Dunkel ist die Sonne
Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater geboren wurde, existiert und wahrscheinlich schon viele Generationen vorher. Aber sie war nicht von Pflanzen überwuchert, und kein Baum hatte sie zerstören können. Abgesehen von kurzem Gras konnte sich die Natur der Straße zwar nähern, aber alles, was innerhalb eines Abstandes von achtzehn Metern wuchs, ging wieder ein. Manchmal wusch das Hochwasser die Erde unter ihr an manchen Stellen aus, aber auf wundersame Weise drang immer wieder neue Erde ein und setzte sich fest. Erdbeben verzogen ihren Lauf, aber die Zeit korrigierte ihn wieder.
Und doch gab es gewaltige Erdbewegungen, denen selbst diese wunderbare Substanz nicht widerstehen konnte. Deyv hatte gehört, daß sich am Ende der Straße ein Berg unter ihr gebildet haben sollte und daß die Straße einfach über der Erhebung weiterliefe. Eigentlich hätte die Substanz an vielen Stellen brüchig werden müssen, aber sie hatte sich nur gedehnt.
Nachdem er nach rechts und links einen Blick geworfen hatte, trat Deyv wieder hinter einem Busch hervor. Er hielt sich genau in der Mitte der Straße, damit derjenige, der ihn etwa aus dem Hinterhalt heraus hätte töten wollen, mit Pfeil oder Speer eine große Entfernung zurückzulegen hätte. Vor zwei Jahren war er mit ein paar Jägern schon einmal hierhergekommen, und er war auf der geschmeidigen, gummiartigen Oberfläche ein paar Meilen in entgegengesetzter Richtung gewandert. Als er wieder zurückgekehrt war, war er weiter von zu Hause weg gewesen als je zuvor.
Die Meilen schleppten sich dahin. Aejip und Jum gingen jeweils rechts beziehungsweise links am Straßenrand. Es war angenehm für Deyv, ungehindert marschieren zu können und gleichzeitig vorne und hinten mindestens zwei Meilen überblicken zu können. Andererseits hatte er das Gefühl, sich in einer äußerst heiklen und verwundbaren Lage zu befinden. Wenn ihn jemand von einer Seite her angriff, konnte er auf die andere Seite hinüberlaufen. Was aber würde er machen, wenn die Feinde von beiden Seiten kämen?
Der Gedanke beunruhigte ihn. Trotzdem blieb er auf der Mitte der Straße. Er kannte keinen anderen Weg. Außerdem konnte er auf diese Weise die Strecke in der bestmöglichen Zeit zurücklegen. Wenn sein Vater recht gehabt hatte, dann würde er noch wenige Meilen zu laufen haben, bis er aus dem Gebiet der neun Stämme herauskam. Dahinter aber würden sich weitere Meilen durch Feindesland erstrecken. Und nur die Große Mutter wußte, was für Tiere dort hausten, ganz gleich, ob er sie kannte oder nicht.
Nachdem er lange marschiert war, gelangte er an einen Ort, an dem es bei einem früheren Beben einen Erdrutsch gegeben hatte. Die Straße verschwand unter dem Wasser, das sich durch den kürzlich gefallenen Regen angesammelt hatte. Deyv blieb stehen und überlegte, ob er die Straße weiter benutzen oder am Rande des Wassers entlanggehen sollte. Letzteres würde ihn in den Dschungel hineinführen. Wer aber konnte wissen, was für Tiere oder Menschen dort auf der Lauer lagen – in der Annahme, daß jeder, der vorüberkam, wahrscheinlich den See umgehen und somit in Reichweite kommen würde?
Er beschloß, so lange geradeaus weiterzugehen, bis das Wasser dafür zu tief wurde. Dann würde er sich auf das seichtere Gelände nahe des Waldes begeben. Schwert und Tomahawk waren zu schwer, als daß er hätte versuchen können, sehr weit zu schwimmen. Aber vielleicht würde er gar nicht zu schwimmen brauchen.
Das Wasser reichte ihm erst bis an die Knöchel und dann an die Taille. Die beiden Tiere schwammen hinter ihm, wobei Aejip ein unglücklich klingendes Jaulen ausstieß. Deyv wandte sich nach rechts, um da, wo das Wasser seichter war, zu waten. Plötzlich schrie er vor Schmerz auf und schlug wild um sich. Als er den Rand des Sees erreichte, hinkte er schwer. Er biß die Zähne zusammen, um nicht noch einmal zu schreien. Hoffentlich hatte niemand den Schrei gehört.
Er setzte sich in den Schlamm und betrachtete seinen linken Oberschenkel, auf dem dünne rote Striemen ein Netz zeichneten. Der Schmerz ließ langsam nach, aber die Muskeln blieben verkrampft. Nachdem er sich den Schenkel eine Weile gerieben hatte, begannen sich die Muskeln dann allmählich zu entspannen. Schließlich stand er auf und ging langsam durch das Wasser am Dschungel entlang. Nachdem er so ein paar Meilen zurückgelegt hatte, spürte er nur noch ein leichtes Jucken. Flüchtig sah er, wie sich etwas Rundes und Blasses aus dem See erhob. Das konnte das Geschöpf
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