Dunkel ist die Sonne
der Strahl stieß nochmals zu, und die beiden Füße wurden waagrecht entzweigeschnitten.
Das Blut tränkte rundum den Boden; fast wäre etwas davon bis zu Phemropits „Nase“ gespritzt.
Und das Ding kippte ganz langsam um.
Zum Glück fiel es nach hinten. Andernfalls hätte es mit seinem Oberkörper Phemropit und die darauf Sitzenden getroffen. Das Geschöpf aus Metallstein wäre wohl unversehrt geblieben; Sloosh und die anderen hätte es jedoch vielleicht unter sich zermalmt. Vielleicht wären sie aber auch verschont geblieben, denn innerhalb des gewaltigen Skeletts befanden sich viele Lücken.
Krachend, wie ein Dutzend hoher, gleichzeitig fallender Bäume, schlug es auf. Ein paar der Organe rissen dabei von den Knochen ab. Die Lungen blieben zwar dran, platzten aber auf. Und das Rückenmark wurde genau über den Schulterblättern verletzt.
Das Ding lag auf dem Rücken und starrte nach oben.
Sloosh stieg ab und führte Phemropit mit einem Leuchtkäfer in der Hand zum Kopf des Geschöpfes hin. Falls er gedacht hatte, daß das Wesen den Gnadenstoß brauchte, so mußte er seine Meinung jetzt ändern. Dieses Ungeheuer würde nie wieder jemanden belästigen – nicht einmal sich selbst.
„Höchst eigenartig“, sagte der Pflanzenmensch. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß so etwas auf natürliche Weise entsteht. Es stammt sicher von etwas ab, was die Alten einst in ihren Laboratorien entwickelt haben. Aber wozu sollte so etwas jemals gut gewesen sein?“
Er versuchte ein Stück von dem Muskelfleisch abzuschneiden, das die Fingerknochen umhüllte. Nachdem es ihm nicht gelungen war, die Kante eines steinernen Tomahawks auch nur einzudrücken, versuchte er es mit seiner großen Metallaxt. Aber mit dem Metall hatte er nicht mehr Erfolg als mit dem Stein.
„Hmmm. So etwas wie Venen und Arterien sind wohl da, aber von regelrechten Muskeln kann man eigentlich nicht sprechen. Sieht aus wie eine dünne Schicht aus einem mir unbekannten Material. Es ist außerordentlich fest und doch irgendwie elastisch. Und die Kraft, die darin steckt, muß die von Muskeln im eigentlichen Sinne um einiges übertreffen, denn dazu braucht es schon einiges, um einen solchen Körper von der Stelle zu bewegen.“
Deyv machte Sloosh auf die beiden Tiere aufmerksam. Sie schnupperten an dem Blut aus den zerteilten Füßen, weigerten sich aber, es aufzulecken. Deyv bückte sich, um ebenfalls daran zu riechen, und rümpfte die Nase.
„Es stinkt nach Fischtran, aber da ist noch etwas, was ich nicht identifizieren kann.“
„Leider kann ich dir nicht helfen, da ich keinen Geruchssinn habe“, sagte Sloosh.
Vana wies darauf hin, daß die üblichen Käfer und Ameisen, von denen es eigentlich bei dem Blut hätte wimmeln müssen, fehlten.
„Es ist giftig“, sagte Sloosh. „Ich würde ja gern hierbleiben und das Geschöpf sezieren, aber ich habe die Instrumente dafür nicht.“
Dennoch waren sie noch viel zu sehr mitgenommen, um sich gleich wieder auf den Weg zu machen. Sie wanderten um den Kadaver herum und starrten ihn an. Nach einer Weile sahen sie, daß die Muskelschicht zu schmelzen begann. Sie tropfte von den Knochen und bildete am Boden Pfützen aus einer roten Flüssigkeit. Dann begannen die Pfützen zu verdampfen.
Bei den Organen dauerte es wesentlich länger, aber auch sie schmolzen. Schließlich war nichts als ein Skelett übrig, das aussah, als hätten es die Aasgeier säuberlich abgenagt. Deyv hatte selbst jetzt noch Bedenken, es zu berühren, aber endlich ging er in den affenartigen Schädel hinein. Er wäre groß genug gewesen, um mehrere Menschenfamilien zu beherbergen. Nun, da Augen, Hirn und die anderen Organe verschwunden waren, hatten die Insekten ihre Furcht verloren. Ameisen, Käfer und Spinnen krochen im Inneren des Schädels herum. Kurz darauf kam der Kundschafter eines Bienenschwarms und flog, nachdem er den Schädel untersucht hatte, wieder weg. Wenig später kehrte er, gefolgt von einer Horde von Artgenossen, wieder zurück. Sofort machten sie sich daran, Augenhöhlen und Boden mit einer gallertartigen Masse zu überziehen, die schnell hart wurde. Bald würde der Schädel genug Honig enthalten, um viele Ruhezeiten lang ein ganzes Dorf ernähren zu können.
Die Wanderer beschlossen aufzubrechen. Sie blieben auch weiterhin auf der Küstenstraße, und als sie an eine Kreuzung kamen, lauschten Feersh und Jowanarr wieder den Ampeln. Das Schwarze Tier und der helle Himmel wechselten einander ab. Phemropits
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