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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Tarinds und dessen Gemahlin zu verdanken, schürte Telarions Zorn. »Wer bist du, dass du glaubst, ein Urteil über mich sprechen zu können? Du verstärkst ständig um deiner Lust willen deine Wassermagie mit der Kraft des Dunkelmonds und trittst die Gebote des Lebens mit Füßen!«
    »Und du?«, spie Tarind aus. »Du hast nicht nur das getan! Du hast nicht nur deinen Wind mit ihren Flammen gespeist, sondern mit deinem Sturm auch ihr Feuer geschürt!« Er schnaubte und ging aufgebracht hin und her. »Mein Bruder, der Gelehrte, liebt eine Schankdirne, Sklavin und Verräterin! Ich kann diese Schande nicht fassen. Ireti hat dich gewarnt, dass die Tochter des Siwanon sich in dein Herz schleichen würde, und war betroffen, als sie sah, dass es ihr gelungen war. Doch in deiner Arroganz wusstest du es besser – du gingst allein zu ihr, um sie zu heilen!«
    Der Zorn in Tarinds Gesicht machte einem anzüglichen Lächeln Platz, als Telarion zurückfuhr. »Woher weißt du davon?«, brachte der Fürst mühsam hervor.
    Doch Tarind ging nicht darauf ein. »Du tatest es, weil du den Gedanken an die Niederlage nicht ertragen konntest, den ihr Tod deinem Ruf als Heiler zugefügt hätte, nicht wahr? Sie hätte gewonnen, wenn sie gestorben wäre, doch deine Loyalität zu mir und dein Stolz ließen das nicht zu. Aber sie dankte es dir nicht, sondern überschüttete dich mit Vorwürfen, versuchte, dich zu töten und einen Keil zwischen dich und mich zu treiben. Sie war trotz ihrer Schwäche so stark, dass du sie wie eine Geliebte in den Arm nehmen und an dich drücken musstest, damit sie endlich begreife, wie stark die Luftmagie und die Lebenskraft des Fürsten Telarion Norandar ist.«
    Für einen Augenblick war es Telarion, als müsse die Welt um ihn herum zerspringen, als sei sie aus Glasfluss und dünnem Marmor. Doch die Scherben hinterließen keine Leere und keine Trauer.
    Hass explodierte in ihm, brach aus wie ein Vulkan, als ihm klar wurde, woher sein Bruder so genau über ihn und die fremde Magie in ihm Bescheid wusste. Ihm wurde beinahe übel vor Zorn, als er die Ungerührtheit sah, mit der Tarind über das Wissen verfügte, das seine Gemahlin auf so hinterhältige Weise erlangt hatte.
    »Ireti hätte noch länger und genauer meinen Gedanken und denen der Tochter des Siwanon lauschen sollen«, stieß Telarion hervor. »Aber vielleicht schreckte selbst sie davor zurück, mit ihrer Macht noch unehrenhafter umzugehen, als sie es ohnehin schon tat. Denn Sanara würde ihre Magie nie benutzen, um sich in die Gedanken eines anderen einzuschleichen und ihn wie den Zaranthen gar zu töten, wie du – wie wir!   – es von ihr verlangten! Sie hat sogar versucht, sich zu töten, bevor sie es so weit kommen ließ! Das ehrt sie und stellt sie mit jedem Adepten des Lebens auf eine Stufe!«
    Tarind warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Also hattemeine Gemahlin recht! Der Fürst von Norad liebt eine Schankdirne!«
    Telarion gab keine Antwort. Er hatte selbst Sanara gegenüber geleugnet, was ihm dieser Augenblick bedeutet hatte, in dem er sie im Heiligtum der Ys an seinen Leib gezogen hatte. Er würde es nie wieder leugnen, doch er würde seinem Bruder auch nicht die Genugtuung geben, es auszusprechen.
    Wieder wurde Tarind ernst, als sein Zwilling nicht antwortete. »Es ist eine Schande, dass von dieser Stunde an unter den Elben dein Name der eines Verräters sein wird. Denn diese Liebe zwischen dem Sohn des Sturms und der Nachfahrin der Geliebten des Thautar ist eines langen Epos würdig, dem die wortlosen Töne der Menschen kaum gerecht werden können.« Er straffte sich und verbannte die Trauer aus seinem Gesicht. »Du bist auf dein ethandin beschränkt, bis meine Königin und ich darüber entschieden haben, wie mit einem Verräter wie dir zu verfahren ist. Niemand außer mir, der Königin und ihrem Bruder Iram hat Zugang. Auch Gomaran von Malebe nicht.«
    Er bedachte seinen Zwilling mit einem halb verächtlichen, halb traurigen Blick. »Glaube nicht, dass ich frohlocke, weil du gestürzt bist«, sagte er nach einer Pause leise. »Ich habe heute meinen Zwilling verloren. Ireti prophezeite mir, dass es eines Tages geschehen würde, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Doch sei dir gewiss, Telarion, das Wasser meiner Seele wird immer deinen Wind spüren, ganz gleich, was geschieht.«
    Er streckte die Hand aus, um sie Telarion auf die Schulter zu legen. Der Wind in Telarion wurde bei dieser Berührung zum Sturm – einem Sturm der

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