Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
während eines Abendessens, das sie sich als harmonisches Familientreffen vorgestellt hatte. Doch Xavier wusste, dass sie Verständnis dafür hatte. »Niemand kann Omnius verstehen«, sagte sie. »Serena hatte Recht. Wir müssen die Denkmaschinen vernichten, ganz gleich, was es kostet.« Sie schluckte und sah Xavier an. »Selbst wenn der Kampf immer wieder unsere Familie auseinander reißt.«
Xavier schaute auf seinen Teller und spürte, wie seine Augen brannten. Er verabscheute Omnius, doch er war immer mehr davon überzeugt, dass der intrigante Iblis Ginjo letztlich für Serenas verhängnisvolle Dummheit verantwortlich gewesen war. Ohne die mächtige Persönlichkeit des Großen Patriarchen hätte sie sich niemals zu einem so unüberlegten Selbstmordkommando hinreißen lassen.
»Unser Kreuzzug muss weitergehen, selbst wenn wir damit unsere Familie und Milliarden anderer Familien in Gefahr bringen. Wir wollen mehr als siegreiche Schlachten. Unser Ziel ist es, die Zukunft der Menschheit zu sichern, für unsere Enkel und die Enkel unserer Enkel.«
»Dann hoffe ich, dass du mit deiner Mission nach Tlulax das Ziel erreichst, das du dir gesteckt hast.« Octa schien an ihren eigenen Worten zu zweifeln, doch Xavier tätschelte beruhigend ihre Hand. Er sah seine Frau zärtlich an, dann seine Töchter, eine nach der anderen. Seine Augen trübten sich.
»Ich werde tun, was getan werden muss«, schwor er, »für den Djihad und für Serena.«
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Der Geist ist etwas sehr Verrücktes.
Graffiti am Zentralturm von Corrin
Erasmus stand auf einem schwarzen Berggipfel in der matten Glut der Riesensonne und blickte zurück über die Hügel bis zu den Lichtern der Hauptstadt von Corrin. Seit er noch einmal den Spalt besucht hatte, in dem er einst gefangen gewesen war, wollte der Roboter mehr von der Wildnis dieses Planeten erkunden.
Menschliche Entdecker hatten denselben Drang verspürt, dorthin zu gehen, wo noch niemand gewesen war, Dinge zu sehen, die noch niemand gesehen hatte, und neue Territorien mit Fahnen zu markieren. Wie konnte sich ein unabhängiger Roboter mit weniger zufrieden geben?
Weiter unten, in einer geschützten Senke aus schneefleckigen Felsbrocken an der Baumgrenze, schlief sein Schützling Gilbertus Albans in einem Zelt, erschöpft vom anstrengenden Marsch.
Erasmus erkannte einen weiteren positiven Aspekt der Flucht vor den Aktivitäten der Maschinenstadt. Die Menschen hatten schon vor langer Zeit verstanden, wie gut es tat, die Einsamkeit und Beschaulichkeit einer ungezähmten, ästhetisch ansprechenden Umgebung zu suchen. In einigen alten Texten wurde der Prozess sogar als »Aufladen der Batterien« bezeichnet. Erasmus vermutete, dass die Menschen den Maschinen ähnlicher waren, als sie zugeben würden.
In weiter Ferne sah der Roboter, wie in der Maschinenstadt etwas an der Spitze des Zentralturms aufblitzte. Wenig später wurde ein Schwarm winziger silbriger Wächteraugen sichtbar, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln auf ihn konzentrierten.
»Du hast versucht, vor mir zu fliehen?«, fragte Omnius durch die Wächteraugen, sodass seine Stimme aus allen Richtungen kam. »Das ist sehr irrational.«
Erasmus ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Ganz gleich, wie weit ich mich entferne, ich weiß, dass du meine Bewegung jederzeit überwachst. Ich unternehme hier einen Trainingsmarsch für Gilbertus Albans. Es ist wichtig, dass er die Gelegenheit erhält, ohne Störungen oder Ablenkungen nachzudenken.«
»Ich postuliere«, kam es von den schwebenden Wächteraugen zurück, »dass die Kriegsaktivitäten der Menschen erheblich eingeschränkt werden, nachdem Serena Butler sie jetzt nicht mehr anstacheln kann. Es wird Zeit, dass du mir in diesem Punkt zustimmst.«
»Ich fürchte, dass der Zwischenfall Auswirkungen haben wird, die du nicht vorhersiehst. Du vereinfachst die Menschen zu sehr, Omnius, und du bist ahnungslos in Serena Butlers Falle getappt. Wir werden es noch schwer bereuen, dass wir sie zur Märtyrerin gemacht haben. Die Menschen werden ihre eigenen Schlussfolgerungen ziehen, ob sie nun akkurate Daten über die Ereignisse haben oder nicht.«
»Unsinn. Sie ist tot. Das wird die Moral der Djihad-Kämpfer schwer erschüttern.«
»Nein, Omnius. Für mich steht fest, dass ihr Tod alles nur viel schlimmer machen wird.«
»Du behauptest, intelligenter als ich zu sein?«
»Verwechsle nicht Intelligenz und die Verfügbarkeit großer Datenmengen, Omnius. Das ist nicht dasselbe.«
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