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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er fort.
    Garth sah weg und begann unruhig mit der Stiefelspitze auf dem Boden zu scharren, während Regs Blick unruhig herumirrte, als suchte er verzweifelt nach einem Fluchtweg. »Wir haben uns die Kleine natürlich geschnappt«, antwortete er zögernd. »Aber Garth hatte sie kaum gepackt, als die andere auftauchte und ihn von hinten niederschlug.« »Und du hast seelenruhig dabei zugesehen«, vermutete Skudder. Regs Gesicht verdunkelte sich vor Zorn. »Nein«, fauchte er. »Ich bin auf sie los, aber ... « »Er hatte keine Chance, Skudder«, sagte Garth, als Reg nicht weitersprach. »Das war nicht die ahnungslose Frau, die wir schnappen sollten. Die Kleine war eine ausgebildete Nahkämpferin.« Skudder starrte Garth einen Herzschlag an, aber er schluckte die wütende Antwort herunter, die ihm auf der Zunge lag. An der Geschichte der beiden war irgend etwas faul, das spürte er. Wahrscheinlich hatten sie mehr getan, als sich die Wastelanderin nur zu schnappen, wie Reg es ausgedrückt hatte, und wahrscheinlich hatte Charity Laird sie nicht nur durch einen reinen Zufall so vollkommen überrumpeln können. Aber immerhin - Den war tot, Regs rechte Schulter gebrochen und Garth' Gesicht sah aus, als hätte jemand darauf Stepptanzen geübt. Ganz egal, ob sie nun abgelenkt waren oder nicht - das war nicht das Werk einer total verstörten, hilf-und ahnungslosen jungen Frau, die sie hatten einfangen sollen. Wütend ballte er die Faust. »Okay«, sagte er. »Verschwindet, ihr Nieten. Laßt euch verarzten, und dann seht zu, daß ihr irgendwo neue Maschinen auf treibt. Bis ihr welche gefunden und fertiggemacht habt, dürft ihr in der Küche mithelfen. Aber begrabt zuerst Den«, fügte er hinzu. Die beiden sagten kein Wort mehr, sondern drehten sich hastig herum und verschwanden. Skudder gab auch den übrigen Männern ein Zeichen, ihn allein zu lassen. Er legte sorgfältig den Riegel hinter ihnen vor und verließ das Zimmer durch eine andere Tür. Über eine kurze Betontreppe, deren drei untersten Stufen geborsten waren, gelangte er in einen kleinen Keller. Der Raum war vollgestopft mit Gerumpel, Kisten und Truhen. An den Wänden hingen Waffen - angefangen von einer modernen Maschinenpistole, deren letzte Munition er vor mehr als einem Jahr verschossen hatte, bis hin zu Pfeil und Bogen und einem reichverzierten, handgearbeiteten Tomahawk, der weitaus effektiver war als eine leergeschossene MP. Zumindest in der Hand eines Mannes, der damit umgehen konnte. Und Skudder konnte. Wie immer, wenn er hier herunterkam, fiel sein Blick fast automatisch auf die altertümlichen Waffen an der Wand, blieb einen Moment auf einem gewaltigen, bunten Federschmuck hängen, der seine Sammlung krönte, und wanderte dann zu dem kleinen Tischchen vor der gegenüberliegenden Wand. Der Tisch bestand aus verchromtem Metall. Es gab auch nicht sehr viele, die von seiner Existenz wußten und von dem modernen Fernsehempfänger, der darauf stand. Skudder streckte die Hand aus, berührte den einzigen, roten Knopf, der die Seitenwand des Monitors unterbrach, und wartete geduldig, bis die Mattscheibe zu flimmern begann. Ein leises Rauschen drang aus dem Gerät, dann ein an- und abschwellender Pfeifton, der Skudder heute so sehr wie beim allerersten Mal schaudern ließ, als er ihn gehört hatte. Anders als sonst mußte er nur wenige Augenblicke warten, bis der weiße Schnee auf der Mattscheibe einem Bild wich. Gleichzeitig richtete sich die kleine Optik der mit dem Empfänger gekoppelten Kamera auf sein Gesicht. Skudder wußte, daß er nun irgendwo - wo immer das sein mochte - auf einem ähnlichen Bildschirm zu sehen war, während auf seinem Monitor wie gewohnt nur das verschlungene, flammendrote >M< Morons erschien. »Skudder?« Trotz der schlechten Empfangsqualität erkannte er einwandfrei Daniels Stimme. Anders als sonst mußte er nicht erst geholt werden. Skudder vermutete, daß er schon lange und sehr ungeduldig neben dem Empfänger gesessen und auf Skudders Ruf gewartet hatte. Er hörte auch deutlich die Erregung in Daniels Stimme. »Habt ihr sie?« Skudder schwieg einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er. Fünf Sekunden Schweigen. Dann: »Was soll das heißen - nein?« »Sie ist meinen Leuten ... entkommen«, antwortete Skudder zögernd. »Entkommen?« Daniel schrie fast. »Du hast ...« »Ich habe«, unterbrach ihn Skudder ärgerlich und mit leicht erhobener Stimme, »acht meiner besten Männer losgeschickt.

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