Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
erstreckten sich in die entgegengesetzte Richtung, wie Wogen auf einem versteinerten gelben Meer. Er atmete tief die trockene Luft von Arrakis ein, die nach Staub und Feuerstein roch. In der kurzen Zeit, die er sich draußen aufgehalten hatte, waren seine Nase und seine Mundhöhle bereits ausgedörrt. Er sah weder Bäume noch Vögel oder irgendeinen grünen Fleck, nicht einmal einen Grashalm oder eine Blume.
Sie schienen in der tiefsten Grube Heols im gesamten Universum gelandet zu sein.
Rafel packte den Tlulaxa am Kragen. »Hurensohn, Betrüger! Bring uns anderswohin! Hier können wir nicht leben.«
Keedair stieß ein verbittertes Lachen aus. »Anderswohin? Hast du mir nicht zugehört? Sieh dir das Schiff an. Es wird nirgendwohin mehr fliegen, weder mich noch einen von euch buddhislamischen Jammerlappen. Lebt hier ... oder sterbt hier. Mir ist es egal.«
Manche Zensunni sahen aus, als wollten sie schreien oder weinen, doch Ishmael sah sich in der Landschaft um und hob trotzig den Kopf. Sein Mund war eine feste Linie der Entschlossenheit. Er legte eine Hand auf die Schulter seiner Tochter. »Gott hat unseren Kurs gesetzt, Chamal. Also werden wir dieses Land zu unserer neuen Heimat machen. Vergiss deine Träume vom Paradies. Die Freiheit ist viel kostbarer.«
63
Jeder Plan hat einen eingebauten Haken.
Antiker Aphorismus
Die erste von Normas dringlichen Botschaften erreichte ihn während eines kurzen Zwischenaufenthalts auf Salusa Secundus, während er bereits auf dem Rückflug von Arrakis war. Im Firmenbüro fand er auch ein verzweifeltes Kommuniqué von Tuk Keedair vor, der weitere Einzelheiten des Desasters schilderte, dem das Forschungsprojekt zum Opfer gefallen war. Norma und er waren von Poritrin verbannt worden. Unter gemurmelten Flüchen gegen Lord Bludd und Tio Holtzman beschlagnahmte Venport das erste verfügbare VenKee-Schiff und eilte unverzüglich nach Poritrin.
Während der Zwischenstopps erfuhr Venport von einer epochalen Katastrophe, die die früheren Informationen überschattete. Kurz nach Ausbruch eines Sklavenaufstands war die gesamte Stadt Starda vernichtet worden, offenbar durch den Einsatz von Atomwaffen.
Er konnte es nicht glauben und befürchtete, während der langwierigen Weiterreise vor Sorge wahnsinnig zu werden. Wenn ihm die Raumfalt-Technik zur Verfügung stehen würde, hätte er sich ohne Verzögerung nach Poritrin begeben können. Norma steckte in immensen Schwierigkeiten, und im günstigsten Fall war sie bereits vom Planeten verbannt worden, auf dem sie fast drei Jahrzehnte lang gelebt hatte. Er konnte nur hoffen, dass sie rechtzeitig von Poritrin entkommen war. Ihr Wohlergehen besorgte ihn viel mehr als die kommerziellen Verluste seiner Firma.
Doch als er die Information erhielt, dass sie nie auf Rossak eingetroffen war, befürchtete er, dass etwas Schreckliches geschehen war. Vielleicht hatte sie Starda gar nicht verlassen und hatte zusammen mit vielen Millionen anderen den Tod gefunden.
Dieser persönliche und geschäftliche Notfall führte ihm deutlicher als alles andere vor Augen, wie lebenswichtig ein schnellerer Weltraumverkehr war. Nicht nur für ihn, sondern für die gesamte Menschheit. Doch die technischen Voraussetzungen hingen an einem dünnen Faden. Nur das Genie von Norma Cevna kannte das Geheimnis, wie man den Holtzman-Effekt einsetzte, um den Raum zu falten. Kein anderer verstand das Prinzip.
Wo ist sie?
Vor einem Jahr hatte sie die Antwort auf seinen Heiratsantrag hinausgezögert, aus Verlegenheit, Verwirrung, Unentschlossenheit ... aber sie hatte ihm versprochen, dass er bei seiner Rückkehr eine Antwort erhalten würde. Er hätte viel früher nach Poritrin zurückfliegen sollen. Warum war er so lange fortgeblieben?
Doch selbst wenn Norma seinen Antrag angenommen hätte, wäre sie in ihren Labors geblieben, um weiter am Schiffsprototyp zu arbeiten, und er wäre trotzdem auf die Reise gegangen, um sich seinen Geschäften zu widmen. Er ließ die Schultern hängen. Nur der Gedanke an ihr bescheidenes Lächeln, ihre leisen Worte, ihr zerstreutes Entzücken über ihr Zusammensein – ganz gleich, ob sie ihn als Freund, großen Bruder oder Geliebten betrachtete – gaben ihm ein warmes Gefühl.
Venport wusste, dass er sie liebte – und schon seit langer Zeit geliebt hatte, auch wenn er seine Gefühle erst recht spät erkannt hatte. Während bisher niemand Norma als hübsch betrachtet hatte, fand er sie dennoch attraktiv, weil sie war, wer sie war
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