Dunkel ist die Sonne
im Mund hatte er ein Gefühl, als ob er mit dem Sand gefüllt sei, den Aejip sonst dazu benutzte, ihren Kot zu vergraben. Dann schüttelte ihn Vana und schrie, daß er aufwachen solle.
„Feersh ist tot! Man hat ihr die Kehle durchgeschnitten! Und der Beutel der Shemibob ist weg!“
Deyv versuchte sich aufzusetzen, aber der Ellenbogen rutschte ihm ständig weg. „Was? Wo?“
„Der Yawtl!“ sagte Vana. Ihr Gesicht wirkte bleich und verzerrt, und sie konnte kaum die Augen aufhalten. „Er hat es getan! Er! Tirshkel sei Dank, daß Drossel nichts geschehen ist!“
Deyv stand schwankend auf. Als er am Fahrzeug angekommen war, war dort alles in Aufruhr. Er brauchte geraume Zeit, bis ihm ganz klar wurde, was geschehen war. Zuerst hatte nur Vana etwas bemerkt. Sie hatte weniger als die anderen gegessen, weil sie sich den Magen verdorben hatte. Die Droge, die der Yawtl dem Fleisch hinzugefügt hatte, hatte ihr daher weniger geschadet. Sie war als erste aufgewacht und trotz einer gewissen Schlappheit aufgestanden, um nach dem Baby zu sehen. Es schlief noch, da es auch ein wenig von dem vergifteten Fleisch gegessen hatte.
Dann hatte Vana Feersh auf dem Rücken liegen sehen, mit offenem Mund und einem blutigen Schnitt am Hals. So tief war die Wunde, daß man sogar die Luftröhre sehen konnte.
Irgendwann während der Reise hatte der Yawtl im Dschungel eine drogenhaltige Pflanze entdeckt. Diese Droge hatte er dann – wie, wußte keiner – dem Schweinefleisch hinzugefügt. Für sich selbst mußte er ein Stück unbehandelten Fleisches beiseite gelegt haben. Alle hatten ihn essen sehen; sie hätten es auch sonderbar gefunden, wenn es anders gewesen wäre.
Nachdem alle außer ihm selbst eingeschlafen waren, hatte er die Hexe ermordet. Und dann hatte er sich mitsamt dem Beutel und allen seinen Schätzen mit Ausnahme der Lampe der Shemibob und des Smaragden-des-Vorhersehens davongemacht. Sie hatte diese beiden Sachen bei sich behalten, während sie schlief.
Warum hatte er nicht einfach allen die Kehle durchgeschnitten? Das wäre eigentlich logisch gewesen, denn dann hätten sie ihn nicht verfolgen können. Außerdem hätte er anschließend die Leichen aus dem Fahrzeug werfen können, wenn auch das enorme Gewicht von Archkerri und Shemibob für ihn wahrscheinlich zuviel gewesen wäre. Aber dann hätte er das unbezahlbare Schiff für sich allein gehabt.
Nein, das wäre ihm sicher zuviel geworden, wenn er sowohl das Schiff als auch den Beutel hätte tragen müssen. Jedoch hätte er die Sachen natürlich auch verstecken und später wieder abholen können.
Sloosh vertrat die Ansicht, daß Hoozisst sie aus zwei Gründen verschont hatte. Der eine war der, daß er, obwohl er sie oft mit beißendem Spott bedacht hatte, trotzdem gernhaben mochte. Nur die Hexe nicht, die er haßte, weil sie ihn betrogen und zu ermorden versucht hatte. Der zweite Grund war der, daß der Yawtl sie wahrscheinlich hinter dem Schatz herlaufen lassen wollte.
„Wir haben ihn schon einmal zur Strecke gebracht, und das hat ihn in seinem Stolz gekränkt. Jetzt besteht zum zweiten Mal die Möglichkeit, daß er uns entwischt. Jetzt hat er nicht nur den Beutel, sondern obendrein die Genugtuung, uns geschlagen zu haben.“
„Aber“, wandte Deyv ein, „er weiß doch, daß du seine Abdrücke lesen kannst. Er kann dir doch gar nicht entkommen.“
„Das kann er wohl, wenn ich nämlich müde werde und aufgebe. Oder wenn ich ihn überhaupt gar nicht erst jage.“
„Er wird nicht in sein Dorf zurückkehren können“, meinte Vana, „wenn du nicht aufgibst.“
„Wenn wir nicht aufgeben“, korrigierte die Shemibob. „Was vielleicht nie heißen wird.“
Sie begruben die Hexe, packten alles zusammen und brachen auf. Kurze Zeit darauf kam Deyv ein bestürzender Gedanke. Was wäre, wenn der Yawtl zu der Höhle ging und ihre Eier stahl? Das würde ihm nämlich ähnlich sehen. Er würde sich halbtot lachen, wenn er sich ihre Gesichter ausmalte, wenn sie feststellten, daß sie verschwunden wären. Er sagte dies Vana, und auch sie machte sich Sorgen.
Kurz vor der Ruhezeit wurde die Erde ein paar Mal leicht erschüttert. Die Shemibob zog ihren Smaragden zu Rate und verkündete, daß bald ein schweres Erdbeben zu erwarten sei.
„Mag sein“, sagte Deyv. „Übrigens, dein Smaragd hätte ruhig vorhersagen können, wann Hoozisst deinen Beutel stehlen würde.“
„Er kann nur mittels der Informationen arbeiten, die ich ihm eingebe“, sagte sie und sah unter ihren
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