Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
vollendete Zeichnungen füllten die elektrostatischen Tafeln und waren von langen Berechnungen umgeben, die sich ins Nichts schlängelten.
Als Norma sich umschaute, erkannte sie, das Holtzman mehr Ideen verworfen hatte, als sie in ihrem Leben jemals entwickelt hatte. Doch einige der verstreuten Papiere und geometrischen Skizzen wirkten schon recht alt. Die Tinte war zum Teil bereits verblasst, und das Papier hatte sich an den Rändern eingerollt.
Holtzman ließ seine weiten Ärmel herumwirbeln und tat damit all die faszinierenden Dinge ab. »Nur nutzloses Spielzeug, das lediglich meinem Vergnügen dient.« Er stieß mit dem Finger gegen eine der schwebenden silbernen Kugeln, wodurch die anderen Modellplaneten auf gefährliche Bahnen gelenkt wurden und sich wie außer Kontrolle geratene Himmelskörper aufführten. »Manchmal spiele ich damit herum, um mich inspirieren zu lassen, aber meistens regen sie mich nur zu Ideen für weitere Spielzeuge an – und nicht zu Massenvernichtungswaffen, die wir benötigen, um uns von der Tyrannei der Maschinen zu befreien.«
Mit gedankenverlorenem Stirnrunzeln fuhr er fort: »Meine Arbeit wird dadurch behindert, dass ich keine hoch entwickelten Computer benutzen darf. Um die komplizierten Berechnungen auszuführen, die zur Prüfung einer Theorie nötig sind, bleibt mir also nichts anderes übrig, als mich auf die geistigen Fähigkeiten von Menschen zu verlassen und zu hoffen, dass sie nicht zu viele Fehler machen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Rechner.«
Er führte sie in einen hell erleuchteten Saal mit hohen Fenstern. Hier waren zahllose identische Sitzbänke und Tische in regelmäßigem Muster aufgestellt worden. Arbeiter beugten sich über die Schreibunterlagen und benutzten manuelle Rechenwerkzeuge. Ihrer schlichten Kleidung und dem abgestumpften Gesichtsausdruck entnahm Norma, dass diese Männer und Frauen zu den vielen Sklaven gehörten, die es auf Poritrin gab.
»Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir die Fähigkeiten einer Denkmaschine imitieren können«, erklärte Holtzman. »Ein Computer kann Milliarden von Rechenvorgängen durchführen. Wir haben es schwieriger, aber wenn genügend Spezialisten zusammenarbeiten, kommen auch wir auf Milliarden Rechenvorgänge. Nur dass es länger dauert.«
Er strebte in einem der schmalen Gänge zwischen den Rechnern hindurch, die hektisch Zahlen und mathematische Symbole auf flache Tafeln kritzelten, die Ergebnisse überprüften und sie dann an ihren Nachbarn weiterreichten.
»Selbst die kompliziertesten Kalkulationen lassen sich in eine Serie von trivialen Schritten zerlegen. Jeder dieser Sklaven wurde dazu ausgebildet, bestimmte Gleichungen zu lösen, die nach dem Fließbandprinzip weitergereicht werden. Im Kollektiv ist der menschliche Geist zu bemerkenswerten Leistungen in der Lage.« Holtzman überblickte den Raum, als würde er erwarten, von seinen Rechnern mit Jubel begrüßt zu werden. Doch stattdessen starrten sie mit müden Augen auf ihre Arbeit und gingen eine Gleichung nach der anderen durch, ohne dass sie etwas vom größeren Zusammenhang der Mathematik ahnten.
Norma hatte Mitleid mit ihnen, da sie selbst so häufig gedemütigt und ignoriert worden war. Intellektuell wusste sie, dass die menschliche Sklaverei auf vielen Welten der Liga akzeptiert wurde und auf den von Maschinen beherrschten Planeten gang und gäbe war. Allerdings vermutete sie, dass diese Menschen lieber geistige Arbeit verrichteten, als auf den landwirtschaftlichen Anbauflächen zu schuften.
Mit großzügiger Geste sagte der Wissenschaftler: »Jeder Rechner steht zu Ihrer freien Verfügung, Norma, wann immer Sie eine Theorie entwickeln, die der Verifikation bedarf. Im nächsten Schritt müssen natürlich Prototypen für weitere Tests gebaut werden. Wir haben zahlreiche Labors und Prüfbahnen, aber zuerst muss die wichtigste Arbeit geleistet werden.« Er tippte sich mit einem Finger gegen die Stirn. »Hier oben!«
Holtzman sah sie mit einem schiefen Grinsen an und senkte die Stimme. »Fehler sind natürlich möglich, selbst auf unserem Arbeitsniveau. Wenn es dazu kommt, können wir nur hoffen, dass Lord Niko Bludd gnädig genug ist, uns weiterhin zu beschäftigen.«
28
Nur Menschen mit beschränktem Geist erkennen nicht, dass der Begriff »unmöglich« durch »Mangel an Phantasie und Ehrgeiz« definiert ist.
Serena Butler
Im vorderen Salon des Herrenhauses der Familie Butler rutschte Xavier Harkonnen unbehaglich auf einem
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