Dunkel ist die Sonne
hatte, war das Brett unter seinem Gewicht so durchgebogen, daß die wenigen Zentimeter auf dem Fenstersims noch weniger geworden waren. Deyv gab ein Zischen von sich und hieß ihn dann mit leiser Stimme zurückgehen.
Sloosh trat den Rückzug an und hievte behutsam sein Hinterteil durchs Fenster. Deyv hätte ihn gern gefragt, was er nun zu tun gedachte, aber er hatte Angst, daß seine Stimme oben gehört würde. Die Seitenwände der beiden Tharakorm waren aufwärts gebogen und bildeten an der Stelle, an der sie sich trafen, eine Art Baldachin. Die da oben konnten ihn nicht sehen, aber es bestand immerhin die, wenn auch geringe, Möglichkeit, daß sie vom Fenster aus ein lautes Geräusch hören würden.
„Wir brauchen ihn aber“, murmelte Deyv. „Nun ja.“
Sie ließen die Fackeln in dem Raum, da das Licht an Deck gesehen werden konnte. Im Korridor war es dunkel, das Feuer war niedergebrannt, obschon es stark nach Rauch und verbranntem Fleisch roch. Deyv führte die anderen an, indem er sich vorwärtstastete, bis er die Stufen zur Kajüte erreicht hatte. Das Licht von vor der Kajüte postierten Fackeln machte es ihm möglich, innen Gegenstände zu erkennen. Wegen des üblen Geruchs der verkohlten Leiche eines Sklaven hätte er sich am liebsten übergeben.
Vorsichtig ging er durch die Tür und sah um die Ecke. Das Feuer und die Fackeln enthüllten hinter der Kajüte Feersh, ihre Kinder und die Sklaven. Die Hexe sagte gerade etwas mit leiser Stimme zu ihnen. Als sie geendet hatte, legte sie ihre Hand auf Jowanarrs Schulter. Die Tochter wandte sich in Deyvs Richtung um; er trat rasch hinter die Tür.
„Geht auf die andere Seite!“ flüstert er.
Einen Augenblick darauf hörten sie, wie die Feinde die Kajüte betraten. Jemand kletterte auf das Dach. Deyv trat ein Stück von der Kajütenwand zurück, wo er sich hingekauert hatte, und wagte einen raschen Blick nach oben. Eine Sklavenfrau stand mit dem Rücken zu ihm auf dem Dach und bemühte sich, durch das Feuer und den Rauch an der Reling etwas zu erkennen.
Er schoß wieder zur Kajütenwand zurück und sagte: „Sie haben da oben eine Wächterin postiert. Aber wo wollen die anderen hin?“
Der Yawtl antwortete: „Ich nehme an, sie haben das gleiche vor, was wir soeben gemacht haben, nur in die entgegengesetzte Richtung.“
„Dann haben sie noch mehr Planken.“
„Daran würde ich keinen Moment zweifeln.“ Der Yawtl kicherte in sich hinein.
„Dann werden sie auch die Fackeln sehen, die wir zurückgelassen haben!“
Wenn sie zur vorderen Kajüte liefen, hätte die Wächterin sie wahrscheinlich gesehen, und ein Schrei hätte die Hexe gewarnt. Sie hatten jedoch nicht viel Zeit, um über die weiteren Schritte lange nachzudenken.
Ohne den anderen zu sagen, was er vorhatte, sprang Deyv auf, griff mit beiden Händen nach dem Kajütendach und zog sich hoch. Die Frau fuhr herum, als sie ihn kommen hörte, aber da war er schon auf den Beinen und holte mit dem Tomahawk aus. Die Kante traf sie über dem Ohr, und sie brach lautlos zusammen. Er sprang wieder vom Dach herunter und rannte auf die vordere Kajüte zu. Diejenigen, die da unten waren, hörten vermutlich seine Schritte, aber das konnte er nicht ändern. Hinter ihm ertönte das gedämpfte Geräusch von Vanas und Hoozissts Füßen sowie Jums und Aejips Pfoten.
Sie hatten Glück. Als er den Korridor erreichte, sah er, daß Feersh und ihre Leute gerade den Korridor hinunterblickten, der vom Fuß der Treppe wegführte. Es sah ihm ganz so aus, als habe die Hexe jemanden hindurchgeschickt und warte nun zusammen mit den anderen auf dessen Rückkehr. Aha! Einige Sklaven waren mit einer Planke unterwegs.
Aus dem Türeingang des Raums, durch den er in das Tharakorm eingedrungen war, schimmerte Licht. Für die Leute der Hexe war es sicher nur schwach zu sehen, aber sie mußten es bemerkt haben. Daß sie jedoch niemanden geschickt hatten, um nachzuforschen, bewies, daß sie dem Licht wenig Beachtung geschenkt hatten. Warum sollten sie auch? Die Teilnehmer einer kürzlich stattgefundenen Schlacht hatten eben einige ausgebrannte Fackeln herumliegen lassen.
Irgend jemand hatte Feersh aber bestimmt von dem Licht berichtet. Es konnte sein, daß sie sich noch dazu entschloß, jemanden nachsehen zu lassen, wenn sie an diesem Raum angelangt war. Er drehte sich um und schob die anderen in einen Raum auf der anderen Seite des Korridors. Er ließ sich auf alle viere fallen und steckte den Kopf um die Ecke des Türeingangs. Sie
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