Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
einen hohen Felsen, und ein Leitwerk verfing sich an einem Vorsprung. Funken regneten. Das Schiff wirbelte herum, und der Bauch wurde von einem Lavariff aufgerissen. Doch auf wundersame Weise kam es dann in einer Mulde zur Ruhe, die sich in einem Lavastrom gebildet hatte.
Ein Kurzschluss legte die Pilotenkabine lahm, und in den unteren Frachträumen wurde es dunkel. Die Flüchtlinge wurden in totale Finsternis getaucht, die nur von den Geräuschen knisternden Feuers, ächzenden Metalls und verängstigten Geflüsters durchdrungen wurde.
Ishmael war zu Boden geworfen worden und schmerzhaft mit dem Pilotensessel zusammengestoßen. Nun sprang er wieder auf die Beine und hoffte, dass sich die übrigen hundert Passagiere angemessen auf eine so harte Landung vorbereitet hatten. Rafel rappelte sich auf und vergewisserte sich, dass seiner Frau Chamal nichts passiert war.
»Öffnet die Luken!«, rief Ishmael. »Wir müssen alle Leute nach draußen schaffen, falls das Schiff explodiert.«
»Das wäre der perfekte Höhepunkt dieses Abenteuers«, sagte Keedair. Sein Zopf war sichtlich ausgefranst, und mit einer verärgerten Geste schleuderte er ihn sich über die Schulter.
Rafel warf ihm einen finsteren Blick zu. »Wir sollten dich jetzt töten, Sklavenhalter.«
Der Tlulaxa sah ihn an, als wäre er zu erschöpft, um noch Angst empfinden zu können. »Könnt ihr nutzloses Pack nichts anderes als euch zu beklagen und Drohungen auszustoßen? Ihr habt mich entführt, mich gezwungen, euch zu einer anderen Welt zu fliegen, und mir befohlen, dieses Schiff zu landen, ohne euch ein Härchen zu krümmen. Das habe ich getan. Von jetzt an habt ihr nur noch mit Problemen zu tun, die ihr euch selbst eingebrockt habt.«
Ishmael musterte ihn und fragte sich, ob der Fleischhändler tatsächlich Dankbarkeit von ihnen erwartete. Mit einem Zittern erloschen sämtliche Instrumente. Keedair ging zu einem Notausstieg, riss am Hebel und schaffte es, eins der Siegel zu brechen, sodass sich die Luke einen Spalt weit öffnete.
Die Zensunni drängten sich um den Ausstieg und drückten ihn mit provisorischen Werkzeugen ganz auf. Das glühende Sonnenlicht und die staubtrockene Luft der neuen Welt strömte ins Schiff.
Weil er diese Menschen geführt hatte, weil er ihre Flucht aus jahrelanger Gefangenschaft organisiert und ihnen ein Leben außerhalb der Reichweite der Sklaventreiber der Liga ermöglicht hatte, hätte Ishmael der Erste sein sollen, der seinen Fuß auf Arrakis setzte. Die ehemaligen Sklaven schauten sich erwartungsvoll zu ihm um.
Doch er gab ihnen nur mit einem Wink zu verstehen, dass sie aussteigen sollten, und blieb an Bord des abgestürzten Frachters, um für Ordnung zu sorgen. »Lasst euren gesunden Menschenverstand nicht durch unbedachten Eifer bezwingen«, rief er.
Die Flüchtlinge strömten durch die Öffnung und sprangen vom Wrack auf den harten, zerklüfteten Boden. Einige irrten herum und riefen nach Freunden und Verwandten, andere eilten davon in die augenscheinliche Sicherheit dieser fremdartigen und trostlosen neuen Welt. Chamal ließ ihren Mann in der Pilotenkabine zurück und stieg hinaus. Dann half sie den anderen, in einiger Entfernung vom Schiff eine Zuflucht zwischen den Felsen zu finden.
Rafel war jetzt mutiger und aggressiver geworden. Wütend packte er Keedair am geflochtenen Zopf und zerrte ihn aus dem Pilotensitz. »Komm nach draußen und schau dir an, wohin du uns gebracht hast! Wie weit sind wir von der Zivilisation entfernt?«
Der Sklavenhalter lachte ihn aus. »Zivilisation? Das hier ist Arrakis! In ein paar Wochen werdet ihr euch nach Poritrin und euren komfortablen Sklavenbaracken zurücksehnen.«
»Niemals!«, schwor Rafel.
Doch der ehemalige Fleischhändler lächelte mit einem Ausdruck, in dem sich Zuversicht und Resignation mischten. Rafel drängte ihn durch die offene Luke nach draußen, und Ishmael folgte ihnen. Rafel stand neben seinem Gefangenen auf dem schwarzen Stumpf einer Felsnase, die durch den Absturz des Schiffs abrasiert worden war. Als er sich in der weiten, leeren Landschaft umblickte, zeigte das Gesicht des jungen Mannes Überraschung, Ungläubigkeit und schließlich Verzweiflung. Chamal trat an seine Seite. Selbst in ihren schlimmsten Albträumen hatten sie sich keine so öde und lebensfeindliche Umgebung vorstellen können.
Ishmael reckte sich stolz und blickte über die glühend heiße schwarz-braune Insel, die sich im weiten Bogen bis zum Horizont erstreckte. Gewellte Dünen
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