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Dunkelmond

Dunkelmond

Titel: Dunkelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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erleichterte Telarion nicht. Auch wenn Tarind es nicht selbst getan haben konnte, die Kälte, mit der sein Zwilling Leben vernichtete, zwang dem Heermeister geradezu die Frage auf, ob er nicht dennoch den Tod des Vaters zu verantworten hatte.
    Telarion schüttelte den Kopf, stand auf und ging zu einem Tablett hinüber, auf dem eine Karaffe mit verdünntem hellem Wein und ein paar Kelche standen. Er goss sich und dem Bruder davon ein.
    »Über welche der Dunklen Magien verfügt Ireti?«, fragte er unwillkürlich.
    Tarind, der gerade seinen Becher an die Lippen hatte führen wollen, hielt inne und starrte ihn verblüfft an. »Die Königin?«
    »Sie ist eine Landarias.«
    Tarind nahm einen Schluck und setzte den Becher wieder ab. »Das ist kein Geheimnis. In ihr fließt menschliches Blut, und das ist der Grund, warum du sie immer gering geschätzt hast.«
    »Ja, ich bringe dem Haus Landarias Misstrauen entgegen«, entgegnete Telarion. »Es sind Elben, Geschöpfe des Goldmonds, wie die Mundessi oder die Norad. Doch sie verachten Vanar und seine Gaben und vermengen sie in sich mit denen des Dunkelmonds, das weißt du selbst! Ireti ist eine hohe Tochter des Fürsten Indrasath. Doch kein Kind, das er zeugte und das nicht sowohl eine Magie des Goldmonds als auch eine des Akusu in sich hat, wird von ihm anerkannt, so ist es Sitte im Hause Landarias!«
    »Das ist natürlich ein Umstand, der einem Heiler zweiter Ordnung und Shisan des Goldenen Mondes nicht gefallen kann«, spottete Tarind und trank einen Schluck. »Bekümmert dich das wirklich erst jetzt?« Er wechselte das Thema. »Ein guter Wein, Bruder. Er ist leicht, aber gerade deshalb eines Luftmagiers würdig.«
    »Die Heiratspolitik des Hauses Landarias musste mich bisher nicht kümmern, denn Ireti ist mit dir verheiratet und nicht mit mir«, erwiderte Telarion, ohne auf seinen Weingeschmack einzugehen. »Doch nun würde ich gerne wissen, über welche Magien des Akusu die Hohe Tochter Indrasaths von Loranon gebietet.«
    Tarind warf seinem Zwilling einen Blick zu. »Du solltest dich nicht über die erheben, die die Dunkle Magie höher schätzen als du, Bruder – wozu wahrscheinlich die meisten Elben gehören, die ich kenne. Denn du zogst aus, um eine Feuermagierin von großer Macht in die Sklaverei zurückzuholen, damit sie uns, den Elben und Herren des Lebens, diene. Aber du kamst mit leeren Händen zurück. Und ich muss   – als König, nicht als Bruder!   – darüber nachdenken, ob ich nicht recht hatte mit den Zweifeln an dir, die mich angesichts dessen stärker denn je überfallen.«
    Er schien nicht zu erwarten, dass Telarion antwortete, sondern schickte sich an, das Zelt zu verlassen.
    »Nun, ich weiß tatsächlich nicht, ob ich sie erneut in Ketten gelegt hätte, wenn ich sie denn gefunden hätte«, hörte sich Telarion zu seiner eigenen Überraschung sagen. Erst als er es in Worte fasste, wusste er, dass es der Wahrheit entsprach.
    Tarind blieb vor seinem Bruder stehen und sah nachdenklich, ja, beinahe enttäuscht auf ihn herab.
    »Ich weiß es für dich«, sagte er nach einer Weile leise. »Du hättest es nicht tun können. Und es erfüllt mich mit Traurigkeit, dass eine Zauberin, die dem Tod dient, den Nebeln, der Leere und dem zerstörerischen Feuer, die Reinheit in der Seele meines Zwillings zerstört hat.«
    »Du glaubst also, die Amadians dienten dem Syth«, erwiderte Telarion.
    Tarind hob stirnrunzelnd den Blick. »Du nicht? Sage mir nicht, du hättest das dunkle Feuer, das unseren Vater sterben ließ, nicht auch im Inneren dieser Seelenhexe gefunden, als du sie zu unterwerfen versuchtest.«
    Telarion schloss die Augen und fühlte der von dunklen Schlieren durchzogenen Flamme nach, die in seinem Inneren brannte. Er spürte die Kraft dieser Magie, es war die Macht, auf die Jenseitige Ebenen zu wechseln und dort den Nebeln, den Seelen der Toten, zu befehlen. Es war eine Kraft wie die, welche die Seele Dajarams verbrannt hatte.
    Und doch schien es mit einem Mal einen Unterschied zu geben, auf den er bisher nicht geachtet hatte. Das Feuer in Sanara leuchtete trotz der rauchschwarzen Schlieren gelb. Und der Vulkan im Inneren des Schmieds, ihres Bruders, war ebenfalls eher gelb denn rot gewesen, auch wenn die Farbe der Erde dem Gelb einen kraftvollen Orangeton verliehen hatte.
    Er nahm allen Mut zusammen und tauchte in eine Erinnerung hinab, die er in einem der hintersten Winkel seines Geistes verborgen hielt, aus Furcht, sie wieder durchleben zu

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