Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
roter Blitz in seine Netzhaut brannte. Das herabstürzende Objekt strahlte in heißer Glut.
Weit draußen auf dem Wasser breitete sich ein blendender Feuerball aus, als der Brocken aus dem Weltraum ins Meer schlug. Weniger als eine Minute später hörte Noret den abgeschwächten Donner der Explosion. Die Schallwellen sprangen wie Steine über die Wasseroberfläche.
Chirox stapfte mit schweren Schritten über den Strand. Der Sensei-Mek trat neben Noret und richtete seine optischen Sensoren auf den Horizont. »Was ist geschehen?«
»Ein Meteor ist ins Meer gestürzt«, sagte er und blinzelte immer noch mit geblendeten Augen. »Er sah ziemlich groß aus.«
Die Maschine blickte aufs Wasser hinaus. Im Südwesten glitzerten die Lichter anderer Inseln wie Edelsteine. Während die beiden gespannt abwarteten, erlosch plötzlich eins der Lichter, als wäre es ausgepustet worden. Dann verschwanden weitere, die näher zu sein schienen.
»Was meinst du, was das zu bedeuten hat?«, fragte Noret.
Kurz darauf konnten sie bereits die heranrollende Wasserwand erkennen, die durch den Einschlag des Asteroiden ausgelöste Flutwelle. Sie schob sich unaufhaltsam über das Meer, ohne sich von Hindernissen aufhalten zu lassen. Das Grollen wurde immer lauter.
Noret schüttelte den Kopf, als ihn der Schlag der Erkenntnis traf. »Oh nein!«
Ihnen würde nicht genug Zeit bleiben, die Insel zu evakuieren und die Schüler in Sicherheit zu bringen. Er hörte bereits entsetzte Rufe von den Hütten.
Noret packte sein Pulsschwert, als würde er sich wünschen, er könnte eine Heldentat mit der Waffe vollbringen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich völlig hilflos. Er konnte nur neben Chirox stehen, während die donnernde Welle über die Riffs auf sie zurollte.
»Ich wusste, dass es eines Tages kommen würde«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ein Feind, den ich nicht besiegen kann.«
* * *
Als sich Stunden später das schäumende braune Wasser vom Archipel zurückzog, gaben die Ströme Inseln frei, die von Menschen und Bäumen gesäubert waren.
Der stämmige Mek stapfte langsam den Hang zum verwüsteten Strand hinauf, wo er so viele Schüler unterrichtet hatte. Er blieb in den schwappenden Wellen stehen. Chirox war verbeult, zerschrammt und versengt, aber er funktionierte noch. Mit schweren, mühsamen Schritten kämpfte er sich weiter.
In zweien seiner sechs Arme trug der Kampfroboter die geschundene Leiche von Jool Noret, seinem allergrößten Schüler, der von der Flutwelle zerschmettert worden war.
Chirox war das Einzige, das sich auf der trostlosen Insel noch bewegte, als er über den leeren Strand lief. Vorsichtig, beinahe liebevoll, bettete er Norets Leiche auf den feuchten Boden. So weit der Sensei-Mek feststellen konnte, war dies ungefähr die Stelle, an der Noret von der Welle erfasst worden war. Er drehte den Kopf herum und richtete seine optischen Sensoren auf seinen Lehrer und Schüler.
Im jahrzehntelangen Dienst hatte der Roboter viel Zeit mit Menschen verbracht und gelernt, dass organisches Leben sehr widerstandsfähig war. Schon bald würden die Inseln wieder mit Grün überzogen sein, und die Söldner würden von ihren Missionen zurückkehren und den Archipel mit neuen Lernwilligen bevölkern.
Chirox würde wieder Söldner ausbilden, wie er es in den vergangenen zehn Jahren getan hatte. Sie würden wieder nach Ginaz kommen, um alles über die unerreichbare Technik des großen Schwertmeisters Jool Noret zu erfahren. Chirox würde ihnen alles zeigen, was er wusste, alles, was er von seinem Meister gelernt hatte.
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Zeit. Wir haben immer zu wenig oder zu viel davon – niemals genau die richtige Menge.
Norma Cevna,
aus ihren privaten Labortagebüchern
Obwohl ihr Körper nun einer perfekten Statue glich, war Norma Cevna zu ihren alten Gewohnheiten zurückgekehrt, allein und wie eine Besessene zu arbeiten.
In der Navigationskammer eines umgebauten Raumfaltschiffs, das kurz vor der Fertigstellung stand, sah sie ihr Spiegelbild auf den glänzenden schwarzen Wänden. Sie war so sehr in ihre Arbeit vertieft gewesen, dass sie tagelang nicht gebadet oder die Kleidung gewechselt hatte. Ihr grüner Laborkittel, der ihr Arbeitsanzug war, hing schmutzig und zerknittert an ihr herunter.
Andere Dinge waren für sie viel wichtiger. Bisher hatte sie mit ihren Leuten achtzehn der großen Raumfaltschiffe zu Kriegsschiffen umgebaut, die demnächst in Dienst gestellt werden sollten. Sie würden die Armee des
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