Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
menschliche Kampfgeist, den das Haus repräsentierte.
Es war ein eiskalter Morgen, und auf den Fensterscheiben schlug sich der Nebel nieder. Die Bäume auf den Hügeln hatten ihre hübsche Herbstfärbung in allen Schattierungen von Gelb, Orange und Braun angenommen. Serena und die Repräsentanten betraten den provisorischen Versammlungsort und zögerten, ihre Mäntel abzulegen.
Sie betrachtete die Wände des alten Ballsaals, die Porträts historischer Persönlichkeiten und die Darstellungen vergangener Siege. Sie fragte sich, was die Zukunft bringen und welche Rolle sie darin spielen würde. Sie wünschte sich so sehr, etwas tun zu können und den großen Kreuzzug der Menschheit zu unterstützen.
Die meiste Zeit ihres Lebens war sie eine Aktivistin gewesen, die keine Scheu hatte, mit anzupacken, um Menschen zu helfen, die Angriffen der Maschinen, Naturkatastrophen oder anderen Tragödien zum Opfer gefallen waren. Selbst in friedlichen Zeiten hatte sie sich den Erntearbeitern angeschlossen, um bei der Weinlese oder der Olivenernte auf dem Grundbesitz der Butlers mitzuhelfen.
Sie nahm in der ersten Reihe Platz, dann verfolgte sie, wie sich ihr Vater über das Holzparkett zum antiken Rednerpult begab. Ihm folgte ein Mönch in einem roten Samtgewand, der einen Behälter aus Plexiplaz trug, in dem sich ein lebendes, in Elektrafluid schwimmendes menschliches Gehirn befand. Der Mönch stellte den Behälter liebevoll auf einen verzierten Tisch neben dem Pult ab und blieb daneben stehen.
Serena konnte gut erkennen, wie sich das pinkgraue Gewebe leicht in der blassblauen Flüssigkeit bewegte, die es am Leben erhielt. Seit über tausend Jahren von den Sinneseindrücken und Ablenkungen der körperlichen Welt getrennt und durch ständige Kontemplation stimuliert, war das Gehirn der Kogitorin deutlich größer als ein normales geworden.
»Die Kogitorin Kwyna verlässt die Stadt der Introspektion nicht häufig«, sagte Viceroy Butler. Seine Stimme klang gleichzeitig formell und aufgeregt. »Aber in diesen Zeiten benötigen wir die besten Ideen und Ratschläge. Wer könnte die Denkmaschinen besser verstehen als Kwyna?«
Diese körperlosen Philosophen traten so selten an die Öffentlichkeit, dass viele Vertreter der Liga gar nicht wussten, wie sie miteinander kommunizierten. Die Kogitoren nährten die Geheimnisse, von denen sie umgeben waren, indem sie nur wenig sagten und lieber ihre bedeutendsten Gedanken mitteilten, um ihre Kräfte zu schonen.
»Der Sekundant der Kogitoren wird für Kwyna sprechen«, sagte der Viceroy, »falls sie eine Erkenntnis hat, die sie uns anvertrauen möchte.«
Der rot gewandete Mönch nahm den versiegelten Deckel ab und legte die viskose Flüssigkeit frei. Er blinzelte hektisch mit den runden Augen und starrte in den Behälter. Dann schob er vorsichtig eine nackte Hand ins Becken. Er schloss die Augen, atmete tief durch und berührte zaghaft die verschlungenen Gehirnwindungen. Seine Stirn legte sich vor Konzentration in Falten, als das Elektrafluid in seine Poren drang und eine Verbindung zwischen der Kogitorin und dem Nervensystem des Sekundanten herstellte. Sie konnte nun auf ähnliche Weise über ihn verfügen, wie die Cymeks ihre mechanischen Körper benutzten.
»Ich verstehe nichts«, sagte der Mönch mit seltsam entrückter Stimme. Serena wusste, dass so das wichtigste Prinzip der Kogitoren lautete. Wenn die Gehirne Jahrhunderte in der Kontemplation verbrachten, schienen sie einen besonderen Sinn für das Nichts zu entwickeln.
Lange vor der Titanenherrschaft hatte eine Gruppe spiritueller Menschen Philosophie studiert und über esoterische Themen diskutiert. Doch dann hatten sie festgestellt, dass ihre Konzentrationsfähigkeit durch die Schwächen und Versuchungen des menschlichen Körpers beeinträchtigt wurde. In der Mußezeit des Alten Imperiums waren diese metaphysischen Gelehrten die Ersten gewesen, die ihre Gehirne an Lebenserhaltungssysteme anschlossen. Frei von biologischen Restriktionen hatten sie ihre gesamte Zeit mit Lernen und Denken verbracht. Jeder Kogitor wollte die Gesamtheit der menschlichen Philosophie studieren, um dem Verständnis des Universums näher zu kommen. Sie lebten in Elfenbeintürmen und kümmerten sich kaum um die oberflächlichen Verhältnisse und Ereignisse der weltlichen Existenz.
Kwyna, die zweitausend Jahre alte Kogitorin, die in der salusanischen Stadt der Introspektion lebte, behauptete von sich, politisch neutral zu sein. »Ich bin zur Kommunikation
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