Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
zögern, ihren Soldaten zu befehlen, das Feuer zu eröffnen. Zunächst gab Rayna keine Antwort, weil sie über verschiedene Möglichkeiten nachdachte, doch dann sagte sie: »Die Maschinen haben schon genug Menschen getötet. Es besteht kein Grund, warum Menschen nun auch noch Menschen töten sollten.«
Der Burseg gab den Soldaten keine Order zum Rückzug. »Dennoch muss ich Ihnen weiterhin den Zugang verwehren.«
Rayna blickte sich zur Menge auf den Straßen um. Sie und ihre Anhänger waren im vergangenen Jahr auf vielen verwüsteten Liga-Welten gewesen und erst vor kurzem zur Hauptwelt zurückgekehrt. Sie sah hunderte, vielleicht sogar tausende Gesichter, jedes von tiefem Groll auf Omnius erfüllt. Jeder dieser Menschen wollte einen Schlag gegen die Maschinendämonen führen. Wenn sie das Zeichen gab, konnte sie diese Fanatiker dazu bringen, den Wachleuten einzeln die Arme und Beine auszureißen ...
Aber dazu war sie nicht bereit.
»Wartet hier, meine Freunde«, rief Rayna ihnen zu. »Bevor wir weiterziehen können, gibt es eine Aufgabe, die ich allein erledigen muss.« Mit einem friedlichen Lächeln wandte sie sich wieder an den Burseg. »Ich kann sie vorläufig im Zaum halten, aber Sie müssen mich ins Parlamentsgebäude eskortieren. Ich verlange eine Privataudienz mit meinem Onkel, dem kommissarischen Viceroy.«
Entsetzt schaute sich die Offizierin zu ihren Soldaten um und drehte sich dann wieder zur gewaltigen Menschenmenge um, die immer noch Sprechchöre rief, Fahnen schwenkte und primitive Waffen in die Luft reckte. Da sie keineswegs dumm war, trat sie einen Schritt zurück und nickte. »Ich werde es veranlassen. Folgen Sie mir, bitte.«
Seit ihrer Zeit als kleines Mädchen auf Parmentier hatte Rayna zahllose Märsche zur Zerstörung der Denkmaschinen angeführt. Jetzt war sie einunddreißig, und in den letzten Jahren hatte sich der Serena-Kult um sie herum verfestigt, vor allem seit bekannt geworden war, dass die magere Frau mit den geisterhaften Zügen und dem gehetzten Blick eine Blutsverwandte von Serena Butler war. Ihre leidenschaftliche Bewegung hatte immer mehr Stärke und Nachdruck entwickelt, zuerst auf den von der Seuche heimgesuchten Welten und schließlich überall.
Die entmutigten Menschen hörten ihre Botschaft, sahen das Feuer in ihren Augen – und glaubten an sie. Obwohl ihre Zivilisation bereits in Trümmern lag und die Bevölkerung dezimiert war, verlangte Rayna, dass sie alle Gerätschaften zerstörten, die ihnen beim Wiederaufbau ihrer Existenz geholfen hätten. Doch jene, die überlebt hatten, waren die stärksten Exemplare, die die Menschheit hervorgebracht hatte, und unter ihrer mitreißenden Führung machten sie sich mit eigenen Händen an die Arbeit, um sich eine neue Welt zu schaffen. Raynas leidenschaftliche Botschaft überzeugte sie. Obwohl sie großen Schwierigkeiten gegenüberstanden, jubelte und betete die Menge und rief voller Verehrung Serenas Namen.
Als die Anhänger ihren Namen neben denen der Drei Märtyrer intonierten, wandte sich Rayna dagegen und versuchte ihnen Einhalt zu gebieten. Sie wollte nicht als Prophetin oder Anwärterin auf irgendeinen Thron gelten. Sie protestierte, als der Kult sie in den Rang des größten Menschen seit Serena Butler erhob. Einmal jedoch hatte Rayna bemerkt, dass diese Art der Verehrung ihr ein unerwartetes Wohlgefühl bereitete, worauf sie sich nackt ausgezogen und eine ganze Nacht auf einem zugigen Dach verbracht hatte, um sich im kalten Wind zusammenzukauern und um Vergebung zu beten. Es war gefährlich, wenn sie zuließ, dass sie zu einer mächtigen Galionsfigur wurde, der zu viele Menschen blind folgten.
Schließlich wurde sie in das Büro des kommissarischen Viceroy Faykan Butler gebracht. Rayna wusste, dass ihr Onkel ein fähiger Politiker war, und sie beide würden nun irgendeine angemessene Lösung aushandeln müssen. Die junge Frau war nicht so naiv zu glauben, dass sie ohne weiteres ihre Forderungen stellen konnte, und sie wollte Faykan auch nicht dazu zwingen, ein bedauernswertes Massaker befehlen zu müssen. Rayna fürchtete um ihr heiliges Vermächtnis, falls sie zu einer Märtyrerin wie Serena werden sollte.
Hinter den verschlossenen Türen seines Privatbüros nahm Faykan seine Nichte in die Arme, bis er sich von ihr löste, um sie anzuschauen. »Rayna, du bist die Tochter meines Bruders. Ich liebe dich, aber gleichzeitig bereitest du mir eine Menge Ärger.«
»Und ich beabsichtige, weiterhin Ärger zu machen.
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