Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
jemand kräftig darauf herumgetrampelt, und der Mund des Mannes war dünn und spitz, die Lippen so hell, daß sie fast durchscheinend wirkten. Dahinter grinsten Charity die schlechtesten Zähne an, die sie jemals gesehen hatte. Alles in allem war dieser Schädel riesig, während der Körper des Fremden klein und spindeldürr war. Der Mann trug einen bis auf den Boden reichenden Umhang aus braunen und grauen Fetzen, aus dem nur seine Hände hervorragten. Sehr magere, fast graue Hände. Das Scheuerlappengesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Verdammt, tu das Licht weg«, quäkte der Fremde, während er auf einen der bewußtlosen Motorradfahrer deutete. »Willst du, daß ihre Kumpel dich sehen und herkommen?« Charity schaltete hastig die Lampe aus und überwand endlich ihren Schrecken. »Wer sind Sie?« fragte sie. Der Zwerg antwortete nicht, sondern kam mit kleinen, trippelnden Schritten näher, wodurch er in den Lichtschein des Feuers geriet und Charity ihn genauer betrachten konnte. Neugierig beugte er sich über einen der bewußtlosen Motorradfahrer, stieß ihn unsanft mit dem Fuß an und nickte, als keine Reaktion erfolgte. »Saubere Arbeit«, sagte er anerkennend. »Aber du solltest sie töten, solange du es noch kannst. Sie werden nicht erfreut sein, wenn sie aufwachen.«  Charity ignorierte seine Worte. »Wer sind Sie?« fragte sie noch einmal. »Wer ich bin?« Das graue Gesicht verzog sich zu etwas, das sein Besitzer wohl für ein Lächeln halten mochte. »Wo kommst du her, Süße, daß du noch nie von mir gehört hast? Aber egal - ich habe jedenfalls lange niemanden mehr getroffen, der so sauber mit den Sharks aufgeräumt hat wie du.« »Das ist keine Antwort«, sagte Charity ärgerlich. Sie hob drohend die Waffe, aber der Zwerg schien ganz genau zu wissen, daß sie nicht vorhatte, sie zu benutzen. Er grinste noch breiter, kam mit trippelnden Schrittchen näher und verbeugte sich übertrieben tief vor ihr. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle, schöne Unbekannte?« flötete er. »Mein Name ist Abn El Gurk Ben Amar Ibn Lot Fuddel der Vierte, Besorgungen aller Art, Informationen, Schwarzmarktware und Waffen, Drogen und Mietkiller gegen Aufpreis. Stets zu Diensten.« Charity starrte Abn El Sowieso verblüfft an und fragte sich, ob sie das alles vielleicht nicht nur träumte. »Meine Freunde nennen mich einfach nur Gurk«, fuhr der Kauz fort. »Und du gehörst natürlich dazu. Wer die Sharks so aufmischt wie du, den habe ich lieber zum Freund als zum Feind.« »Aha«, sagte Charity. Abn El Gurk Ben Amar Ibn Lot Fuddel der Vierte, Besorgungen aller Art, Informationen, Schwarzmarktware und Waffen, Drogen und Mietkiller gegen Aufpreis, lächelte wissend, wurde aber dann sehr schnell wieder ernst. »Du solltest hier verschwinden, Liebling«, sagte er. »Die Schüsse sind bestimmt meilenweit gehört worden. In ein paar Minuten dürfte es hier von Sharks wimmeln.« Charity blickte erschrocken zu den drei reglosen Gestalten herüber. »Es gibt noch mehr solche Typen?« Die Lichter, die sie gesehen hatte, fielen ihr ein, noch ehe Gurk antwortete. »Klar«, sagte der Gnom. »Wenn ich du wäre, würde ich mich verpissen, ehe sie hier sind. Es sei denn, du hast eine überzeugende Erklärung für das, was hier passiert ist.« Er seufzte. »Ist allerdings nicht einfach, einem arschgesichtigen Shark überhaupt irgend etwas zu erklären.« Charity unterdrückte ein Grinsen. Gurks Ausdrucksweise war nicht unbedingt druckreif, aber sehr treffend. Und wahrscheinlich hatte er recht. Es würde schwierig werden, mit diesen Mad-Max-Imitatoren fertig zu werden. »Verschwinde«, sagte Gurk noch einmal. »Hätte mich gerne noch ein bißchen mit dir unterhalten, aber ich bin auch nicht scharf darauf, die Sharks zu treffen. Wenn du mal was brauchst, dann wende dich an mich.« »Und wie?« fragte Charity amüsiert. »Ich nehme nicht an, daß du im Telefonbuch stehst.« »Frag einfach nach mir«, rief Gurk. »Hier kennt mich jeder.« Er wandte sich zum Gehen, dann zögerte er noch einmal. »Und noch einen Rat«, sagte er, »ausnahmsweise sogar kostenlos: Halte dich aus dem Norden fern. Dort wimmelt es von Sharks.« Charity sah ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Sie war irgendwie verwirrt, aber auch amüsiert. Dabei glaubte sie keinen Augenblick, daß dieser El Gurk auch nur halb so harmlos war, wie er aussah. Aber sie glaubte auch zu spüren, daß er es ehrlich meinte. Und so ganz nebenbei,

Weitere Kostenlose Bücher