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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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sitzen und nur aufzuwachen, um aus dem Fenster zu sehen, und das nicht mal sehr oft?“
    „Wir wissen ja nicht, ob er die ganze Zeit über in dem Haus sitzt“, entgegnete die Shemibob. „Das würde natürlich eine Langlebigkeit voraussetzen, die sogar die meine so kurz wie das Dasein einer Eintagsfliege erscheinen ließe.“
    Der Yawtl wieherte.
    „Außerdem gibt es keine Garantie dafür, daß das Haus zu einem anderen Planeten hingezogen würde“, sagte Sloosh. „Es könnte auch der Fall eintreten, daß es so lange im Raum schwebt, bis es mitsamt der übrigen Materie zu einem gemeinsamen Punkt zurückstürzt.“
    „Vielleicht“, sagte die Shemibob, „macht das für den Bewohner keinen Unterschied.“
    „Die Sache ist doch die“, ließ sich noch einmal Hoozisst vernehmen, „daß wir uns fragen müssen, ob es in dem Haus irgend etwas gibt, was uns die Bedeutung der Gebilde erklären könnte?“
    Die Shemibob seufzte und gab dann zu: „Nein.“
    „Dann war alles nur Zeitverschwendung, und wir haben uns für nichts und wieder nichts in Gefahr begeben.“
    „Du bist einfach zu nüchtern, zu phantasielos“, sagte Sloosh. „Dieses Universum wurde nicht für deinesgleichen gemacht.“
    Der Yawtl zog eine Lippe hoch, um ein paar scharfe Zähne zu zeigen, sagte aber nichts.
    Deyv sah von dem Schirm weg und in die düstere Tiefe unter dem Fenster hinein. War die Statue wirklich ein Mensch, der ab und zu nach einem unvorstellbar langen Schlaf erwachte? Der dann durch eine Halle und in einen Raum mit einem Fenster ging, um hinauszublicken und festzustellen, inwieweit die Welt sich geändert hätte? Und der dann zu seinem Thron zurückging und wieder zu einer Statue wurde?
    Was war es, was ihn weckte und wieder einschläferte, in etwas Unzerstörbares verwandelte?
    Deyv schüttelte den Kopf, und er fröstelte.
    Sloosh meinte: „Ich möchte wissen, warum der Zeiger an dem Thrigz gelb ist und die Zeichen blau sind!“
    Die Shemibob stieß ihr züngelndes Lachen aus. „Was ist die Farbe der Zeit?“
    Sloosh summte Gelächter. „Ich weiß es nicht. Wie groß ist der Winkel eines Gedankens?“
    „Wie hoch ist die Temperatur der Liebe?“
    „Wie stark der Beschleunigungsgrad des Instinkts?“
    „Ist ein toter Lichtstrahl grau oder blau?“
    Sie brachen wieder in Gelächter aus. Dieses wurde durch den Schrei des Yawtl unterbrochen. „Er hat einen Finger bewegt!“
    Entsetzt blickten alle auf den Schirm.
    Nach einer Weile sagte Deyv: „Ich glaube, jetzt sehe ich es auch.“ Er wünschte sich verzweifelt von dem Dach herunter und in das Schiff hinein.
    Die Shemibob meinte: „Nein, das stimmt nicht. Das hast du dir nur eingebildet. Genau wie Hoozisst.“
    „Das ist so, wie wenn man einen Leichnam beobachtet und glaubt, daß man ihn atmen sieht“, sagte Vana. Ihre Stimme klang jedoch nicht allzu sicher.
    Sie blickten weiter auf den Finger mit dem Goldreif. Es war kein Laut zu hören. Es war, als sei die ganze Welt gestorben.
    Schließlich sagte die Shemibob: „Wir haben weniger Zeit, als ich dachte. Wir sollten jetzt gehen.“
    Deyv konnte sich nicht erinnern, jemals Worte vernommen zu haben, die ihn ebenso glücklich gemacht hätten.

 
41
     
    Siebzig Mal hatte das Schwarze Tier den gleißenden Himmel durchquert.
    Drossel konnte inzwischen laufen und plappern; bald würde er etliche Wörter beherrschen und kurze Sätze bilden.
    Vana hatte soeben bekanntgegeben, daß sie abermals schwanger sei. Weder sie noch Deyv hatten mittlerweile in dem Streit, bei welchem Stamm sie leben sollten, nachgegeben.
    Phemropit sagte, daß es bald wieder „Nahrung“ benötigen werde. Sie mußten sich nach einer weiteren Quelle jenes Metalls umsehen, aus dem es seine Energie bezog. Die Shemibob hatte versprochen, daß man die Augen offenhalten werde. Aber den anderen teilte sie im Vertrauen mit, daß die Wahrscheinlichkeit, Erz zu finden, sehr gering sei.
    Das machte Deyv sehr traurig. Obwohl es ihm unmöglich war, das Geschöpf zu lieben, hatte er doch eine gewisse Zuneigung zu ihm gefaßt. Überdies waren er und die anderen stark auf es angewiesen, was Transport, Fleischversorgung und Schutz betraf. Wenn es starb, würde das Leben weit weniger bequem und sicher werden.
    Kurz darauf sagte der Yawtl, daß sie sich allmählich seinem Heimatdorf näherten.
    „Was schlägst du vor?“ fragte die Shemibob. „Willst du dein Ei und den Smaragden mit nach Hause nehmen und dort Schamane werden? Oder willst du weiter mit uns nach dem

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