Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Siedlungen der Zensunni zu vereinen. Obwohl ein solches Verhalten ihrer Lehre der Isolation und Unabhängigkeit widersprach, bot Dhartha den anderen Stämmen viel Gewinn und Wasser. Und die Melange war leicht zu ernten.
Er warf einen Blick auf die Gruppe von Arbeitern. »Glaubst du, dass Dhartha unter ihnen ist?«
»Der Naib hat der Wüste den Rücken zugekehrt«, antwortete Marha. »Sein Sohn Mahmad verbrachte die meiste Zeit der letzten zwei Jahre in Arrakis City, bis er sich am Raumhafen eine Krankheit der Fremdweltler holte und starb.«
»Mahmad ist tot?«, fragte Selim und kam sich einsam vor, als er seine ferne Jugend heraufbeschwor. Er erinnerte sich an einen Jungen im gleichen Alter wie Selim. Doch wenn er überlebt hätte, wäre Mahmad heute ein erwachsener Mann wie Selim, über vierzig Jahre alt. Und Mahmad war fern der Wüste in einer Stadt gestorben, vom Melange-Handel mit Fremdweltlern verdorben. Selims Unterlippe verzog sich vor Abscheu. »Und Naib Dhartha macht sich deswegen keine Vorwürfe?«
Marha schenkte ihm ein freudloses Lächeln. Die sichelförmige Narbe auf ihrer linken Braue schimmerte weiß auf ihrer braun gebrannten Haut. »Er macht dir Vorwürfe, Wurmreiter. Er betrachtet dich als die Ursache für all seinen Kummer.«
Selim schüttelte den Kopf. Seine Visionen waren so klar gewesen, die Antwort offensichtlich. Doch Naib Dhartha würde niemals auf ihn hören. »Wir müssen mehr tun, um diese Gräuel zum Wohle aller zu beenden.«
Wenn die Gewürzsammler ihre Melange in Karawanen wie dieser transportierten, waren sie verwundbar. Nun bewegte sich die Karawane langsam auf dem flachen Sand am Rand der Felsen entlang. Trotz der brummenden Motoren der Bodenfahrzeuge und der stapfenden Menschen, die den Gewürzladungen folgten, würden sich die Sandwürmer nicht den Felsen nähern.
Zwei Läufer in getarnten Destillanzügen ließen sich neben Selim und Marha niedersinken. Sie bewegten sich so lautlos wie Schatten, und Selim lächelte zufrieden.
»Jafar ist in Position.« Einer der Läufer nahm einen Atemschlauch aus dem Mund und schaltete damit das interne Recyclingsystem seiner Wüstenkleidung ab. »Wir müssen handeln, bevor die Karawane sich zu weit entfernt.«
Selim stand auf. »Übermittelt die Botschaft mit dem Spiegel. Schlagt vorsichtig zu, wie immer. Tötet niemanden, sofern es sich vermeiden lässt. Unsere Aufgabe ist es, ihnen eine Lektion zu erteilen und zurückzuholen, was Shai-Hulud gehört.« Ein Teil von ihm wollte Naib Dhartha erschlagen, doch er wusste, dass es eine größere Rache war, den Mann zu demütigen und sein Ansehen als Anführer zu untergraben.
Mit einem hohlen Knirschen löste sich eine kleine Staubwolke von den Klippen, und eine Lawine aus schwarzem Geröll wälzte sich den uralten Felsenhang vor der langsam dahinziehenden Karawane hinab.
»Jetzt halten wir sie auf.« Selim war bereits losgerannt. Seine Anhänger tauchten aus ihren Verstecken auf und sprinteten los. In der braun-schwarzen Landschaft waren sie kaum zu erkennen.
Auf dem Sand hielten die Gewürzsammler der Zensunni die Bodenfahrzeuge in sicherer Entfernung vom lärmenden Steinschlag an. Bevor die Mitglieder der Karawane erkannten, was geschah, waren sie von Jafar und den anderen umzingelt. Jafar hielt eine Maula-Pistole. Die anderen Männer waren mit Speeren, Projektilwaffen und sogar Schleudern ausgerüstet, die Steine mit mörderischer Kraft katapultieren konnten.
Die Zensunni waren eingeschüchtert und verängstigt. Irgendwo in ihren Bündeln mussten auch sie Waffen haben, doch Selims abgehärtete Truppe rückte nahe genug heran, dass sie sie nicht benutzen konnten.
»Wer es wagt, Shai-Hulud zu bestehlen, muss die Konsequenzen tragen«, sagte Selim.
»Banditen!«, fauchte eine Frau und spuckte das Wort wie einen Fluch aus.
Ein junger Mann, kaum ein Teenager, sah mit glitzernden Augen zu ihnen auf, die noch nicht völlig blau vom Melangekonsum waren. »Es ist Selim Wurmreiter!«
»Ich bin Selim, der für Shai-Hulud spricht. Gott hat mir eine Vision gegeben, deren Wahrheit nicht geleugnet werden kann. Schande über euch alle, weil ihr am Tod der Sandwürmer und an der Zerstörung von Arrakis mitverantwortlich seid.«
Er starrte in ihre verhüllten Gesichter, musterte ihre dunklen Augen und stellte fest, dass Naib Dhartha nicht unter ihnen war. Wie Marha gesagt hatte, ließ der grauhaarige alte Mann sich nicht mehr dazu herab, seine Tage mit anstrengender Arbeit zu verschwenden. Er
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