hierarchie war.
Nun beobachteten drei Menschen, die ihm viel bedeuteten, wie sich das Shuttle auf orangeroten Triebwerksabgasen in den Himmel erhob. Vergyl hielt Serenas Hand und versuchte sie zu trösten. »Xavier wird nichts passieren. Du kannst dich auf ihn verlassen.«
Es versetzte ihr einen Stich, dass ihr Geliebter sie allein gelassen hatte, doch sie lächelte dem Jungen mit den großen Augen freundlich zu. »Natürlich können wir das.«
Trotz allem hätte sie mit niemandem tauschen wollen. Die Liebe war etwas, das Menschen von Maschinen unterschied.
15
Die Antwort ist ein Spiegel der Frage.
Kogitorin Kwyna,
Archive der Stadt der Introspektion
Der behelfsmäßige Versammlungssaal für die Delegierten der Liga war ursprünglich das Haus des ersten Viceroys Bovko Manresa gewesen. Bevor das schwache Alte Imperium von den Titanen gestürzt worden war, hatte Manresa das Anwesen auf der damals isolierten Welt Salusa Secundus gebaut, um damit den Reichtum zu zelebrieren, den er durch seinen planetaren Immobilienhandel erworben hatte. Als später die Flüchtlinge eintrafen, die durch die grausame Herrschaft der Zwanzig Titanen vertrieben worden waren, war das große Haus zu einer Versammlungsstätte geworden, nachdem man Stühle und ein Rednerpult im Ballsaal aufgestellt hatte – genauso wie es heute geschehen war.
Vor Monaten, nur wenige Stunden nach dem Cymek-Angriff, hatte Viceroy Butler auf einem Trümmerhaufen unter der eingestürzten Kuppel des Parlamentsgebäudes gestanden. Während sich der giftige Staub auf den Straßen ablagerte und überall Feuer loderten, hatte er geschworen, das altehrwürdige Haus wiederaufzubauen, das der Liga über Jahrhunderte gute Dienste geleistet hatte.
Der Regierungssitz war mehr als nur ein Gebäude. Es war geweihter Boden, auf dem legendäre Politiker über großartige Ideen debattiert und Pläne gegen die Maschinenherrschaft geschmiedet hatten. Die Schäden am Dach und in den oberen Stockwerken waren gravierend, aber die tragenden Mauern standen noch. Genauso fest wie der
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