Dune Legenden 01 - Butlers Djihad
Stirn fiel, war Iblis eine starke, sehr männliche Erscheinung. Er holte mehr Arbeit aus den Sklaven heraus als jeder andere, er kannte die besten Mittel und Anreize, den Vorteil sanfter Versprechen gegenüber harten Drohungen. Essen, Urlaub, sexuelle Dienste der reproduktiven Sklaven – alles, was nötig war, um die Arbeiter zu motivieren. Man hatte ihn sogar aufgefordert, an der Schule der Trustees über seine Methoden zu referieren, aber sie erfreuten sich unter den anderen privilegierten Menschen keiner allzu großen Beliebtheit.
Die meisten Kolonnenführer setzten Drohungen und Strafen ein, doch davon hielt Iblis gar nichts. Seine gegenwärtige Stellung hatte er hauptsächlich durch die Macht seiner Persönlichkeit und die Treue seiner Sklaven erreicht. Selbst schwierige Menschen beugten sich irgendwann seinem Willen. Die Maschinen hatten seine angeborenen Talente erkannt, sodass Omnius ihm freie Hand ließ.
Mit einem Blick konnte Iblis rund um das Forum ein halbes Dutzend Monolithen erkennen. Auf jedem Sockel erhob sich die riesige Statue eines der Zwanzig Titanen, beginnend mit Tlaloc, gefolgt von Agamemnon, Juno, Barbarossa, Tamerlan und Alexander. Ein kolossales Abbild von Ajax würde bald diesen Sockel zieren – nicht, weil Ajax so bedeutend war, sondern weil er der Ungeduldigste war. Dante und Xerxes konnten warten.
Iblis konnte sich nicht spontan an die Namen der übrigen Titanen erinnern, doch bei der Arbeit an den jeweiligen Statuen lernte er mehr über sie, als ihm lieb war. Die Arbeit nahm kein Ende. Iblis war in den letzten fünf Jahren persönlich an jeder Einzelnen der pompösen Skulpturen beteiligt gewesen, zuerst als Arbeitssklave und später in leitender Position.
Es war Spätsommer und wärmer als sonst zu dieser Jahreszeit. Windhosen tanzten auf den Dächern rund um das Forum. Direkt unter ihm auf dem staubigen Boden trugen die Bauarbeiter schlichte Kleidung in mattem Braun, Grau oder Schwarz – widerstandsfähige Stoffe, die nur selten gewaschen oder geflickt werden mussten.
Unter Iblis' Plattform schrie ein Gruppenleiter Befehle. Überwachungsroboter bewegten sich zwischen den schuftenden Sklaven, machten aber keine Anstalten, ihnen zu helfen. Wächteraugen schwebten über ihren Köpfen und zeichneten alles für Omnius auf. Iblis nahm sie kaum noch bewusst wahr. Menschen waren fleißig, erfinderisch und – im Gegensatz zu Maschinen – flexibel, solange sie Anreize und Belohnungen erhielten und richtig motiviert wurden. Die Denkmaschinen verstanden nichts von diesen Feinheiten, aber Iblis wusste, dass jede noch so kleine Zuwendung, die er seinen Arbeitern zuteil werden ließ, eine Investition war, die zehnfachen Profit einbrachte.
Gemäß ihrer Traditionen sangen die Sklaven häufig Arbeiterlieder und unterhielten sich mit ausgelassenen Wettkämpfen. Nun jedoch verhielten sie sich still und ächzten nur, wenn sie schwere Steinblöcke auf den Sockel wuchteten. In ihren Wohnkomplexen dagegen beklagten sie sich häufig über die Zwangsarbeit. Die Cymeks wollten, dass der Sockel so schnell wie möglich fertig wurde, damit die Statue von Ajax, die an einem anderen Ort von anderen Arbeitern angefertigt wurde, aufgestellt werden konnte. Jedes Teilstück des Bauprojekts folgte einem strengen Zeitplan, und für Verzögerungen oder Schlamperei gab es keine Entschuldigung.
Im Augenblick war Iblis froh, dass seine Leute in Frieden arbeiten konnten, ohne dass Ajax sie mit einschüchterndem Blick beobachtete. Iblis wusste nicht, wo sich der Titan im Augenblick aufhielt, aber er konnte nur hoffen, dass er sich heute andere Opfer suchte. Iblis musste seine Pflichten erfüllen und den Zeitplan einhalten.
Seiner Meinung nach waren die Monolithen sinnlos – die riesigen Obelisken, Säulen, Statuen und protzigen Fassaden für leere Gebäude ohne jeden Nutzen. Aber es war nicht seine Aufgabe, diese zeitintensiven Projekte in Frage zu stellen. Iblis wusste genau, dass die Monumente ein wichtiges psychologisches Bedürfnis der besiegten Titanen befriedigten. Außerdem konnten die Sklaven mit solcher Arbeit beschäftigt werden, und es gab ein sichtbares Ergebnis ihrer Mühen.
In den Jahrhunderten nach dem demütigenden Sturz durch Omnius hatten die Titanen ständig danach gestrebt, ihre verlorene Macht zurückzugewinnen. Iblis war der Ansicht, dass die Cymeks übers Ziel hinausschossen, wenn sie zyklopische Statuen und Pyramiden errichten ließen, nur um sich bedeutender fühlen zu können. Sie
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