Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
denen sie vorbeiraste. Unendlich viele Planetensysteme, eins nach dem anderen. Galaxien rotierten, Nebel glühten in allen Farben, strahlend helles Licht und die tiefste Schwärze der gesamten Schöpfung.
Dann war es ähnlich wie in ihrer Foltervision, als sie ihre mütterliche Abstammungslinie gesehen hatte und die Gestalten ihrer Vorfahren zu einem Bild vereinigt waren. Die Sonnen vereinigten sich und brannten mit extremer Helligkeit. Norma schien sich auf alle gleichzeitig zuzubewegen, mitten in ein strahlend helles Licht.
Dann wurde die Wirkung der Melange noch stärker als zuvor.
Erschrocken und fasziniert starrte Norma geradeaus, während sie durch den Kosmos stürzte. Das Bild eines Menschen entstand im Vordergrund – Serena Butler in weißem Gewand – aber nur für einen kurzen Moment. Die Priesterin des Djihad strahlte in goldenem Licht und verschwand dann in den Flammen. Aber irgendwie waren die Flammen nicht real. Norma verstand nicht, was sie sah.
Sie blickte durch die Augen von Serena auf eine Gruppe von Denkmaschinen, die sich um die Führerin des Djihad drängten. Bevor Norma reagieren konnte, war Serenas Erscheinung schon wieder verschwunden. Zurück blieb nur eine schwache Glut in ihrer Erinnerung.
Dann sah sie ihre Mutter und Aurelius, die sich in schrecklicher Gefahr befanden ... umringt von Cymeks, die ihnen die Raumfalttechnik stehlen wollten. Norma wurde von nackter Angst ergriffen, und sie drohte die Kontrolle über ihre Vision zu verlieren. Sie sah die mächtige Zauberin in ihren letzten Augenblicken, wie sie triumphierend ihre parapsychischen Kräfte entfesselte und darin verging ... genauso wie Normas Mann, der dem vernichtenden mentalen Sturm nichts entgegenzusetzen hatte.
Aurelius ist tot, erkannte Norma mit nagender Furcht. Sie war sich nicht sicher, ob die Vision ein zukünftiges Ereignis zeigte oder etwas, das bereits geschehen war ... oder ob sie noch etwas tun konnte, um es zu verhindern. Serena Butler. Mein Ehemann. Meine Mutter. Alle tot ... oder bald tot.
Norma blickte durch die Flammen ins Herz einer gewaltigen, alles verzehrenden Sonne. Im virtuellen Raumfaltschiff bewegte sich Norma durch das Licht hindurch in ein verborgenes Reich, das ihr ein neues Universum offenbarte. Sie sah riesige Sandwürmer, die sich in den Wüsten von Arrakis wanden, und eine ewige Substanz, die die Menschen »Wasser des Lebens« nannten. Nahrung für den Körper, den Geist und die Seele.
Ein Zugang zur Unendlichkeit, dachte sie. Und vielleicht sogar darüber hinaus.
Sie sah die Zukunft der Menschheit, wie Raumfaltschiffe ein gewaltiges Imperium zusammenhielten ... eine Zivilisation, die durch eine lange Linie von Zauberinnen in schwarzen Gewändern mit der Vergangenheit verbunden war.
Und sie hörte einen harmonischen, hypnotischen Sprechgesang aus der Wüste: »Muad'dib ... Muad'dib ... Muad'dib ...« Norma ging in die Ekstase der Stimmen ein. Dann trank sie vom Wasser des Lebens und schrie verzückt auf.
Sie erwachte aus ihrer Vision, hoffte, das Gesicht von Aurelius zu sehen, wie er über ihr kniete und ihr blondes Haar streichelte.
Doch sie war allein und wurde von der Last der erschütternden Offenbarungen erdrückt, die sie erlebt hatte.
»Ich habe ins Herz des Universums geblickt.«
106
Es gibt zahllose Möglichkeiten zu sterben. Die Schlimmste ist, ohne Sinn zu vergehen.
Serena Butler,
aus ihrer letzten Botschaft an Xavier Harkonnen
Überall in der Liga der Edlen fieberten die Menschen und hofften darauf, dass Serena Butler mit der überwältigenden Ankündigung ewigen Friedens zurückkehrte. Die Elfenbeinturm-Kogitoren blieben in Zimia und studierten Dokumente in den großen Bibliotheken von Salusa Secundus. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gab es wieder Hoffnung auf eine strahlende Zukunft.
Wochen und Monate vergingen, ohne dass auch nur ein Wort oder der winzigste Hinweis eintraf. Eine ihrer Anhänger gaben sich der Verzweiflung hin. Andere klammerte sich an den dünnen Strohhalm des Optimismus – trotz ihrer Besorgnis sagten sie sich immer wieder, dass die konventionelle Raumfahrt ein zeitraubendes Unterfangen war.
Iblis Ginjo bemühte sich, die Öffentlichkeit zu beruhigen, aber er bereitete sie gleichzeitig behutsam auf die Wahrheit vor. Er musste auf den richtigen Moment warten. Schon vor Serenas Abreise war alles arrangiert worden.
Schließlich – ein ganzer Monat war seit dem geplanten Rückkehrtermin vergangen – schickte er Yorek Thurr los. Wenn
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