Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
der Große Patriarch Iblis Ginjo war ein Meister des Timings und würde genau dann beginnen, wenn die Begeisterung den Höhepunkt erreicht hatte und bevor die Stimmung in Ungeduld umschlug.
Obwohl der Große Patriarch rechtzeitig zur Zeremonie gekommen war, flankiert von einschüchternden Djipol-Leibwächtern, wollte er, dass die prominenten Gäste herumschlenderten, während die große Masse Andenken und leuchtende Ringelblumensträuße kaufte – Manions Blumen.
Als der Jubel anschwoll, drehte Venport sich um und sah Iblis Ginjo und Serena Butler bei ihrem großen Auftritt. Serena trug ihre übliche purpurbesetzte Robe in so strahlendem Weiß, sodass sie wie die Inkarnation eines Engels aussah. Der Große Patriarch, der ein selbstsicheres Lächeln aufgesetzt hatte und in einen prächtigen schwarzen Blazer mit goldenen Verzierungen gekleidet war, begleitete sie auf das verzierte Podium, während glänzende Lichter einen glühenden Heiligenschein über sie warfen.
Hinter Iblis folgte schweigend seine schöne Frau Camie Boro. Sie hatten sich offensichtlich nicht aus Liebe, sondern aus politischen Erwägungen geheiratet. Während seines Aufstiegs zur Macht hatte der Mann gezielt eine Frau von tadelloser Herkunft ausgewählt, eine direkte Nachfahrin des letzten Herrschers des Alten Imperiums.
Um Iblis' Hals baumelte eine prismatische Kette, die einen Anhänger aus leuchtendem blau-grünem Hagalquarz hielt – wahrscheinlich ein Teil des Vermögens seiner Frau. Niemand fragte, woher der Große Patriarch das Geld für solchen Luxus oder für andere Aspekte seines opulenten Lebensstils hatte. Sein Wert für die Liga konnte nicht mit Geld bemessen werden. Er war von seiner eigenen wachsenden Mythologie umgeben.
Iblis hob die Hände, und seine Stimme dröhnte mit Resonanzverstärkung. »Wenn wir dieses Denkmal sehen, müssen wir derer gedenken, die den höchsten Preis im Kampf gegen die dämonischen Maschinen bezahlt haben. Doch wir müssen uns ebenso daran erinnern, wofür sie gekämpft haben.«
Serena trat vor und fuhr mit ihrer klaren, leidenschaftlichen Stimme fort: »Dieses Denkmal ist nicht nur eine Erinnerung an gefallene Helden, sondern bereits ein Symbol für einen weiteren Schritt in Richtung unseres endgültigen Sieges über Omnius!«
Mit einem leuchtenden Blitz wie von einem explodierenden Stern schossen zwei Speere aus Licht nach oben und beleuchteten das Ehrenmal und den gesamten Park. Ein reflektierender Teich wurde zu einem Spiegel der Sterne unter dem nächtlichen Himmel, vor einer Gruppe prächtiger Springbrunnen. Die Scheinwerfer strahlten heller, als versuchten sie sich gegenseitig zu übertreffen, die Fontänen sprühten höher, und die Hochrufe der Menge wuchsen zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Helle orangegelbe Ringelblumen wurden über das Gras und in die Teiche gestreut, ihr berauschender Duft wehte durch die Abendluft.
Als Serena Butler auf der Bühne auf die Knie fiel und weinte, klagte die Hälfte des Publikums und grämte sich mit ihr um ihr verlorenes Baby und eigene gefallene Angehörige.
Mitgerissen vom überwältigenden Beifall des Publikums sprang Venport auf die Beine und applaudierte dem Schauspiel. Die Führer des Djihad wussten, wie man eine Menschenmenge beeindruckte.
* * *
Anschließend, während die Bevölkerung von Zimia bis spät in die Nacht feierte, wohnten Iblis Ginjo und seine Frau einem formelleren und exklusiveren Empfang im Versammlungshof des Salusanischen Kulturmuseums bei.
Leuchtgloben schwebten über ihnen und warfen farbiges festliches Licht an das Gebälk der Freilufttribünen. Nachtfalter schwirrten um die Mondlilien, die in Pflanzkübeln in den Ecken des Hofes blühten. Wichtige Gäste plauderten zwanglos miteinander.
Camie Boro war in ihrer untadeligen Kleidung und mit ihren Juwelen eine strahlende Erscheinung. Sie achtete darauf, dass sie beim Eintreffen mit Iblis gesehen wurde, doch sie wollte keine Party damit »verschwenden«, sie nur an seinem Arm zu verbringen. Sie hatte eigene Pläne und Verbindungen und machte sich daran, Gunstbeweise auszutauschen und subtile Verpflichtungen zusammenzufügen. Iblis sah ihr lächelnd nach, dann wandte er sich seinen Zielobjekten in der gut gekleideten Menge zu. Er und seine Frau hatten sehr klare Vorstellungen von ihren jeweiligen Pflichten.
Der Große Patriarch sah einen groß gewachsenen Mann – patrizische Züge mit hellblauen Augen und gelocktes, dunkles, graubereiftes Haar – neben einem
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