Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Schritte in einem neuen Körper zu machen.«
Obwohl sein Sprachsynthesizer angeschlossen war, weigerte sich Quentin, ihr zu antworten. Er erinnerte sich an die armseligen, irregeleiteten Menschen auf Bela Tegeuse, die schon vor langer Zeit hätten gerettet werden können. Doch stattdessen hatten sie sich von den freien Menschen abgewandt und Juno gerufen. Sie waren bereit gewesen, sogar ihre Freunde zu opfern, um die Chance zu erhalten, Cymeks zu werden.
Hatten diese Narren eine Ahnung, was das bedeutete? Wie konnte sich jemand so etwas wünschen? Sie glaubten, dass sie als Cymek eine Art von Unsterblichkeit erlangten ... aber dies war kein Leben, sondern eine endlose Hölle.
Agamemnon betrat den Raum in seinem kleineren Laufkörper. Juno ging zum Titanen-General. »Ich bin fast mit dem Einbau fertig, Geliebter. Unser Freund kann bald seine ersten Schritte gehen, wie ein neugeborenes Kind.«
»Gut. Dann wirst du endlich das Potenzial deiner neuen Existenz erkennen, Quentin Butler«, sagte Agamemnon. »Juno hat dir bis jetzt assistiert, und ich werde dir weiterhin wohl gesinnt sein, auch wenn wir dich irgendwann um gewisse Gegenleistungen bitten werden.«
Juno schloss die letzten Elektroden an. »Jetzt hast du Zugriff auf diesen Laufkörper, mein Kleiner. Er ist anders, als du es bisher gewohnt warst. Du hast dein früheres Leben als Gefangener in einem schwerfälligen Fleischklumpen verbracht. Jetzt musst du das Laufen noch einmal neu lernen, wie man diese mechanischen Muskeln bewegt. Aber du bist ein schlaues Bürschchen. Ich bin überzeugt, dass du schon bald ...«
Quentin stürmte wütend los, ohne zu wissen, wie er den Cymek-Körper steuern musste. Er schlug mit den mechanischen Beinen um sich, entfesselte rohe Kraft und warf sich auf Agamemnon. Der Titanen-General wich zur Seite aus, als Quentin plötzlich ausrastete.
Aber er konnte seine Bewegungen nicht gut genug koordinieren, um irgendwelchen Schaden anzurichten. Die Gliedmaßen und der klobige Rumpf taten nicht das, was er sich vorstellte. Sein Gehirn war daran gewöhnt, zwei Arme und zwei Beine zu steuern, aber diese Maschine hatte eine spinnenähnliche Gestalt. Wahllose Impulse ließen seine spitzen Beine zucken und in die falsche Richtung schlagen. Obwohl er Juno streifte und frontal gegen Agamemnon stieß, hatte er diese unbedeutenden Erfolge allein dem Zufall zu verdanken.
Der Titanen-General fluchte, aber nicht vor Wut, sondern aus bloßer Verärgerung. Juno bewegte sich schnell und gezielt. Sie streckte die gegliederten Arme aus, und obwohl Quentin weiter um sich schlug, gelang es ihr, die Elektroden zu lösen, über die der Maschinenkörper dirigiert wurde.
»Ich bin zutiefst enttäuscht von dir«, tadelte sie ihn. »Was hast du damit zu erreichen gehofft?«
Als sie bemerkte, dass sie unabsichtlich auch seinen Sprachsynthesizer deaktiviert hatte, schloss sie die entsprechende Elektrode wieder an. »Hexe!«, brüllte Quentin im nächsten Augenblick. »Ich werde dich in der Luft zerreißen und dein perverses Gehirn zerstückeln!«
»Das genügt«, sagte Agamemnon, und Juno trennte die Verbindung zum Sprachsynthesizer wieder.
Sie bewegte ihren Laufkörper näher an Quentins optische Fasern heran. »Du bist jetzt ein Cymek, mein Kleiner. Du gehörst zu uns, und je schneller du diese Tatsache akzeptierst, desto weniger Leid musst du erdulden.«
Quentin wusste ganz genau, dass es keine Rettung und keine Flucht für ihn gab. Er würde nie mehr als Mensch leben können, aber die Vorstellung, was aus ihm geworden war, bereitete ihm Übelkeit.
Juno stapfte herum und sprach mit warmer, verführerischer Stimme. »Für dich hat sich alles geändert. Du möchtest doch nicht, dass deine tapferen Söhne dich so sehen, nicht wahr? Deine einzige Chance liegt darin, uns dabei zu helfen, eine neue Ära der Titanen zu begründen. Von nun an musst du deine frühere Familie für immer vergessen.«
»Wir sind jetzt deine Familie«, sagte Agamemnon.
65
Seit der Zeit des Aristoteles auf der Alten Erde hat die Menschheit nach immer mehr Wissen gestrebt und es als nützlich für die menschliche Spezies betrachtet. Aber davon gibt es Ausnahmen, Dinge, die Menschen niemals lernen sollten.
Rayna Butler, Wahre Visionen
Es war ihre Lebensaufgabe. Rayna Butler konnte sich keine andere Leidenschaft, kein anderes Ziel vorstellen, das hiermit vergleichbar war. Die ernste Frau ließ für sich niemals den Gedanken zu, dass die Herausforderung zu groß war.
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