Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
–, doch Norma hatte ihren Umwandlungsprozess dazu genutzt, ihren Körper umzuformen und sich für ihren Geliebten zu verschönern. Sie alterte nicht mehr. Norma betrachtete die makellosen weiblichen Rundungen ihres Spiegelbilds, die edlen Umrisse des Gesichts, das sie vor langer Zeit für den Mann geschaffen hatte, den sie liebte.
Während sich ihr transformierter Leib wie aus eigenem Willen immer weiterer Wandlungen unterzog, fühlte sie sich innerlich zusehends von der materiellen Welt abgesondert. Anscheinend kannte ihr Körper keinen Verfall mehr, keine tendenzielle Zersetzung; stattdessen durchlief er eine Evolution, nur dass sie diesen Prozess nicht im Geringsten verstand.
Inzwischen war ihre körperliche Erscheinung gar nicht mehr relevant, sondern eher etwas Ablenkendes. Sie brauchte die Kontrolle über diese Kräfte, die Fähigkeit, sie richtig anzuwenden, so wie ihre zaubermächtigen Ahninnen es gekonnt hatten, allerdings in viel größerem Ausmaß. Ihre Ziele erforderten viel mehr mentale Energie, als die Umgestaltung eines einzelnen menschlichen Körpers verlangte, viel mehr sogar, als die Vernichtungstaten ihrer Vorfahrinnen gekostet hatten.
Es ist viel mehr Energie nötig, um etwas zu erschaffen, als etwas zu zerstören.
Norma fühlte sich ermüdet von den Strapazen der Anforderungen, vor denen sie stand, ausgelaugt vom unablässigen kreativen Ausprobieren und durch die andauernden Fehlschläge. Und wenn sie müde war, benötigte sie mehr Melange.
Sie sah ihre statuengleiche Gestalt im Spiegel schimmern und sich kräuseln. An einer Schulter bildete sich ein roter Fleck. Mit ihren mentalen Kräfte stellte sie sofort die Vollkommenheit ihrer Erscheinung wieder her. Der Makel verschwand.
Sie bewahrte ihre tadellose Schönheit zum Gedenken an Aurelius Venport. Obwohl er tot war und sie ohne ihn leben musste, konnte sie nichts daran hindern, das zu erreichen, was sie als notwendig erachtete.
6
In der Wüste ist die Grenze zwischen Leben und Tod ein schmaler, gefährlicher Grat.
Mahnung an Gewürz-Prospektoren
In einigem Abstand von den Mechanikern stand Adrien Venport auf dem Kamm einer vom Wind angehäuften Düne und überwachte die Reparatur eines Gewürzernters. Andere Männer achteten auf Anzeichen eines sich nähernden Sandwurms. Wie die Maschine genau funktionierte, war ihm unbekannt, aber er wusste, dass die Mechaniker angesichts seiner strengen Aufmerksamkeit schneller und härter arbeiteten.
Hier draußen in der sonnengetränkten Wüste von Arrakis schien die Zeit stillzustehen. Das Sandmeer war endlos, die Hitze fürchterlich, die Trockenheit so extrem, dass die Haut rissig wurde. Inmitten dieser Weite kam Adrien sich völlig schutzlos vor und verspürte ein unheimliches Kribbeln, als ob ihn eine unsichtbare Macht beobachtete.
Wie könnte irgendjemand keine Ehrfurcht vor diesem Planeten empfinden?
An einer kleineren Melange-Siebapparatur war ein Defekt aufgetreten, und mit jeder Stunde, in der die Maschine außer Betrieb war, verlor VenKee Geld. Adrien musste in Arrakis City andere Sammler und die Distributoren auf die Lieferung warten lassen.
Weiter unten in der ausgedehnten goldgelben Sandmulde arbeiteten zwei riesige Gewürzgewinnungsmaschinen auf einer orangefarbenen Fläche Gewürzsand. In der Nähe schwebte ein Jumbo-Transporter, während Wagemutige mit Energieschaufeln eine rostrote Melange-Lagerstätte abtrugen, in Frachtkisten füllten und zur Weiterverarbeitung in das Fluggefährt luden.
»Wurmzeichen«, meldete jemand über die statisch knisternde Komverbindung.
Die Söldner liefen zum Transporter, während die Mechaniker in Adriens Nähe vor Furcht erstarrten. »Was machen wir jetzt? Wir können mit dem Ding nicht von hier wegfliegen!« Einer der staubigen Männer betrachtete ratlos die Maschinenteile, die auf Planen auf dem Sand lagen.
»Ihr hättet zügiger arbeiten sollen«, rief einer der Gewürz-Prospektoren.
»Hört auf zu streiten und vermeidet sämtliche Geräusche«, sagte Adrien und stemmte die Füße fest in den Sand. »Bleibt völlig still.« Er deutete mit einem Nicken in Richtung der beiden großen Exkavatoren. »Sie verursachen viel mehr Lärm als wir. Der Wurm hat keinen Grund, uns überhaupt zu beachten.«
Unten in der Sandmulde waren die zweite und dritte Mannschaft mittlerweile ebenfalls an Bord des Transporters gegangen, der so viel Fracht wie möglich geladen hatte. Gleich darauf hob das Gefährt vom Boden ab, die Erntemaschinen
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