Dunkel ist die Sonne
Überzeugung kamen, daß die beiden schrecklichen Geschöpfe vielleicht doch nicht in der Absicht gekommen waren, ihre Hütten zu zerstören. Auch die Tatsache, daß die drei Menschen mit diesen Wesen auf vertrautem Fuß standen, trug wesentlich zu ihrer Beruhigung bei.
Ein oder zwei der Mutigeren von ihnen wagten sich sogar gelegentlich zaghaft in ihre Nähe. Die Shemibob und Sloosh gaben dann die Zeichen des Friedens, und mit der Zeit näherten sich auch die meisten anderen des Stammes. Die Schlangenzentaurin zeichnete ein Bild des Tores in die Erde und versuchte ihnen mittels Zeichensprache zu verstehen zu geben, was sie suchte. Lange verstanden die Stammesleute sie nicht.
Das zwölfte Volk aber, zu dem sie kamen, sprach eine Sprache, die mit der Vanas verwandt war. Obwohl diese nicht alles verstand, konnte sie sich doch halbwegs verständlich machen. Dieses Volk führte sie zu einem Stamm, der einst in der Nähe des Tores gelebt hatte. Der Stamm war zum Platz-der-Zeit-des-Handels gekommen, und seine Mitglieder hatten in der Sprache-des-Handels von dem leuchtenden Grauen erzählt. Zu diesem Stamm gingen nun die fünf Reisenden hin, und sie lernten von der Handelssprache soviel, daß sie ihre Fragen stellen konnten und Antwort auf sie erhielten.
Ihre Informanten kannten nicht die genaue Lage des Tores. Sie konnten aber die allgemeine Richtung und eine ungefähre Schätzung der Entfernung angeben. Als Sloosh beides erfahren hatte, benutzte er sein Prisma, um Kontakt mit den Pflanzen aufzunehmen. Nach langer, langer Zeit, erfuhr der Archkerri endlich die Lage. Die Angabe war nicht ganz genau, aber Sloosh bediente sich während der Reise fortwährend des Prismas, und je mehr sie sich näherten, um so klarer wurden die Auskünfte. Zwei Ruhezeiten, bevor sie das Tor erreichten, hatte er es endlich geschafft.
Vana hielt, nachdem sie einmal flüchtig nach oben gesehen hatte, die Augen gesenkt. Ihr Leib war mittlerweile stark geschwollen. Das Kind sollte nach etwas über zwölfeinhalb Umläufen des Schwarzen Tieres geboren werden. „Was“, sagte sie, „gedenkt ihr beide nun, da wir es gefunden haben, zu tun?“
Sloosh antwortete: „Wenn mein Volk hierherkommt, werde ich mit ihm gemeinsam durch das Tor gehen. Natürlich werden einige ihre laufenden Forschungsarbeiten nicht unterbrechen wollen und darum nicht sofort mitkommen. Möglicherweise auch überhaupt nicht.“
„Ich werde hierbleiben und ihm helfen, eine Brücke zum Tor zu bauen“, sagte die Shemibob.
„Dann bleiben wir auch eine Weile hier und ruhen uns aus“, sagte Deyv.
Die Shemibob lächelte wissend. „Das macht gar nichts, wenn man das Unausweichliche immer noch ein wenig aufschiebt. Das schadet überhaupt nichts.“
Deyv antwortete nicht. Er half Vana, den Würfel von Slooshens Rücken abzuschnallen. Der Archkerri hob ihn auf und ging an den Fuß des Berges. Der Berg war von einem Sumpf umgeben, einem ekelerregenden Ort, der verschiedene Gerüche von sich gab, von vielen Pflanzenarten überwuchert war, in dem jede Menge Käfer herumschwirrten, froschartige Ungeheuer quakten, und in dem es von widerlichen Geschöpfen wimmelte. Sloosh hätte es vorgezogen, den Würfel an einer höher gelegenen Stelle aufzustellen, aber flachen Grund gab es nur in der Nähe des Wassers.
Die drei Menschen begleiteten ihn. Vana wollte das Baby zum Schlafen ins Fahrzeug legen, weil es dort nicht von Insekten gestört würde. Sloosh zog an dem Stab. Das Schiff faltete sich langsam auseinander. Zu langsam, wie Sloosh meinte.
„Es ist gut, daß unsere Reise zu Ende ist. Der Energievorrat ist praktisch erschöpft.“
Er betrachtete das Fahrzeug. „Aber schade ist es doch. Die Shemibob und ich haben die Leitungen untersucht. Wir glauben jetzt zu wissen, wie man den Motor in Betrieb setzt, aber wir trauen uns nicht, es zu tun. Man weiß nie, was passiert. Aber …“
„Ich hoffe, daß ich weit, weit weg sein werde, wenn ihr mit euren Experimenten anfangt“, sagte Deyv.
Nachdem er sich vergewissert hatte, daß das Baby es bequem hatte, rief Deyv Aejip und Jum zu sich. Er sagte Vana, daß er auf die Jagd ginge, und er watete durch das grün überzogene Wasser und den schwarzen Morast dem höhergelegenen Gelände entgegen. Wesentlich später hatte er sich ein gutes Stück vom Lager entfernt und immer noch nichts erlegt. Er war gerade dabei, sich an einen großen Vogel mit bronzefarbigen Federn, einem weißgeränderten, fächerförmigen Schwanz und einem roten Sack
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