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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Skudder. »Zu unserem Führer«, erwiderte Mark kalt. Skudder fuhr fast unmerklich zusammen, aber Charity war nicht sonderlich überrascht. Captain Laird, hatte die Lautsprecherstimme gesagt, und das Wort Captain war ihr ein bißchen zu glatt über die Lippen gegangen. Sie hatte das bestimmte Gefühl, zu wissen, wer sie auf der anderen Seite der Tür erwartete. 
    Sie durchquerten den Raum, in den Charity gerade hineingesehen hatte und der wirklich so etwas wie eine Computerzentrale zu sein schien. Die Männer und Frauen an den Pulten waren ausnahmslos so blaß und schlank wie Mark, und ihre gleichförmige Kleidung ließ sie wie Automaten wirken. Sie fühlte sich in einen jener alten Science-Fiction-Filme versetzt, in denen die Menschen nach einer Atomkatastrophe in unterirdischen Bunkeranlagen überlebt hatten, menschliche Maulwürfe, die nicht einmal mehr wußten, daß es einmal einen Himmel gegeben hat, der nicht aus Stein oder Beton bestand. Nur, daß dies keine erfundene Geschichte war, sondern die Wirklichkeit. Und daß sie hundertmal schlimmer war als alles, was menschliche Phantasie jemals ersonnen hatte. Endlich hatten sie den Raum durchquert, und Mark öffnete eine weitere Tür. Charity registrierte, daß rechts und links des Durchganges bewaffnete Posten standen, die sie und Skudder mit unverhohlenem Mißtrauen musterten. Als sie durch die Tür traten, wurden sie von grellen Scheinwerfern geblendet. Hinter einem richtigen Schreibtisch saß eine Gestalt, die sie im gleißenden Licht kaum wahrnehmen konnten. Ärgerlich hob sie die gefesselten Hände ans Gesicht und blinzelte. »Was soll dieser Unsinn, Stone?« fragte sie. Sie sah, wie Skudder erstaunt zusammenfuhr und sie aus großen Augen anblickte, und auch auf Marks Gesicht erschien ein fragender Ausdruck. »Wir haben jetzt lange genug Theater gespielt, finden Sie nicht?« fuhr sie fort. »Schalten Sie das blödsinnige Licht aus!« Im ersten Moment geschah nichts. Dann bewegte sich der Schatten hinter dem Lichtvorhang, und ein leises, sehr dünnes Lachen erscholl. Etwas klickte, und das Licht erlosch. Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich Charitys Augen wieder an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten - und dann noch einmal eine Weile, bis sie begriff, daß sie sich getäuscht hatte. Es war nicht Stone. Aber sie kannte das Gesicht auf der anderen Seite des Schreibtisches trotzdem; obwohl es sich auf unglaubliche Weise verändert hatte. »Niles!« flüsterte sie fassungslos. 

Kapitel 9

    Raoul schob sich Zentimeter für Zentimeter auf den Hang zu. Er hatte zwanzig Minuten gebraucht, um die zehn Schritte vom Waldrand bis zum Fuß der Geröllhalde zurückzulegen, auf dem Bauch kriechend und so langsam, daß er manchmal das Gefühl gehabt hatte, überhaupt nicht mehr von der Stelle zu kommen. Die ganze Zeit über hatte er das kleine, blinkende Glasauge nicht einmal aus den Augen gelassen, das aus der Schutthalde herab auf den Waldrand starrte. Keiner der anderen hätte es bemerkt, und auch Raoul hatte es nur gesehen, weil er erstens ziemlich genau gewußt hatte, wonach er suchen mußte, und weil es sich bewegte - sehr langsam, aber unaufhörlich. Eine halbe Drehung nach rechts, Pause. Eine halbe Drehung nach links, Pause ... Manchmal, wenn ein fallendes Blatt, ein Staubwirbel oder ein kleines Tier in seinen Sichtbereich gekommen waren, hatte es angehalten, aber nie für sehr lange. Raoul kannte diese Art von Überwachungsgeräten, und das war auch der Grund, warum er sich auf Händen und Knien und im Schneckentempo bewegte. Immer dann, wenn das matte Glasauge direkt in seine Richtung blickte, erstarrte er zu völliger Reglosigkeit. Dann atmete er nicht einmal mehr.
    Es war eine Videokamera, aber das kleine, in unregelmäßigen Abständen flackernde rote Auge darunter verriet ihm auch, daß sie nicht permanent eingeschaltet, sondern mit einem primitiven Melder gekoppelt war, der auf jegliche Art von Bewegung reagierte. Er vermutete, daß es Dutzende, wenn nicht Hunderte solcher künstlichen Augen gab, die das Gelände rings um den Berg absuchten. Wahrscheinlich waren sie mit einem Computer gekoppelt, der jede registrierte Bewegung auswertete. Raoul hatte die Schutthalde erreicht. Die Kamera war ihm so nahe, daß er nur die Hand auszustrecken brauchte, um sie zu berühren.Sein Blick huschte über die Trümmerlandschaft aus Felsbrocken und Schutt und blieb an einem niedrigen, dreieckigen Spalt hängen. Der Eingang. Hier nur

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