Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Lauf des Isana hinweg. Ein Stück voraus hatte sich der Fluss ein tieferes Bett gegraben, und Venport sah die hohen Wände der ersten verzweigten Schluchten. Normas Labor lag weitab vom Zentrum der Verwüstung, und er betete, dass sie in Sicherheit war oder vielleicht sogar trotz ihrer Ausweisungsorder hierher zurückgekehrt war.
Erneut wünschte er sich, er wäre bei ihr geblieben und hätte seinem Tlulaxa-Partner erlaubt, sich um die geschäftlichen Interessen von VenKee zu kümmern – Medikamente von Rossak, Melange von Arrakis, Leuchtgloben und Suspensoren.
»Da drüben«, sagte Kiane. »Wir sind gleich da.«
Er konnte bereits die Anlegestelle am Grund der Schlucht erkennen, die Passagier- und Frachtaufzüge, die Gebäude oben auf dem Felsplateau und die riesige Höhle, in der sich der Hangar befand. Das Wellblechdach war geöffnet.
Und das Trockendock für das Raumschiff war leer. Der Prototyp war verschwunden.
Auf dem Gelände war niemand zu sehen – keine Arbeiter, keine Sklaven, nicht einmal Dragonerwachen. Die Tore standen offen, die Absperrzäune waren niedergerissen. Die noch vorhandene Ausrüstung lag wie tote Insekten herum.
Und nichts rührte sich.
»Landen Sie auf der freien Fläche neben dem offenen Hangar«, sagte er und staunte, wie ruhig seine Stimme klang. Als die Pilotin den Eindruck machte, als wollte sie sich beschweren, warf er ihr einen ernsten Blick zu, um sofort wieder durch die Fenster des Flugzeugs zu starren, im Versuch, weitere Einzelheiten in den Schatten des Hangars und der Höhle zu erkennen.
Sobald die Kufen den Boden berührt hatten, sprang Venport nach draußen. Die Luft roch nach verbranntem Staub, und das Gelände war zertrampelt. Er konnte sich nicht vorstellen, was sich hier zugetragen haben mochte. Ging die Zerstörung auf eine militärische Übernahme des Komplexes zurück, im Zuge der Ausweisung von Norma und Keedair ... oder war es hier auch zu einem Sklavenaufstand gekommen?
Im leeren Hangar sah er sich die verbogene Masse aus Metall an, das Skelett aus schweren Trägern, die das umgebaute Schiff gestützt hatten. Vom klobigen Frachter selbst war nichts mehr zu sehen.
Bedrückt wankte Venport in den Rechenraum, in denen Norma ihre Unterlagen aufbewahrt hatte, doch er fand nur ein paar verstreute Zettel mit unbedeutenden Notizen. Keine Pläne, Berechnungen oder sonstige aussagekräftige Dokumente.
»Es sieht ganz danach aus, als ob diese Räume geplündert worden wären«, sagte Kiane, die ihm gefolgt war. »Ist jemand hier?« Doch sie erhielt nur ein schwaches Echo zur Antwort. »Ich wette, die Sklaven haben rebelliert und sind dann weiter ins Landesinnere geflüchtet. Falls es Tote gegeben hat, scheinen sie die Leichen in den Fluss geworfen zu haben.«
»Norma!« Venport lief zurück in den Hangar und wieder nach draußen. Er durchsuchte alle Nebengebäude, obwohl er im Herzen wusste, dass sie nicht mehr hier war. Mit einem unguten Gefühl sah er sich alles ganz genau an und suchte nach dem kleinsten Hinweis, der ihm vielleicht verraten würde, was geschehen war.
Aber er fand keine Spuren, weder vom Schiffsprototyp noch von den Menschen, die sich hier aufgehalten hatten. Es herrschte eine unheimliche Stille. Eine Totenstille.
»Bringen Sie mich von hier weg«, sagte Venport schließlich mit einem üblen Gefühl.
* * *
Er verbrachte fünf weitere Tage damit, in und um Starda zu suchen. Er stellte Fragen und flehte die Leute an, ihm zu antworten. Aber jeder vermisste Freunde oder Verwandte, und die Zahl der Todesopfer nahm beständig zu. Lord Bludd und Tio Holtzman waren bereits für tot erklärt worden. Unter den Trümmern wurden immer noch Leichen gefunden. Viele Opfer waren bei den Bränden umgekommen, andere von Sklaven abgeschlachtet worden. Und tausende von buddhislamischen Rebellen waren überall auf dem weiten Kontinent von Dragonern niedergemetzelt worden, zur Vergeltung für den Aufstand.
Niemand konnte ihm sagen, was er wissen wollte, doch in seinem Herzen hatte Venport bereits die Antwort. Er versuchte sich an die Hoffnung zu klammern, dass Norma wirklich auf dem Weg nach Rossak war und sich der Flug lediglich verzögert hatte. Doch alle Hinweise deuteten in eine andere Richtung – dass sie unverdient einem grausamen Schicksal zum Opfer gefallen war.
Voller Trauer um seine verlorene Liebe verließ Venport den Planeten und schwor sich, nie mehr nach Poritrin zurückzukehren.
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Eine Denkmaschine kann nicht verletzt, gefoltert,
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