Dunkel ist die Sonne
gesonnen ist. Daß sie Diebe zu Sklaven gemacht hat, muß nicht unbedingt heißen, daß sie auch uns dazu macht. Wir sind aus einer Reihe von Gründen hier, von denen der des Diebstahls nur auf einen von uns zutrifft. Der wichtigste ist jedenfalls der Wunsch, in ein anderes Universum zu gelangen, wenn das möglich ist. Das müßte sie eigentlich verstehen, und wer weiß, vielleicht begrüßt sie unsere Hilfe sogar.“
Deyv sagte nichts, aber er konnte sich nicht vorstellen, wie auch nur einer von ihnen, selbst der Archkerri, der so viel wußte, einem so alten und mächtigen Geschöpf wie der Shemibob helfen konnte.
Sie gingen über die Wiese und durch ein Wäldchen. Von diesem Wäldchen führte eine breite, gewundene Allee aus einem elastischen gelben Material zum Burggraben. Dieser war mindestens neunzig Meter breit. Die Zugbrücke war heruntergelassen. Nach kurzem Zögern gingen sie hinüber. Der Torweg war hoch und breit und lief in der Mitte spitz zu. Eine Tür war nicht zu sehen. Vor dem offenen Eingang schimmerte ein Vorhang aus hauchdünnem, durchsichtigem Stoff.
Deyv streckte die Hand aus, um ihn zur Seite zu schieben. Seine Finger trafen aber nur auf Luft, die kühler war als die von draußen.
Er drehte sich um. „Ich kann keinen Vorhang fühlen.“
„Es ist auch keiner da“, sagte die Hexe.
Deyv zuckte die Achseln und trat ein. Die anderen folgten ihm; Phemropit kam polternd als letzter. Sie befanden sich in einer riesigen Vorhalle, an deren Wänden viele Gemälde hingen. Der Boden war mit einem Teppich ausgelegt, der so dick war, daß Deyv bis zu den Knöcheln darin versank. Hinter der Halle war noch eine zweite, gegen die die Vorhalle geradezu klein wirkte. Er ging in diese hinein und blieb ehrfürchtig stehen.
Die Wände waren unermeßlich hoch; die Decke verschwand irgendwo im Dunkel. Unterhalb der Decke war jedoch helles Licht. Es kam aus den Wänden selbst, genau wie das Licht im Fahrzeug der Alten. An den Wänden waren reihenweise Wandgemälde zu sehen, die bis in die Dunkelheit hinaufragten. Wenn er nicht so besorgt darum gewesen wäre, wo die Shemibob war, wäre er von den Gemälden fasziniert gewesen. Auf ihnen schienen Szenen aus der Geschichte der Erde, ja sogar aus ihrer Vorgeschichte dargestellt zu sein. Eine flüsternd an Feersh gerichtete Frage bestätigte seine Vermutung.
„Aber das sind nur die geringsten von all den Wundern hier“, sagte sie.
Sie überquerten einen Boden aus glattem, kühlen Stein, in den ein farbig leuchtendes Mosaik eingelegt war. Phemropit kam hinter ihnen her, wobei seine Laufflächen ein lautes, knirschendes Geräusch von sich gaben. Die Besitzerin wäre sicher nicht davon begeistert gewesen, ihren Boden verkratzt zu sehen, aber das Geschöpf allein zurückzulassen wäre undenkbar gewesen.
Die nächste Halle war sogar noch größer. In die Wände waren runde, leuchtende Knaufe eingelassen, die zwischen den Köpfen von Tieren, Fischen, Vögeln, großen Insekten und vernunftbegabten Wesen angeordnet waren. Bei diesen handelte es sich nicht, wie er zuerst gedacht hatte, um geschnitzte Darstellungen, sondern sie waren ausgestopft, und außerdem war jedes einzelne Geschöpf mit einer dünnen, durchsichtigen Schicht überzogen. Feersh flüsterte, daß die Schicht sie vor dem Zerfall bewahrte. Einige waren so alt wie die Shemibob selbst.
Vana stellte mit leiser Stimme fest, daß nirgends Staub zu sehen war.
Die Hexe sagte: „Sie verfügt über Mittel, mit denen man den Staub entfernen und verbrennen kann.“
Ganz am anderen Ende der gewaltigen Halle und des darauf zulaufenden schmalen grünen Teppichs befand sich eine Plattform. Diese war aus einem massiven Block aus Gold gefertigt. Sieben Stufen führten nach oben, wo ein mit weichem grünen Stoff bespanntes Sofa mit hoher Lehne stand. Es war ungefähr fünfzehn Meter lang, und die Sitzfläche befand sich anderthalb Meter über der Plattform.
„Was für ein Riese soll denn darauf sitzen?“ fragte Deyv.
„Das ist nur einer hier gestattet“, antwortete Feersh. „Aber sie sitzt eigentlich nicht, sie liegt.“
Sie gingen aus der Halle in einen großen Korridor. Dieser war an den Seiten mit Postamenten und Truhen aus vielen verschiedenen, harten, polierten Holzarten geschmückt. Auf diesen befanden sich Statuetten, Büsten und andere Gegenstände, davon viele aus Gold oder Silber. Auf einigen Postamenten fehlten die Schmucksachen, und als dies der Hexe berichtet wurde, wirkte sie verwirrt.
„Wenn
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