Dunkel ist die Sonne
Tor suchen? Am besten wäre wohl, du tätest beides. Vielleicht könntest du dein Volk dazu bringen, mit uns zu ziehen. Dann, wenn wir erst mal durch das Tor hindurchgegangen wären, könntest du dich mit deinem Volk in der neuen Welt niederlassen. Auch würdest du vielleicht neue, kostbare Dinge zum Stehlen finden.“
„Vielleicht!“ wiederholte Hoozisst. „Ich gehöre nicht zu denen, die allzusehr auf ein Vielleicht bauen. Außerdem führt dieses Tor wahrscheinlich auch wieder nur zu einem anderen auf diesem selben Planeten. Dann wird es mir noch schlechter als zuvor gehen, und vielleicht komm ich nie mehr nach Hause.“
„Dann wirst du sterben und dein Stamm mit dir.“
Deyv fiel ein, daß, wenn das Dorf des Yawtl in der Nähe war, auch die Stelle, an der Feersh ihre Tharakorm vor Anker liegen hatte, in der Nähe sein mußte. Und in deren Nähe befand sich die Höhle, in der sie sein Ei und das von Vana versteckt hatte. Er fragte Hoozisst, ob er sie dort hinführen würde.
„Was bekomme ich dafür?“ fragte Hoozisst zurück.
„Nichts“, erwiderte Deyv ärgerlich. Er zögerte und fuhr dann fort: „Nichts, außer daß ich dir nicht die Kehle durchschneiden werde. Immerhin, Yawtl, stehst du noch immer in meiner Schuld. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt nicht in dieser dummen Lage.“
„Dann solltest du dich bei ihm bedanken“, mischte sich Sloosh ein. „Wenn er nicht gewesen wäre, hättest du nicht diese ganzen lehrreichen Erfahrungen machen können. Du wärst heute nichts als ein gewöhnlicher Wilder, der im Dreck hockte und nicht einmal fähig wäre, von all den wunderbaren Sachen, die du gesehen hast, zu träumen. Ganz zu schweigen davon, daß du niemals mich kennengelernt hättest.“
„Ich stehe in der Tat in deiner Schuld“, sagte Hoozisst. Seine Augen hatten sich verengt. „Aber nicht aus dem Grunde, an den du denkst.“
Später erzählte Deyv Vana von dieser Unterhaltung.
„Aber wir finden die Höhle auch allein.“
„Meinst du wirklich, daß das nötig ist? Wir haben doch das hier.“ Sie hob ihr Seelenei.
„Ich bin nicht davon überzeugt, daß sie echt sind. Du weißt, was die Shemibob sagte, als ich sie fragte, ob sie sie vielleicht so präpariert habe, daß sie selbst dann äußerlich harmonieren, wenn wir in Wirklichkeit nicht zueinander passen.“
Aus irgendeinem Grund brach Vana in Tränen aus und lief davon. Deyv merkte erst ein paar Minuten später, warum sie das getan hatte. Da tat es ihm leid, daß er ihr weh getan hatte. Aber sie mußten der Wahrheit ins Gesicht sehen. Er war sich außerdem wirklich nicht sicher, ob die Shemibob ihn nicht nur gefoppt hatte. Man brauchte sich ja nur anzusehen, wie hartnäckig Vana darauf bestand, daß er mit ihr zu ihrem Stamm käme.
Deyv beunruhigte noch etwas anderes, und zwar die Tatsache, daß das Baby kein Seelenei hatte. Sowohl er als auch Vana hatten während der Reise nach einem Seeleneierbaum Ausschau gehalten. Natürlich hatten sie keinen gefunden, da diese von ihren Besitzern entweder in den Dörfern oder in der Nähe der Häuser gut bewacht oder im Wald versteckt waren. Und selbst wenn sie einen gefunden hätten, hätte nicht unbedingt ein für Drossel passendes Ei dabei sein müssen. Was würde geschehen, wenn sich nach der Rückkehr zu ihrem Stamm, welcher auch immer das nun sein mochte, keine Partnerin für ihn fand?
Drossel würde getötet werden. Nun hieß es zwar, daß es nicht so schlimm sei, wenn man ein Kind verliere, bevor man es richtig liebgewonnen habe. Aber die Vorstellung, dieses Kind hier von einem Speer durchbohrt zu sehen, war unerträglich.
Er sprach mit Sloosh darüber.
„Du bist wirklich ein Wilder! Könntest du so etwas wirklich tun?“
„Was bliebe mir anderes übrig? Ich würde es bestimmt nicht gern tun, ich würde vor Schmerz wahnsinnig werden. Aber der Brauch meines Volkes will es so.“
„Manchmal“, entgegnete Sloosh, „weiß ich wirklich nicht, warum ich mich überhaupt damit abgebe, dich zum Durchgang durch das Tor zu überreden.“
Sie aßen reichlich von einer Sau, die Aejip getötet hatte. Der Yawtl überraschte alle, als er darauf bestand, sie selbst zuzubereiten. Er erklärte, daß er guter Laune sei, weil seine Wanderschaft bald beendet sein werde. Er wolle den anderen als geringe Entschädigung für alles, was sie für ihn getan hätten, auch einmal einen Gefallen tun.
Deyv wurde wach, weil ihm jemand etwas ins Ohr brüllte. Er hatte schlimme Kopfschmerzen, und
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