Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
müssen ...«
»Er verteidigt die Maschinen!«, rief jemand aus der Menge. »Und er sieht wie ein Cymek aus. Cymeks, Kogitoren – sie alle sind Denkmaschinen!«
Die Rufe und Schreie wurden lauter. Rayna setzte ihren Weg über die glatten Steinstufen fort. »Wir haben genug von kalten, rationalen Gedankengängen, Vidad. Es ist die Denkweise der Maschinen. Wir dagegen sind Menschen, wir haben Herz und Leidenschaft, und wir müssen die schmerzhafte Reinigung vollenden, mit der Gott und die heilige Serena uns beauftragt haben. Sie werden uns nicht aufhalten.«
Die übrige Menge sammelte sich hinter ihr. Die Menschen schrien, schwenkten Stöcke und Knüppel und rückten gegen das Parlamentsgebäude vor.
Vidads Sekundanten versuchten dem Ansturm standzuhalten, aber im letzten Moment verloren zwei den Mut und ergriffen mit wehenden gelben Gewändern die Flucht, während die anderen drei sich vergeblich bemühten, den Kogitor auf dem Sockel zu schützen. Im Getümmel appellierte Vidad weiterhin an die Vernunft, doch seine Lautsprecherstimme wurde schon bald vom Hintergrundlärm übertönt.
Rayna stand vor dem Kogitor, doch ihre aufgebrachten Anhänger drängten weiter nach vorn. Jemand prallte gegen den Sockel, und der Gehirnbehälter geriet ins Wanken. Dann stießen andere, die jede Hemmung verloren hatten, absichtlich dagegen. Der schwere Behälter kippte herunter und schlug krachend auf die Steinstufen. Er rollte ein Stück weiter, und die Menge jubelte. Die Fanatiker jagten dem Behälter hinterher und hieben mit Knüppeln darauf ein, bis er aufplatzte.
Rayna überlegte, ob sie ihnen Einhalt gebieten sollte, aber sie verstand nur zu gut, was hier vor sich ging. Die Eiferer betrachteten die Kogitoren als genauso böse wie die Titanen. Beide waren Gehirne ohne menschliche Körper, die von teuflischer Technik am Leben gehalten wurden. Blaues Elektrafluid floss wie Blut über den Boden.
Schließlich wandte Rayna sich ab und stürmte mit ihren treuen Anhängern das Parlamentsgebäude.
87
Die Gerechtigkeit mag unparteiisch sein, aber die Rechtschaffenheit ist zutiefst persönlich.
Bashar Abulurd Harkonnen,
private Tagebücher
Während Raynas Fanatiker durch die Straßen strömten, verhängte Viceroy Butler aus einer sicheren Zuflucht das Kriegsrecht. Doch die Zimia-Wache war nicht groß genug, um die Ordnung wiederherstellen zu können. Es gab keine Möglichkeit, die Demonstranten aufzuhalten, außer die Genehmigung zum totalen Gemetzel mit allen verfügbaren Waffen zu erteilen.
Die Liga der Edlen verfügte über große Archive mit elektronisch gespeicherten Daten. Obwohl diese Datenbanken nicht von Programmen mit Künstlicher Intelligenzen verwaltet wurden – ein bedeutender Unterschied, den viele nicht wahrhaben wollten –, war Rayna die bloße Existenz von computerisierten Systemen ein Dorn im Auge. Die Seuche des Dämons hatte die Zivilisation der Liga bereits ins Chaos gestürzt, und eine große Menge wissenschaftlicher und militärischer Informationen sowie Familiendaten und historische Dokumente waren in der Panik zerstört worden. Nun wollte Rayna das Ausmaß der Zerstörung, die die Seuche angerichtet hatte, noch übertreffen.
Die Aufzeichnungen aus Jahrtausenden wurden ins Feuer geworfen, ein noch viel größerer Verlust als durch den Brand der Bibliothek von Alexandria auf der Alten Erde. Wenn es so weiterging, stand der Menschheit ein langes dunkles Zeitalter bevor – falls sie sich je von diesem Schock erholen würde.
Natürlich waren nicht alle Daten korrekt, dachte Abulurd Harkonnen. Wenn die gefälschten historischen Dokumente vernichtet wurden, wäre es vielleicht einfacher, seinen Großvater Xavier wieder in den Stand eines Helden des Djihad zu versetzen.
Da Abulurd keine Zielscheibe abgeben wollte, zog er seine Bashar-Uniform aus und legte Zivilkleidung an. Wenn er es für sinnvoll gehalten hätte, wäre er mit seiner privaten Handwaffe in die Straßen hinausgegangen. Doch die Mitglieder des Serena-Kults waren bereit, ihr eigenes Leben zu opfern. Ein Mann allein konnte sich ihnen niemals entgegenstellen.
Dennoch hoffte er, wenigstens sein Labor schützen zu können.
Als er nach Sonnenuntergang endlich dort eintraf, standen einige Gebäude rund um den Verwaltungspalast des Großen Patriarchen in Flammen. Die unscheinbare Forschungsstätte hingegen war unbeschädigt – bislang. Abulurd war gleichzeitig erleichtert und enttäuscht, dass keiner von seinen Wissenschaftlern und
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