Dunkelkammer: Frank Wallerts erster Fall (German Edition)
Sie etwas von mir wissen wollen, sollten Sie mir Fragen stellen, oder glauben Sie, dass ich Ihren Vortrag jetzt kommentiere?“
„Ich habe Ihnen gesagt, was wir
wissen
!“, entgegnete Britta und wurde energisch. „Wir brauchen Ihren Kommentar nicht. Ihnen sollte klar sein, dass Sie bis zum Hals in der Scheiße stecken! Sie haben jetzt die Möglichkeit zu kooperieren, was Ihre Lage verbessern könnte. Ich finde, Sie sollten uns zuerst einmal erzählen, was Sie mit Jörg Klettner zu tun hatten.“
Kleine zögerte etwas, wandte aber den Blick nicht von Britta ab. Schließlich sagte er: „Okay. Ich erzähle Ihnen jetzt eine Geschichte, aber meinen Sie nicht, ich könnte vorher einen Kaffee bekommen?“
***
Shirley Simmons blickte Maren an und lachte.
„Sie sind Polizistin? Das hätte ich nie gedacht!“
„Sie sind die Freundin eines Kinderschänders? Das hätte
ich
nicht gedacht!“, erwiderte Maren schlagfertig, und sofort explodierte die Engländerin.
„Ich bin doch nicht die Freundin von diesem Schwein. Ich habe ihn mal gefickt, diesen alten Sack, aber mein Freund ist er nicht. Hat
er
das gesagt?“
Maren reagierte nicht. Fabian hatte Maren beim Verhör von Shirley das Vorrecht eingeräumt, also nahm sie am Tisch Platz und Fabian hielt sich im Hintergrund. Sie wies Shirley darauf hin, dass das Gespräch aufgezeichnet würde. Auch Simmons verzichtete auf einen Anwalt.
„Kann ich eine Zigarette kriegen?“, fragte Shirley.
Maren blickte Fabian an. Der nickte und zog eine Schachtel aus der Brusttasche seines Hemdes. Fabian gab ihr Feuer und stellte einen Aschenbecher vor sie auf den Tisch. Dankbar zwinkerte Shirley ihm zu und nahm einen tiefen Zug.
„Fragen Sie!“, sagte sie zu Maren gewandt. „Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen.“
Maren war überrascht.
„Wer ist Robert Lachner?“
Ohne zu zögern antwortete die junge Engländerin. „Er ist ein Freund und Partner von Stefan. Normalerweise hat er die Aufnahmen gemacht und kopiert.“
***
Reinhard und Malte standen vor der schweren Eingangstür eines Altbaus in Speldorf. Den Polizeiwagen hatten sie vorausschauend um die Ecke geparkt. „R. Lachner“ stand auf dem Schild neben dem Klingelknopf, den Malte in diesem Augenblick drückte. Eine Gegensprechanlage gab es in diesem Haus nicht. Tatsächlich wurde nach einer Weile der Türöffner betätigt, der mit einem schnarrenden Geräusch ertönte. Malte drückte die Eingangstür auf, und die Beamten betraten einen dunklen Hausflur, in dem eine durchgebogene und abgewetzte Holztreppe mit kunstvoll gestaltetem Handlauf nach oben führte. Auf dem dritten Treppenabsatz standen sie allerdings vor zwei geschlossenen Türen, von denen die linke offensichtlich zur Wohnung von Robert Lachner gehörte, denn sein Name stand auf einem Messingschild an der Tür. Noch einmal drückte Malte auf den Klingelknopf. Hinter der Tür waren deutlich Geräusche zu vernehmen. Schließlich wurde geöffnet und die Beamten sahen sich einem etwa vierzigjährigen Mann gegenüber, der sie herausfordernd ansah.
„Ja, bitte?“, sagte er und blickte von Malte zu Reinhard und zurück.
Die beiden hatten ihre Dienstausweise gezückt und hielten sie dem Mann vor die Nase.
„Wir sind von der Kriminalpolizei. Sind Sie Herr Robert Lachner?“, erwiderte Malte.
„Ja. Habe ich was angestellt?“, versuchte Lachner zu scherzen. Seinem Gesicht war anzusehen, dass ihm aber eigentlich zum Scherzen nicht zumute war. Irgendwie schien er auf etwas zu lauern.
„Nein, nicht dass ich wüsste. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Es dauert nicht lange.“
Lachner schien zu zögern, sagte dann aber: „Okay, kommen Sie rein!“.
Lachner trat zur Seite und machte eine einladende Handbewegung ins Innere der Wohnung. Reinhard betrat hinter Malte einen schmalen Flur.
„Geradeaus bitte, ins Wohnzimmer!“, forderte Lachner sie auf.
Die beiden Beamten nickten und liefen los. Plötzlich bemerkte Malte hinter sich eine schnelle Bewegung und fuhr herum. Lachner hatte einen Satz nach vorne gemacht, huschte blitzschnell durch die Tür und schlug diese zu.
„Scheiße!“, entfuhr es Malte, als er nachsetzte.
Er riss die Tür auf. Mit zwei Sätzen war er auf der Treppe und sah Lachner, der bereits einiges an Boden gewonnen hatte, die Treppe hinunterhetzen. Er vollführte eine Flanke über das Treppengeländer und nahm Lachner auf diese Weise etwas von seinem Vorsprung ab.
„Bleiben Sie stehen!“, rief er ihm nach und rannte
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