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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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nach den Zeiten, in denen er selbst an solchen Feierlichkeiten teilgenommen hatte. Die Tränen liefen ihm über die Wangen, als er an sein Volk dachte. Nie würde er es wiedersehen.
    Auch Vana weinte.
    Noch als sie hinter den Bäumen waren, sahen sie, daß man die Schotengewächse abgeerntet hatte. Wo sie einst gestanden hatten, standen jetzt die Bauten für die Gäste, bereiteten Frauen das Essen, spielten Kinder und saßen Männer beim Klatsch oder beim Feilschen.
    „Was für eine Schande, eine so harmonische Szene zu stören“, bemerkte Sloosh. „Stellt euch das mal vor! Sechs verschiedene Gruppen von Menschen auf einem Haufen, und keiner bekämpft den anderen!“
    „Das Holz der Einfriedung wurde während des letzten Erdbebens zum Teil zerstört“, sagte die Shemibob. „Sie bauen immer noch daran.“
    Als habe diese Bemerkung eine weitere Erschütterung ausgelöst – und Deyv war sich durchaus nicht sicher, daß dem nicht tatsächlich so war –, begann der Boden zu zittern. Auf dem Hügel wurde es still; das Schlagen der Trommeln und Schrillen der Nasenflöten brach ab. Tiere und Vögel hörten auf zu lärmen, wobei Deyv sich wunderte, daß sie das nicht schon vorher getan hatten. Tiere galten als äußerst empfindlich, was Erdbeben betraf, weit empfindlicher als die Menschen. Aber schließlich waren auch Jum und Aejip in letzter Zeit immer ebenso überrascht worden wie ihr Herr, und auch sie hatten sich früher immer unruhig verhalten, wenn ein Erdbeben nahte. Vielleicht gewöhnten sich auch die Tiere allmählich so an die Erdstöße, daß sie nicht mehr darauf achteten.
    Dieses Mal zitterte die Erde nur ein paar Sekunden lang, und auch das nur schwach. Nach wenigen Minuten nahm die Menge ihre geräuschvollen Geschäfte wieder auf, und Tiere und Vögel lärmten auf ihre Art weiter.
    „Jetzt kriegen sie gleich den zweiten Schock“, bemerkte Sloosh. Er spielte damit auf die zu erwartende Reaktion auf ihren Auftritt an.
    Sloosh, der ein ganzes Netz voller Rotohrköpfe hinter sich herschleppte, trat hinter einem Baum hervor und watete durch das Wasser. Die Shemibob kam als nächste; auch sie zog ein Netz hinter sich her. Deyv saß auf ihrem Rücken. Dazu hatte er sich noch im letzten Moment entschlossen. Er sollte als Vermittler auftreten, und obwohl es ihm widerstrebte, auf ein höheres Wesen aufzusteigen, wirkte er vielleicht doch mächtiger, wenn es so aussah, als lenke er die Schlangenzentaurin.
    Vana kam als letzte. Sie trug das Baby auf einem Arm und in der anderen Hand einen Speer, mit dem sie die Gefangene antrieb.
    Man erblickte sie fast sofort. Es ertönten Schreie, und dann begann eine wahnsinnige Jagd den Berg hinauf. Als die Fremden den Fuß des Berges erreicht hatte, war er verlassen. Hinter den letzten der wie wild Flüchtenden schloß sich das Tor. Über der Einfriedung tauchten Gesichter auf, und der Aussichtsturm füllte sich mit entsetzten Menschen.
    Die Eindringlinge erreichten schließlich das Plateau mit dem Dorf. Sloosh öffnete sein Netz und holte die Köpfe heraus. Ein vielstimmiger Schrei der Verwunderung erhob sich von den Schauenden. Der Pflanzenmensch fing an, die Köpfe über das Tor zu werfen.
    Deyv rief zu ihnen hinüber: „Seht die Geschenke, die wir euch bringen! Die Rotohren werden euch nie mehr angreifen! Eure Pflanzen und eure Krieger sind sicher vor ihnen! Wir haben sie getötet, um euch unsere Freundschaft zu beweisen!“
    Als er seine Ladung endlich losgeworden war, leerte Sloosh noch das Netz der Shemibob und warf den Inhalt auf den Boden.
    „Kommt heraus und holt sie euch!“ rief Deyv. „Jeder Stamm kann seine eigene Trophäe haben! Steckt sie euch auf Pfähle, auf daß ihr euch immer daran erinnern möget, wie der große Deyv und seine Freunde, die Shemibob und der Archkerri – und seine große Frau …“ Er fügte dies hinzu, da er wußte, daß es Vana kränken würde, wenn er sie ausließe, „… wie sie die furchtbaren Rotohren mühelos töteten, ebenso mühelos, wie sie in kürzester Zeit sechs Stämme töten könnten.“
    „Nicht übertreiben“, warnte die Shemibob leise.
    „Aber wir kommen als Freunde, nicht um zu töten! Wir kommen, euch an einen Ort zu führen, wo die Erdbeben euer Land nicht zerreißen und euch nicht vernichten werden!“
    Vana trieb die Gefangene nach vorn.
    „Hier ist Be’nyar!“ sagte Deyv. „Wir nahmen sie von euch, auf daß wir eure Sprache und eure Sitten kennenlernten, ja, alle eure Geheimnisse! Wie ihr seht, ist ihr

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